Nostalchic

Lapalux’ Debüt bietet sonnigen Chillwave. Dabei macht er überall mehr als Dienst nach Vorschrift. Das hebt ihn von anderen ab.

Aus rechtlichen Gründen werden Artikel aus unserem Archiv zum Teil ohne Bilder angezeigt.

Wenn man – wie hier in der Redaktion – viele Alben digital oder als Stream bekommt, entgehen einem manchmal leider die Vorzüge physischer Kopien. Zum Beispiel das Artwork. Bei Stuart Howards – aka Lapalux – Debütalbum wäre das traurig. Nicht weil die bunte Fotocollage aus dünnen, vertikalen Streifen von alten Fotos wahnsinnig beeindruckend wäre. Sondern weil es Lapalux’ Art Musik zu machen perfekt visualisiert. »Nostalchic«, das die Tage auf Brainfeeder (ja, dem Flying Lotus-Label) erscheint, trägt die aus-Altem-Neues-machen-Technik auch bereits im Namen. Viele der benutzen Samples weisen in die Vergangenheit – trotzdem könnten Produktionsweise und Sound kaum moderner sein.

Lapalux macht da weiter, wo er bei seinen EPs aufgehört hat. Seine Musik ist eine Mischung aus HipHop, House, R’n’B und Sample-Spielereien an allen Enden. Das würde man heute wohl am ehesten als Chillwave bezeichnen. Referenzpunkte anzugeben ist schwer, gehört Lapalux ja in diesem Bereich im Grunde selbst bereits zu den Großen, ist mehr Trendsetter als Nachahmer. Vielleicht würden einem noch Groundislava und der unvermeidliche Gold Panda einfallen. Mit aktuellen Überfliegern wie Giraffage teilt Lapalux die Leidenschaft, Geschwindigkeit und Vocals einfach mal dramatisch herunterzupitchen (»Straight Over My Head«, »Without You«). »Nostalchic« ist astrein produziert. Überhaupt: Dass Lapalux für seine 25 Jahre beeindruckende technische Fähigkeiten aufweist, konnte man sich bei seinem Boiler Room-Set überzeugen. An manchen Stellen scheinen ihm das ein wenig zu Kopf gestiegen zu sein: Dem Track „Kelly Brooke“ hätten ein bis zwei Ebenen und einige Noise-Elemente weniger wohl gut getan. Trotzdem ist das Album ein rundes, überzeugendes Debüt, das mit „Guuurl“ oder „Flower“ auch einige Tracks mit Hitpotenzial beinhaltet. Die Vocals – seien es von Gästen eingesungene Parts oder einzelne gesampelte Wortfetzen – fügen sich absolut harmonisch, fast fröhlich in das Soundbild ein. Wenn man so will, ist Lapalux die eher sonnige Spielart seiner Londoner Nachbarn von Tri Angle Records. Die Platte ist weiß Gott nicht die einzige Scheibe dieser Art, die in den letzten zwei Jahren erschien. Und es wird auch nicht die letzte sein. Und trotzdem schafft es Lapalux, immer den einen Loop, den einen Break, die eine Spielerei mehr einzufügen. Dieses Extra ist schwer zu fassen, hebt die Platte aber deutlich von anderen ab.

Newsletter abonnieren

Abonniere unseren Newsletter und erhalte alle zwei Wochen eine Zusammenfassung der neuesten Artikel, Ankündigungen, Gewinnspiele und vieles mehr ...