»Alles gut«, das zweite Album von Felix Kramer, führt dessen Weg an die Spitze der heimischen Chansoniers kontinuierlich weiter. Das Musikvideo zur Single-Auskoppelung »Zeit« deutet an, wie lange der Kramer diesen Weg schon geht.
Können wir so stehen lassen: Viel weiter als der Kramer Felix kannst du es eigentlich gar nicht bringen. Weltberühmt in Wien, Lobeshymnen in allen Gazetten, gute Nummern, Platz 22 in den ganz offiziellen Charts: »Wahrnehmungssache«, das Debüt aus dem 18er-Jahr, quasi aus einem Land vor unserer Zeit, war schon eine große Sache. Nicht frei von Einfluss und Referenz wusste sich der studierte Gitarrist mit gar künstlerisch hochwertigen Chansons vom sonst eher grobschlächtigen und urigeren Mitbewerb zu unterscheiden.
Das zweite Album, »Alles gut« genannt, kann man jetzt als besonders kokett betitelt bezeichnen – wegen Qualität – oder auch ironisch antiprophetisch – weil: So gut geht’s uns ja doch nicht. Ersteres wäre fern von gelogen. Musikalisch ändert sich jetzt nicht die Welt, aber wer sich ändert, obwohl man ihn mag, wie er ist, wird weniger gut. Im Vergleich zum Vorgängeralbum akzentuiert Kramer nur sein Orchester, übrigens vom »8erl« Hanibal Scheutz inszeniert, etwas anders: Da sticht eine Mariachi-Trompete ins Ohr, da ein Flügelhorn und andernorts erklingen wieder Spaniens Gitarren. Manchmal hüpft sogar das klimpernde Piano fast aus dem Fenster, jeweils natürlich passend zum erzählerischen Sujet. Das ist schon mehr Faber als Leonard Cohen, muss man dann halt auch sagen.
Aber immer gibt Kramer den Crooner und die Barfly in einem. Es ist schon erstklassig, wie er sich durch die zehn Stücke in gehobenem Wienerisch sprechsingt, von all den Träumen und Unzulänglichkeiten in einer schon eher unterdurchschnittlich superen Welt – »Ich bin nach Spanien ans Meer g’fahren, ich hab nix als sterb’n woll’n«, heißt es etwa im Opener »Spanien«, »Partystimmung krieg ich jetzt auch keine zam, manchmal ist es besser, nix zu spüren« in »Nix zu spüren«. Nur ab und zu kriegt er dann doch zumindest eine vordergründige Partystimmung hin, in es ja deshalb so – »Heut ist alles gut«: »Heut’ hast du mich lieb und ich bin nicht kaputt«. Aber, so schlimm ist es meistens doch nicht, weil meistens auch sehr gut dazu getanzt werden kann, oft alleine für sich, mit Blick zum Boden. Und wenn man dazu tanzen kann, ist in Wahrheit alles halb so schlimm. Sagen sie zumindest.
»Alles gut«, das zweite Album von Felix Kramer, erscheint am 9. Oktober 2020 bei Phat Penguin. Aktuelle Live-Termine: 13. Oktober, Linz, Kammerspiele — 14. Oktober, Dornbirn, Spielboden — 15. Oktober, Innsbruck, Treibhaus — 16. Oktober, Saalfelden, Nexus — 23. Oktober, Salzburg, Jazz It — 24. Oktober, Mank, Kino Mank — 19. November, Wien, Konzerthaus — 26. November, Graz, Autumn Leaves.