The Seaside Stories

Wiederholung als Prinzip: Finner präsentiert in seinem Solodebüt konventionellen Gitarrenpop und greift dabei auf altbekannte Schemata zurück.

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Was ist Wiederholung? Unser geliebtes Wikipedia spuckt wieder einmal mehrere Antworten aus, hier passt wohl die einfachste Definition: das Wiederauftreten bestimmter Dinge. Finner aus Niedersachsen hat dieses Credo verinnerlicht, in so vieler Hinsicht: 1. Als Bandleader einer Rockband macht er auf solo, akustisch. 2. Er erfindet das musikalische Pop-Rad nicht neu. 3. Er wiederholt seine englischsprachigen Lyrics aufs Ärgste.

Wer ist Finner? Finner, das ist Thorsten Finner, Sänger der deutschen Britrocker Everlaunch, der sich – wie schon unzählige vor ihm (Chuck Ragan, Dave Hause, Frank Turner et. al.) – nach fünf Bandalben dazu entschlossen hat, eigene Songs auf „The Seaside Stories“ zu veröffentlichten. Er tut das auf Greyhood Records, für die es ein tatsächliches Debüt ist. Und ebenso wie das bekannte Schema des Bandleader-Goes-Solo, bietet das Ergebnis aneinandergereihte Klischees. Reichhaltig und klassisch instrumentiert taucht „The Seaside Stories“ tief in den Pop ein und suhlt sich in x-mal gehörten Melodien und Strukturen. Das Gros der Songs vergisst man sogleich wieder, nur wenige Ausnahmen bleiben haften: „Into A Trap“, das vor allem für die sich aufdrängende Frage, was wohl The xx darausgemacht hätten, interessant wirkt. Der beste Song ist aber „The Bearded Man“, der sich durch vereinzelnde Slidegitarren und einem stampfenden Beat als einziger auch musikalisch von den anderen elf Stücken abhebt, die sich größtenteils zwischen bewährtem, mitunter altbackenen Gitarrenfolkpop und Pianopathos der Marke(?) Keane bewegen. Handwerklich solide, mehr aber auch nicht.

Wiederholung als Prinzip stößt aber insbesondere bei den ohnehin teilweise übermäßig cheesy Lyrics sauer auf, fünfmal hintereinander „What If I Get Lost In The Sea?“, ist bloß nur ein Beispiel. Allgemein werden auch in den Texten, die größtenteils von Aufenthalten auf der dänischen Nordseeinsel Fanø inspiriert wurden, die Klischees mit dem Bade ausgeschüttet: Das allgegenwärtige Fernweh und Liebe mit allem Pipapo (gähn). Die Stimme ist dementsprechen auf Gefallen gebürstet. „The Seaside Stories“ tut zwar keinem etwas, Freude kommt aber auch keine auf.

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