The lonesome rider survived

Der Fuchs macht sein Solodebüt namens Black Palms Orchestra. Mit vielen Leuten. Er wird viele Freunde gewinnen. Großes Werk.

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Christian Fuchs. Schillernde Gestalt der heimischen Szene mit breitem Schaffensspektrum. Musik mit den orgiastischen Fetish 69, edler Synthie-Pop mit Bunny Lake, das Verwienern qualitativer Song-Preziosen mit der Neigungsgruppe Sex, Gewalt und gute Laune oder aktuell mit den Buben im Pelz der ebenso wienerische Kniefall vor The Velvet Underground. Auch mal zuarbeitend beim Scheitel, Toxic Lounge, Blow oder Schlund. Als FM4-Arbeiter das weite Härtefeld des "House Of Pain" bestellend und Kinokritiker mit Tiefenschärfe. Ein Vierteljahrhundert im Dienste der Sache, der beständigen Suche und des sich neu Definierens. Eine Multitasking-Existenz.

"Es ist wirklich mein Solodebüt. Bei allen anderen Zusammenarbeiten war es bislang demokratisch gelagert. Beim Black Palms Orchestra liegt die letzte, künstlerische Entscheidung bei mir. Das bin 100 Prozent ich."

Supadupa gute Ware

"Sad Moon Rising" kommt wie aus einem Guß, dabei ist es ein Sammelsurium an Kollaborationen mit veritablen Musikern, nach all den Jahren nennt man sie auch Freunde. Supadupa gute Ware. Mit der weiten Geste des großen Pop entspinnen sich liebenswerte, wenn auch dicht dunkel sehnsuchtsvolle Bilder.

"Wir schauten wohl alle diese Serien, die da aufkamen wie ‚True Detective‘ oder ‚The Walking Dead‘. Da tauchen im Score immer wieder diese typisch luftig deepen Gitarrennummern auf. Dieser Feel hat die Richtung gegeben. Zwar waren es unterschiedlichste Soundwelten und trotzdem gab es von Anfang Ähnlichkeiten."

Die breit angelegte Soundlandschaft atmet kräftig bei den jahrzehntealten Gitarren des Blues und Folk, dem Country Noir, einer Prise Gospel, den Soundtrackmomenten wie bei einem Ennio Morricone oder seinem luftigen Gegenpart Angelo Badalamenti. Nimmt legere elektronische Anleihen beim Unerwarteten.

Pop-Schwein

"Ich bin schon immer das Pop-Schwein gewesen. Das Einzige, was ich von Anfang an wusste war, dass ich nichts machen möchte, was ich schon zuvor gemacht hatte. Zwar habe ich viele Elektroniker gefragt, aber Gitarre war der gemeinsame Punkt. Selbst nach einem Jahr arbeiten war nicht so klar, was es werden würde."

Duette des besonderen Augenblicks lassen Tanz Babys David Kleinl, Ankathie Koi von Fijuka, Monsterheart oder Naked-Lunch-Crooner Oliver Welter funkeln, machen das Kraut zur Blume. Ebenso mitgeschraubt haben Granden wie Gerhard Potuznik, der Sofa Surfer Wolfgang Frisch, Jörg Gaisbauer vom Scheitel und Alex Wunderbar von den Curbs. Produzent Heinrauch hat in der ländlichen Steiermark mit viel Einfühlungsvermögen den Bogen rund gemacht. Stimmung war wichtig, der Feel, das Leben in der Nummer, die Atmosphäre gesamt. Keine Frage, das wird Abstriche bei der Umsetzung auf der Bühne geben. Den kleinen Abzug in der B-Note. Dafür wird man organisch an die Sache herangehen, das Programming hintanstellen. Sure shot für einen Zungenschnalzer. So wie die letzte Nummer des Longplayers, wo man dem dunklen Reiter einen lasziven "Just A Gigolo" mit deutschem Einsprengsel zugesteht. Wird zu einer Pflichtnummer in der kleinen, verrauchten Kaschemme gegen Ende hin werden.

Ja, Baby, wir werden sterben

"Wirklich bizarr. Hoher Respekt an die Musiker und ihr mangelndes Ego, die sich in das Ganze eingefügt haben. Mit Produzent Bernd haben wir das zum Album verschmolzen."

Aufgabenstellung an ihn war, mit den Möglichkeiten eines Badalamenti und seines "Twin Peaks"-Scores zu arbeiten. Die starken Soundbilder lassen den Nebel am Boden wabern, den verdorrten Baum vorm Fenster einen Ast verlieren, am Horizont der Sonne einen Lichtstrahl durch den wolkenverhangenen Himmel gewähren und den E. A. Poe’schen Raben auf der Schulter krächzen. Ja, Baby, wir werden sterben. Aber bis dahin leben wir noch. Grandezza galore eben.

And the raven,

never flitting,

still is sitting,

still is sitting

on the pallid bust of pallas

just above my chamber door.

(E. A. Poe)

Black Palms Orchestras "Sad Moon Rising" ist bereits auf Seayou Records erschienen. Zu unserer Videopremiere von "Wolftown" geht es hier. Am 9. Juni spielt Black Palms Orchestra ein geheimes Konzert in der Fledermaus. 5 x 2 Karten gibt es bei uns zu gewinnen.

Bild(er) © Fotos vom Künstler: Klaus Pichler, Cover: Gerhard Potuznik
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