Hier sind zehn kuriose Instrumente, die es wirklich gibt und die auch wirklich bespielt werden. Mit verlinkten Performances.
Es ist schon erstaunlich, was Menschen so alles erfinden, um Musik zu machen. Man glaubt ja, alles schon einmal gesehen zu haben, aber surft man einmal auf der Suche nach außergewöhnlichen und neuartigen Instrumenten durchs Netz, entdeckt man so allerlei Erstaunliches und Verrücktes. Dem Erfinderreichtum sind anscheinend wirklich keine Grenzen gesetzt. Zehn Instrumente, die man durchaus als „verrückt“ bezeichnen kann.
Theremin (© Miriam Dalsgaard)
Beginnen wir mit dem in den 1920er-Jahren erfundenen Theremin. Es ist ein relativ schwierig zu spielendes Instrument, auch weil man es eigentlich gar nicht berührt. Die Klangerzeugung erfolgt – grob beschrieben – durch die Wechselwirkung zwischen der elektrisch geladenen Musikerin bzw. dem elektrisch geladenen Musiker und dem elektromagnetischen Feld der Apparatur. Durch die Handbewegungen ändern sich die Schwingungen und damit die Lautstärke und die Höhe der wiedergegebenen Töne. Obwohl das Theremin bislang relativ selten zum Einsatz gekommen ist (in der Neuen Musik bzw. der experimentellen Popmusik), ist vermutlich allen eine Track bekannt, in dem dieses Instrument (ein spezielles Electro-Theremin) gespielt worden ist. Und zwar "Good Vibrations" von den Beach Boys.
The Marble Machine (© Samuel Westergren)
Richtig schräg und zugleich auch genial ist die von dem schwedischen Musiker Martin Molin gebaute Marble Machine. Betrieben wird das fast ausschließlich aus Holz bestehende Instrument, das wie eine überdimensional geratene Kreuzung aus Spinett, Spieluhr und Drehorgel wirkt, von 2.000 Murmeln, die – in den "Kreislauf" des Instruments eingespeist und über diverse Hebel in ihren Bahnen geregelt – den unterschiedlichsten eingearbeiteten Instrumenten, wie etwa einem Xylophon, Töne, Rhythmen, Melodien und sogar ganze Nummern entlocken. Irgendwo in der Konstruktion befindet sich auch noch ein Bass, den man als SpielerIn dieses Instruments auch händisch bedienen kann.
The Chapman Stick (© George Whiltshire)
Der Chapman Stick ("The Stick") ist ein in den 1970er-Jahren von dem amerikanischen Jazzmusiker Emmet Chapman erfundenes elektrisches und gitarrenähnliches Saiteninstrument. In der Regel hat der Chapman Stick acht bis zwölf Saiten. Das ermöglicht, sowohl in die ganz tiefen und wie auch in die sehr hohen Tonbereiche vorzudringen, und das gleichzeitig. Sprich: Man kann die Bassläufe und die Melodien parallel spielen. Möglich macht das die beidhändige Spieltechnik "Tapping" (die Saiten werden mit den Fingerkuppen angeschlagen und so in Schwingung versetzt). Das Instrument wird vorwiegend im Rock, Jazz und in der experimentellen Musik gespielt.
Crackle Box (© Klaus C. Niebuhr)
Die Crackle Box ist ein von dem holländischen Komponisten Michel Waisvisz in den 1970er-Jahren entwickeltes Instrument zur Erzeugung elektronischer Musik. Bedient wird die kleine Box mit den Fingern beider Hände, die auf der Spielfläche aufliegen und sich über diese bewegen und je nach Position und ausgeübtem Druck immer andere Kurzschlüsse verursachen und so Töne und Geräusche erzeugen. Verwendet wird die Crackle Box vorwiegend in der Improvisation und der Klangkunst. Aber auch in der Popmusik wurde das Instrument schon eingesetzt. Wie etwa von Bands wie Mouse on Mars und Múm.
Reactable (© Thomas Bonte)
Beim Anfang der 2000er-Jahre von Forschern aus Linz und Barcelona entwickelten Reactable handelt es sich um ein elektronisches Musikinstrument, das über ein Interface bedient wird. Dieses macht Töne, Rhythmen und somit Musik quasi sicht- und greifbar. Gespielt wird das Instrument über eine Tischoberfläche mit aufliegenden Plexiglasobjekten, die von den Personen – das Reactable können mehrere auf einmal bedienen – zueinander verschoben werden. Das Zusammenwirken der Bewegungen wird schließlich in vordefinierte und programmierte Sounds übersetzt und so hörbar gemacht. Björk hat als erste Künstlerin das Instrument auf ihrem 2007 erschienenen Album Volta verwendet.
