Als eindrucksvolles Wechselbad der Gefühle, so erlebe ich "No Man’s Sky".
Der ersten Überraschung im Spiel begegne ich gleich zu Beginn: "No Man’s Sky" ist gemächlich, um nicht zu sagen langsam. Anfangs benötige ich einige Stunden, bis ich für die unendlichen Weiten – 18 Trillionen prozedural errechnete Planeten – gewappnet bin. Das bedeutet: Nahegelegene Planeten abklappern, um notwendige Ressourcen zu beschaffen, sei es für Schiffsreparaturen oder um den Tank neu zu befüllen. Daneben sorgt ein nicht gerade optimal angelegtes und vor allem äußerst limitiertes Inventar dafür, dass ich vom Start weg viel Mikro-Management betreiben muss.
Die gleichen Planeten, jedesmal neu
Eine andere Art der Herausforderung stellen die Wächter dar. Wer emsig nach Ressourcen schürft, wird schon bald mit ihnen Bekanntschaft machen. Dumm, wenn man gerade schlecht ausgerüstet ist und noch nicht weiß, wie man sich schützt. Das für mich unumgängliche Game Over belohnt mich jedoch mit neuer und nicht minder schöner Flora und Fauna auf dem Weg zu meinem Körper, wo all die zuvor gesammelten Ressourcen auf mich warten. Eine Spielmechanik, die frustresistente Spieler von der populären japanischen Rollenspiel-Reihe "Dark Souls" kennen dürften.
Die Spielgeschwindigkeit empfinde ich weiterghin als Zerreisprobe: Habe ich ein für die Reparatur benötigtes Element endlich lokalisiert, begebe ich mich auf einen zehnminütigen Fußmarsch. Als ich nach 20 Minuten zurück bei meinem Schiff bin und es erfolgreich repariere, bemerke ich, dass mir Plutonium (Treibstoff) fehlt. Also noch eine weitere Tour auf dem Planeten gemacht und danach ab in den Weltraum, um eine beliebige Location auf der galaktischen Karte anzusteuern. Leider sorgt ein Crash dafür, dass ich vorherigen repetitiven Aufgaben teilweise erneut absolvieren muss. Ab jetzt wird exzessiv gespeichert …
Es fühlt sich an wie Arbeit
In den nächsten Stunden mache ich mich besser mit der grundlegenden Spielmechanik von "No Man’s Sky" vertraut. Ressourcen spielen eine bemerkenswert große Rolle: Sowohl Raumschiff, Multi-Tool sowie der Raumanzug verbrauchen sie kontinuierlich. Und für neue Items und Technologien sind diese ebenfalls unabdingbar. Glücklicherweise finden sich einige Materialien mit der Zeit leichter, dennoch erlebe ich die Jagd nach ihnen als ermüdend. Das mag einen Touch von Realismus mit sich bringen, es fühlt sich aber geradezu nach Arbeit an.
Während ich der Jagd nach immer mehr Ressourcen nicht viel abgewinnen kann, genieße ich die ausgedehnten Erkundungen um so mehr. Von Planet zu Planet reisen, fremde Lebensformen entdecken und den vagen Hinweisen der Story folgen, übt eine eigenartige Faszination auf mich aus. Diese Sandbox-Natur ist – neben der bemerkenswerten Technik – eine der großen Stärken von "No Man’s Sky". Und auch wenn ich in bestimmten Abständen nicht umhin komme, Treibstoff und sonstiges Material zu sammeln, gelingt es mir immer öfter, das zu tun, was mir hier am besten gefällt: die Aussicht genießen.
Leider hält meine Faszination bei weitem nicht so lange an, wie erhofft: Dialogzeilen wiederholen sich, Flora und Fauna wirken beliebig (das sind sie schließlich auch, da prozedural generiert) und die unendlichen Weiten sind mir dann vielleicht doch ein bisschen zu groß, um mich hier richtig wohlfühlen zu können. Zudem kommt spätestens dann wieder das Grinden nach Ressourcen ins Spiel, wenn fremde (und leider reparaturbedürftige) Raumschiffe entdeckt werden.
Mein Fazit: Um ehrlich zu sein, bin ich enttäuscht, dass "No Man’s Sky" nicht so recht zu mir passen will. Es ist ein beeindruckendes technisches Werk und ich habe mir gewünscht, sein Universum exzessiv zu erkunden. Doch die Crafting- und Ressourcen-Mechaniken sind einfach zu zeitaufwändig und monoton für mich, um die Sonnenseiten des Spiels längerfristig genießen zu können.
Ganz aufgeben will ich es aber dennoch nicht. Und vielleicht funktioniert es ja besser, wenn ich zwischen den Sessions mehr Zeit verstreichen lasse …
"No Man’s Sky" ist bereits für PS4 erhältlich.