Wenn Regionalität auf Kreativität trifft: Innovative heimische Getränke- und Lebensmittelmarken gibt es mittlerweile einige. Wir haben mit ihnen über ihre Idee, das Branding, das Konzept und den Kreativwirtschaftseffekt gesprochen.
Um im großen, oft durch internationale Marken dominierten, Getränkehandel bestehen zu können, braucht es meist nicht nur ein einzigartiges Konzept und viel Willensstärke. Gerade in den letzten Jahren wagten viele österreichische Kreative den Schritt in die Branche – nicht zuletzt dadurch sind neue, innovative Getränkebrands entstanden, die vor allem durch ihre Regionalität, aber auch die Kombination aus Kreativität und Handwerk, punkten können. Ihre Konzepte sind dabei unterschiedlich: Während die steirische Eistee-Marke Makava als eines der bekanntesten Beispiele mit ihrer strahlenden Sonne im Logo den Weg in den Getränkeeinzelhandel bereits gefunden hat, setzt man bei braugut.at ganz bewusst auf regionalen Vertrieb in und um Klosterneuburg. Eine Möglichkeit, um mit anderen Kreativen in Austausch zu treten und das eigene Geschäftsmodell weiterzuentwickeln ist das kostenlose Kreativwirtschaftscoaching C hoch 3 der Kreativwirtschaft Austria. Teilnehmen können Kreativschaffende aus verschiedensten Bereichen. Genutzt haben dieses Coaching auch einige innovative Getränkebrands wie Mana, braugut.at oder hoobert. Fünf regionale Getränkehersteller haben mit uns über ihren Weg zum eigenen Unternehmen und ihr Konzept gesprochen.
Mana – Steirischer Apfelwein statt Cider
Natalie Resch und Markus Kehrer wollten zeigen, dass die Ressourcen für ein Apfelgetränk und jene für dessen kreative Vermarktung nah beieinanderliegen: Die Äpfel für den Mana Apfelwein stammen vom landwirtschaftlichen Betrieb der Eltern in Gamlitz, gepresst und produziert werden sie bei den Nachbarn am Weingut, abgefüllt wird im Nachbardorf, die Etiketten werden im ebenfalls nicht weit entfernten Leibnitz gedruckt, Grafik und Kreation entstehen in Graz. Nach dem ersten Kontakt zum Kunden bei einem Streetfood Markt in Graz war die erste Charge von 4.000 Flaschen bereits ausverkauft, danach startete das Team eine Crowdfunding-Aktion und sammelte dabei 10.000 Euro für die weitere Produktion und Vermarktung. Um Feedback für ihr Produkt zu erhalten und ihr Geschäftsidee weiterzuentwickeln, absolvierte Natalie Resch das Kreativwirtschaftscoaching C hoch 3. „Nach dem Coaching war das Netzwerk für mich vor allem eine tolle Testplattform für mein Produkt. Der Austausch mit den anderen Teilnehmern war sehr inspirierend und hat uns bei der Weiterentwicklung sehr geholfen“, erklärt Resch. Gerade wenn man ein neues Projekt startet sei Feedback besonders hilfreich. Wichtig war den Gründern neben der Regionalität und der Qualität auch ein ausgefallenes Design: „Cidre gibt es schon sehr lange, insofern wollten wir uns abheben. Blau ist sehr ungewöhnlich für Lebensmittel, damit wollten wir auffallen. Die Grundidee der zwei Äpfel im Logo stammt von uns, unsere Grafiker haben das dann umgesetzt. Unsere Corporate Identity ist uns wichtig, wir werben mit Roll-Ups oder aber unserem blau-weißen VW-Bus, den wir auch gebrandet haben – der hat großen Wiedererkennungswert.“, erklärt Natalie Resch das Konzept, für das sie gerade auf Messen sehr viel positives Feedback bekommen. Es gäbe sehr viele Produkte im Getränkebereich und genau deshalb sei das Design so wichtig, ist die Unternehmerin überzeugt. Zusätzlich zu ihrer Präsenz auf verschiedenen Märkten oder Messen hat Mana nun auch den Onlinevertrieb via MyProduct gestartet, die sich ebenfalls auf regionale Produkte konzentrieren.
hoobert – Das Cola aus der Apotheke
Entstanden aus der Zusammenarbeit zwischen einem Apotheker und einem Kreativen stellt hoobert die gesunde Alternative zu herkömmlichen Cola-Limonaden dar. Kennengelernt haben sich die beiden bei einem Netzwerktreffen von Unternehmern – dort entstand dann auch die Idee, neben dem zuvor bereits entwickelten Sirup ein Getränk zum Soforttrinken abfüllen zu lassen. Nur halb so viel Zucker wie Coca Cola, keine chemischen Aromastoffe und ein starker regionaler Bezug: damit wolle hoobert punkten, erklärt Taro Ebihara, Geschäftsführer bei der Salzburger Cola-Alternative. Um Tipps für die Vermarktung zu sammeln, absolvierte Ebihara das Kreativwirtschaftscoaching C hoch 3. Dort bekam er Feedback und konnte sein Unternehmenskonzept weiter entwickeln. Zudem sei vor allem der Austausch mit anderen Unternehmern hilfreich gewesen. Neben hoher Qualität wollen die Gründer bei der Vermarktung nun vor allem die einzigartige Entstehung des Produkts in den Vordergrund stellen: „Ein Cola, entwickelt von einem Apotheker nach einem alten Rezept, das ist auch eine schöne Geschichte. Schließlich wurde die erste Cola-Variante auch von einem Apotheker entwickelt.“ Die ersten 5.000 Flaschen wurden innerhalb kürzester Zeit verkauft, mittlerweile ließen die beiden Unternehmer weitere 10.000 Flaschen abfüllen und wollen das Salzburger Cola aus der Apotheke nun gemeinsam mit einem Salzburger Getränkemarkt-Großhändler in ganz Österreich ausliefern. Die Kunden stammen aktuell großteils aus dem Gastronomie-Bereich.
