Wo lag die Fachwelt daneben? Sieben populäre Zukunftsthesen, die nicht (oder noch nicht) eingetreten sind und sieben aktuell populäre Thesen zur Zukunft. Ob sie wirklich eintreten, steht in den Sternen. Wie immer.
Zukunftsthesen der Vergangenheit
Peak Oil
Der Peak Oil war die Annahme, dass die Menschheit an einem Punkt (1978, 1995 oder auch in den Nullerjahren) die maximale mögliche Ölfördermenge erreichen wird und es danach unweigerlich bergab gehen wird. Man findet jedoch auch heute noch neue Ölvorkommen beziehungsweise Techniken, welche die Erschließung von bekannten Quellen wirtschaftlich machen. Dementsprechend ist diese Theorie ein gutes Beispiel dafür, wie wissenschaftliche Sprünge Zukunftsthesen kaputtmachen.
Die marxistische Revolution
Vielleicht kommt sie in the long run ja eh noch. Aber zahlreiche Entwicklungen in modernen Staaten des 20. Jahrhunderts (die später abnehmende Zahl an Industriearbeitern, die starke Mittelschicht) hatte Marx zumindest nicht in der Intensität kommen sehen, so dass seine ursprünglich deterministische Sicht auf die Geschichte nicht eintrat. Der moderne Marxismus hat die Theorie adaptiert. Es ist aber eher unwahrscheinlich, dass wir am Vorabend einer Revolution stehen.
Der Computer als Elitenphänomen
IBM-Chef Thomas Watson ging mit dem Satz in die Geschichte ein, dass er 1943 einen Weltmarkt von circa fünf Computern prophezeite. Das war natürlich völlig falsch (jedes Quartal werden weltweit geschätze 70 Millionen PCs verkauft), hatte aber einen wahren Kern: Der Markt für Computeranlagen, die so groß waren wie ein Haus, ist auch heute noch überschaubar. Watson hatte vor allem die technische Entwicklung unterschätzt.
Das Waldsterben
Anfang der 80er Jahre schien das Waldsterben unausweichlich. Forstwissenschaftler prognostizierten den Tod großer Wälder für 1986, Der Spiegel titelte mit »Der Wald stirbt«. Menschen gingen auf die Straße, die Debatte verhalf den Grünen in die ersten Parlamente. Heute weiß man, dass vieles an diesem Alarmismus hoch übertrieben bis falsch war. Allerdings wurden im Zuge dessen auch Schutzmaßnahmen ergriffen, die dazu beigetragen haben, dass es den mitteleuropäischen Wäldern verhältnismäßig gut geht.
Das fliegende Auto
Seit den 1940er Jahren sagen Futuristen, aber auch Autohersteller wie Henry Ford das fliegende Auto voraus. Zahlreiche Prototypen wurden konstruiert, gingen aber nie in Serie. In jedem Sciene-Fiction-Film bewegen sich die Darsteller durch die Luft. Mit heutigem Stand heute sind wir davon trotzdem noch weit entfernt. Das fliegende Auto wurde so sehr zum prototypischen Zukunftsversprechen, dass der Satz »Where’s my flying car?!« in der Populärkultur zur sprichwörtlichen Anklage an die enttäuschende Zukunft wurde.
Die Grenzen des Wachstums
1972 sagte der Club of Rome in einem Bericht eine Zukunft mit dem Ende der Rohstoffe voraus. Unbestritten stellt das Bevölkerungswachstum die Welt vor große Probleme und viele Ökonomen machen sich Gedanken, wie eine Welt ohne Wachstum theoretisch funktionieren könnte. Aber die apokalyptische Voraussagen sind ausgeblieben.Vor allem, weil sich der menschliche Ideenreichtum als wichtigerer Faktor als die Rohstoffe herausgestellt hat.
Das Ende der Geschichte
Der amerikanische Politikwissenschaftler Francis Fukuyama behauptete 1992, mit dem Fall der Berliner Mauer sei man in die Schlussphase der Geschichte eingetreten. Die kapitalistisch-liberale Demokratie habe endgültig gesiegt, totalitäre Systeme seien unweigerlich auf dem Rückzug. Die Theorie wurde in der Euphorie nach dem Kalten Krieg begeistert aufgenommen. Wie wir heute wissen, kam es doch ein wenig anders.
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