ZZ Top schaffen es nochmals in unsere Breiten. Die Texaner bringen beinahe fünf Jahrzehnte staubtrockenen Rock vom Feinsten zum Open Air in der Arena mit.
Diese verdammte, kleine Band von Texas steht noch immer. Trotz etlicher Härten wie ernsthafter Erkrankungen sind ZZ Top noch einmal unterwegs. Kein Spiel mit einer Ansage, aber in dem Alter kann immer was schief gehen. Seit Ende der Sechziger entwickelte man sich von einer normalen wenn auch beseelten Combo zu einem Unikat, definierte sich immer wieder frisch und pflegte trotzdem markante Eigenheiten ohne in Lächerlichkeit zu versinken. Nebenbei haben sich ein paar Evergreens des gepflegt rockigen Hinschlatzens angesammelt.
Trademarks wie die vertraglich fixierte Länge ihrer Bärte, amtlich coole Shades, das röhrige Understatement des heftigen Lebensstils standen schon länger. Doch das Trio konnte wie nur wenig andere Ältere auch den Push des aufstrebenden MTV-Hypes nutzen und landete damit nochmals bei einer neuen Generation. Der „Sharp Dressed Man“ oder „Gimme All Your Lovin'“ zeigte, was Texas larger than life verlangt: lange Beine und mächtige Schlitten samt der Kühle im Glas. Der zelebrierte Hardblues mit saftigem Boogie und deepen Feels wurde mit Sequenzer-Einsätzen und magischen Gitarren-Loops zu einem eigenständigen Gebräu. Fähig, das erdige Zeltfest glücklich zu machen und trotzdem nicht selbst in der Senkgrube der simplifizierten Dummheit zu versacken. Eine Gitarre mit schlafwandlerischer Technik, die man immer erkennen wird, wie es nur wenige Saitenwürger für sich beanspruchen können. Die reibeisenknarzig unterkühlte Stimme, welche ebenso signifikant dasteht. Das alles ist Billy Gibbons mit seinen seit damals unveränderten Gefährten Dusty Hill und Frank Beard.
Nicht zuletzt wurde man zum Mythos, da der gewiefte Manager Bill Ham mit eiserner Hand und Wortlosigkeit nach außen das Schiff durch die Jahrzehnte lenkte. Die Attribute voranstellte, die Qualität der Arbeit nicht der geforderte Machbarkeit der Stunde opferte. Mit beinahe 80 trat er gerade ab. Billy brachte dieses Jahr ein über weite Strecken gelungenes Solowerk mit anderen Farben raus, das bebildert, wie weit vorne er dem allen steht. Sag „Tush“ und ich verpass dir eine „Pearl Necklace“, sag „Legs“ und ich gib dir den „Tube Snake Boogie“. Those boys are just killin‘ me.
ZZ Top geben sich im Rahmen der „Hell Raisers Tour 2016“ am 7. Juli bei einem Arena Wien Open Air das Bier in die Hand.