Zeusaphon (© Dracoswinsauer)
Eine recht seltsam anmutende, aber spektakuläre Apparatur ist auch das Zeusaphon. Spektakulär deswegen, weil es, wenn das Instrument zu spielen beginnt, wie der griechische Gott Zeus Blitze schleudert. Erfunden haben das Zeusaphon die zwei Amerikaner Joe DiPrima und Oliver Greaves, die die Idee hatten, die hochfrequente Wechselspannung von Tesla-Spulen mittels digitaler Modulation für das menschliche Ohr hörbar zu machen. Präsentiert haben die beiden ihr Instrument 2007 am Festival "South by Southwest". Mittlerweile live eingesetzt hat das Zeusaphon unter anderem die isländische Pop-Ikone Björk im Rahmen ihrer Biophilia-Tour.
Hornucopian Dronepipe (© Monad Studio)
Wer die etwas mehr düsteren und mystischen Klänge zu schätzen weiß, wird an der Hornucopian Dronepipe auf jeden Fall Gefallen finden. Das im 3-D-Druck-Verfahren erzeugte Blasinstrument wirkt mehr wie eine gewundene Skulptur denn wie ein Instrument. Gespielt werden kann es aber trotzdem. Ihr Klang lässt sich ein wenig mit dem des Didgeridoos vergleichen. Nur eben viel, viel tiefer im Ton. Entworfen wurde die eigenwillig geformte Hornucopian Dronepipe von Eric Goldemberg und Veronica Zalcberg (Monad Studio) in Zusammenarbeit mit dem Musiker Scott F. Hall.
Hydraulophon (© Glogger)
Ebenfalls unter die Kategorie "seltsam" fällt das Hydraulophon. Wie der Name dieses Instruments bereits erahnen lässt, spielt bei dessen Funktion Wasser eine wesentliche Rolle. Beim Hydraulophon handelt es sich um ein Musikinstrument, das durch den direkten physischen Kontakt mit Wasser gespielt wird. Die Töne entstehen auf hydraulischem Weg. Durch das Blockieren von bestimmten Löchern, aus denen Wasser fließt, entstehen wie auch bei einer Flöte – die, wie wir wissen, von Luft durchströmt wird – bestimmte Töne. Bedient wird es ähnlich wie ein Klavier. Statt der Tasten sind es die Löcher, die die Musik machen. Der Klang des Hydraulophons ist ähnlich dem einer Orgel.
Subcontrabass-Flöte (© Martin Gross)
Dass die von dem Deutschen Herbert Paetzold entwickelte Subkontrabass-Blockflöte tatsächlich der Instrumentenfamilie der Blockflöten angehört, lässt sich auf dem ersten Blick nicht wirklich eindeutig sagen. Das scherzhaft auch "Ikea-Blockflöte" genannte Blasinstrument ist nicht geschmeidig rundlich, sondern – eben wie ein jeder Kasten von Ikea auch – eckig. Auch die Ausmaße der Subkontrabass-Blockflöte sind größer als jene anderer bekannter Flöten. Die Subkontrabass-Blockflöte in FF zum Beispiel hat eine Größe von 2,45 Meter. Besonders macht dieses Instrument zudem der Klang, der in der Gattung der Flöten der tiefste seiner Art ist. Gespielt wird die Subkontrabass-Blockflöte vorwiegend in den experimentelleren (neuen) Musikbereichen.
Gemüse (© Zoefotografie)
Man mag es kaum glauben, aber es ist sogar möglich, mit Gemüse Musik zu machen. Zumindest hat das Das erste Wiener Gemüseorchester (The Vegetable Orchestra) auf wirklich innovative und viel beachtete Weise vorgemacht. Eine Karotte als Flöte, eine Gurke samt Paprika als Trompete, ein Kürbis als Trommel, allerlei anderes Grünzeug als Perkussion und, und, und – das Orchester bastelt und schnitzt sich vor einem jedem Konzert sein Instrumentarium neu und entlockt wirklich allem einen Ton oder Klang. Nach einem Auftritt landet dann schließlich alles im Kochtopf.
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