Ernst Molden ist mittlerweile ganz oben angekommen. Mit »Yeah«, dem neuen Album von Molden/Resetarits/Soyka/Wirth, wird das auch so bleiben. Darauf enthalten: schnelle Lieder für draußen und langsame Sehnsuchtsballaden für drinnen.
Das mit dem Gönnen ist eine blöde G’schicht – das Wort klingt irgendwie so gemein. Aber, das hier darf man sicher sagen, weil man damit nichts mitprojiziert, auch wenn man sich darüber sehr freuen darf: Es läuft so gut wie nie für Ernst Molden. Er ist das beste Beispiel, dass sich im Endeffekt alles auszahlt, alles ausgeht und dass sich früher oder später die durchsetzen, die es schon immer verdient haben. Auch ganz objektiv.
Mitverantwortlich ist dafür sicher auch der wahnsinnig hohe Output. Lieder hoher Qualität sprudeln wie die Stromschnellen in den Donauauen – auch wenn die eigenen Stücke erfolgsmäßig noch ein bisschen hinter den gecoverten zurückliegen. Aber, weißt eh, die Leute wollen erst mal das, was sie kennen. Das darf man aber nicht geringschätzen: »Unser Österreich« hat für viele die Sicht auf die altern Hadern verändert, einige wussten etwa vorher schlicht nicht um die unendliche Traurigkeit in den Werken Wolfgang Ambros’.
Wo san meine Hawara?
Nach dem Cover-Album mit dem Goldjacken-Nino und dem letzten Solo-Donau-Album »Schdrom«, das vor genau einem Jahr erschienen ist, hat der Ernstl sich gefragt: »Awarakadawara, wo san meine Hawara?«, womit wir auch schon mitten in »Yeah«, dem Nachfolger des großen 2014er-Wurfs »Ho Rugg« wären, das bis heute zeitlos wunderbar ist und 2015 auch den Preis der deutschen Schallplattenindustrie einkassiert hat.
Da sind sie jedenfalls, die Hawara: Willi Resetarits, Walther Soyka und Hannes Wirth. Und da waren sie: in Triest, in einer Villa, nahezu eingeschlossen. Bella Italia – seit Anbeginn der Sehnsuchtsort des österreichischen Pop. Der Titelsong schält sich gleich einmal als eines der Kernstücke des wieder sehr guten Albums heraus und zeigt, wohin die Reise führt: vermeintlich banale Alltagssituationen, deren Beobachtung sie aber an Besonderheit gewinnen lässt. Bis einem schließlich alles emotional nahegeht und einem alles wichtig vorkommt. Die plötzliche Klarheit, dass alles nur durch Alltägliches existiert. Als würde man stundenlang über die vielen Fenster an der Südbahn nachdenken. Irgendwann hat man tausende Geschichten im Kopf, hinter jedem Fenster lauert ein neues Leben.
Wie bei »Ho Rugg« halten sich die langsamen und schnellen Stücke die Waage, letztere wurden gefühlt vor allem für Livekonzerte, für Momente des Teilens, für kollektives Musikhören, für Oberflächlichkeiten, für semi-sentimentale Partystimmung oder fürs Mitwippen gemacht. Die langsamen Stücke sind fürs Daheimbleiben, fürs An-sich-Ranlassen, für riesige Kopfhörermuscheln in den langen Straßenbahnen, die sich zum Stadtrand quälen. Vor allem das vielleicht stärkste Stück, das Molden-Solo »St. Marx«, das musikalisch nicht nur an »De Blia« erinnert, hat es nicht so mit dem Loslassen, es hält einen fest. Aussteigen möchte man aber trotzdem – aus dem 71er. Um zu schauen, ob in St. Marx tatsächlich der Flieder so gut riecht, wie Molden sagt. Glauben würde ich ihm aber eigentlich alles.
»Yeah« von Molden/Resetarits/Soyka/Wirth erscheint am 28. April 2017 bei Monkey Music. Die Album-Release-Shows finden am 26. und 27. April im Stadtsaal in Wien statt. Weitere gemeinsame Konzerte der vier Musiker: 8. Mai, Wien, Stadtsaal — 9. und 10. Mai, Salzburg, ARGE Kultur — 11. Mai, Linz, Posthof — 20. Mai, St. Pölten, Bühne im Hof — 23. Mai, Perchtoldsdorf, Neue Burg — 18. Juni, Wien, Metropol — 9. Juli, Litschau, Schrammelklang Festival — 13. Juli, Maria Anzbach, Zum goldenen Löwen.