Aeijst – Gin aus der Familie
Wolfgang Thomann brennt bereits seit 20 Jahren Schnaps – an Know How und Handwerkszeug für die Herstellung von Gin fehlte es dem Steirer also dementsprechend auch nicht. Die Idee zur Gin-Herstellung kam letztendlich von seinen Kindern, erzählt er: „Anlässlich eines Geburtstages hat eines meiner Kinder eine Flasche Gin geschenkt bekommen und das war eigentlich der Startschuss.“ Auch wenn das Projekt Aeijst im Familienumfeld entstanden ist, war ihm und seinen Kindern von Anfang an wichtig, dass alles professionell abläuft. Corporate Design und Namensfindung gaben sie in die Hände einer befreundeten Grafikerin. „Meine Vorgabe war, dass es, wie auch der Gin als Getränk, puristisch ist. Gin ist nichts Verspieltes, mit vielen Aromen, sondern straight im englischen Stil. Ich wollte, dass sich das auch in unserer Marke widerspiegelt“, so Thomann. Dieses Konzept hat sich letztendlich bezahlt gemacht – das Packaging wurde bei der International World Spirits Competition für ihr Design und Packaging ausgezeichnet. Essentiell war für Thomann allerdings nicht nur das Design, sondern vor allem die Zusammenarbeit: „Ich mache das gemeinsam mit meinen Kindern und mir sind ihre Gedanken und Inspirationen wichtig. Das sind drei kreative Köpfe, wir denken alle in verschiedene Richtungen und ich glaube erst die Summe unserer Ideen macht uns und unser Produkt aus.“
Eule Bier – „Wir brauchen ein Bier, das munter macht“
„Wir sind ja alle keine Bierbrauer. Die Idee kam eher bei der Suche nach dem perfekten Reparatur-Seidl“, erzählt Anton Krisper von Eule Bier einleitend, auf die Frage nach der Entstehungsgeschichte. Ihr Ziel: Ein Bier kreieren, das munter macht. Gebraut wird das Bier mit Koffein-Zusatz nun in der Oststeiermark, der Hopfen stammt aus der Südsteiermark, um Marketing und Design kümmern sich die Grazer Gründer selbst. Während die beiden von der Getränkeherstellung zunächst eher wenig Ahnung haben, stellten Design und Branding für den Grafiker und den Industriedesigner keine allzu große Herausforderung dar. Am Herzen liegt ihnen zum einen die Independent-Kultur, zum anderen aber auch der regionale Aspekt und nicht zuletzt der Spaß an der Sache: „Wir wissen, wir sind in gewisser Weise ein Spaßprodukt und das versuchen wir zu transportieren. Dabei ist es uns aber auch wichtig, möglichst hohe Qualität zu liefern“, so Krisper. Präsent sind sie beispielsweise auf zwei Festivals in der Steiermark, dem Lendwirbel in Graz und dem Rostfest in Eisenerz. Als Zielgruppe sieht das Gründerteam 18 bis 28-Jährige – allerdings sei diese durch die hohe Qualität und den damit hohen Preis zum Teil schwierig zu erreichen. „Der Craft Beer-Faktor und die Regionalität kosten natürlich Geld. Das Bier ist in der Produktion doppelt so teuer wie ein Industriebier. Bei den jungen Leuten ist das dann oft eine Hemmschwelle, es zu kaufen“, erklärt Krisper. Insgesamt werde Craft Beer und der dahinterstehende Gedanke allerdings zunehmend populärer, auch bei der jüngeren Zielgruppe. Aktuell planen die Gründer, sich für das nächste C hoch 3 Kreativwirtschaftscoaching zu bewerben, um ihr Geschäftsmodell dort weiterzuentwickeln.
Braugut.at – Bier aus und für Klosterneuburg
„Klosterneuburg braucht ein eigenes Bier!“ – mit diesem Gedanken starteten Georg Vogel, Mathias Marek und Christoph Lechner ihr Unternehmen braugut.at und brauen nun ihr eigenes Bier. Bei der Vermarktung setzen sie zum einen auf Mundpropaganda innerhalb der Region, zum anderen sind sie auf Veranstaltungen und Märkten präsent. Der regionale Faktor zeigt sich auch im Design – benannt sind die Biersorten nach Leopold, dem Schutzpatron von Niederösterreich und seiner Frau, Agnes. „Wichtig ist uns, dass das Produkt gut bei den Leuten ankommt – dazu gehört natürlich ein Konzept und ein Plan. Meine Schwester ist Grafikerin und hat uns bei der Erstellung der Corporate Identity unterstützt. Diese soll den regionalen Bezug noch mehr veranschaulichen“, erklärt Georg Vogel, einer der Geschäftsführer. Ihre Zielgruppe sehen die Bierbrauer vor allem in der eigenen Region, die sonst vor allem für Wein bekannt ist. Wichtig ist ihnen zudem die Qualität des Bieres und die Förderung der regionalen Bierkultur.
Du bist kreativ, wissbegierig, selbstständig bzw. möchtest selbstständig werden? Du möchtest dich und dein Netzwerk weiterentwickeln? Dann bewirb dich jetzt noch bis 24. Februar hier für das C hoch 3 Kreativwirtschaftscoaching der Kreativwirtschaft Austria und werde Teil des Kreativwirtschaftsnetzwerkes!