Mit dem dritten Album wächst Anna Mabo zur Band. Und sie reizt die Möglichkeiten der zusätzlichen Hände weidlich aus.
Nicht, dass wir uns missverstehen, aber hier ein ernstgemeinter Tipp fast schon überlebensnotwendiger Art: Lass dich anschauen, wenn du die Anna Mabo derzeit nicht überall siehst. Denn dann brauchst du Brillengläser in Aschenbecherstärke. Wo man hinschaut: ja, natürlich, überall Trotteln – das steht fest –, aber vor allem eben auch die Anna Mabo. Und die ist kein Trottel, das steht auch fest.
Such’s dir aus, in welche Richtung du deine Fühler ausstreckst: Anna Mabo ist überall. Ob auf den Konzertbühnen in freier Wildbahn, vorzugsweise mit Publikum auf Heuballen, oder in ganz normalen Locations. Ob in den Radiowellen mit ganz vielen Features zuletzt. Ob in der Theaterzeitschrift – weil natürlich ist sie auch gelernte Theaterregisseurin. Oder beim Popfest, weil das hat sie ja heuer kuratiert – auch kein Bemmerl. Ein Terminplan so dicht wie der grindigste Hawara am letzten Juliwochenende im Resselpark.
Schunkeln – verpönt, aber folgerichtig
Aber Anna Mabo ist natürlich kein B-Promi, sondern einfach vielbeschäftigt. Deshalb entbehrt es nicht ganz der Ironie, dass das bereits dritte Album der Singer-Songwriterin den Standardsatz sämtlicher Adabeis im Titel trägt: »Danke, gut«. Als nette Umschreibung des eigentlich Gedachten, nämlich: »Einen Scheißdreck erzähl ich dir!« Ob das jetzt unverblümte Trotzreaktion ist oder tatsächlich eine gewisse Grundschüchternheit, ist tendenziell – wie vermutlich alles immer – kontextabhängig.
Von denen, Kontexten nämlich, gibt’s auf dem Album logischerweise einige. Genauso wie Instrumentierungen. Immerhin ist »Danke, gut« im Trio entstanden, da ist alleine händetechnisch mehr möglich. Also etwa, wenn’s beim sehr einladenden »Hallo« ordentlich rockt. Da sind die klassischen Zupfgeigenballaden fast schon Erholung. Aber nichts mit Langeweile oder gar Belanglosigkeit, da werden ohne Wenn und Aber die Möglichkeiten dieses Banddings ausgelotet. Krachende Feedbacks, fetziger Streetpunk (sic!), aber vor allem wirklich toller Folkrock (top: »Wandschrank«). Schunkeln ist zwar verpönt, wäre aber tatsächlich folgerichtig. Textlich: lyrisch. Wortwitz: sowieso keine Frage. Hand drauf!
Das Album »Danke, gut« von Anna Mabo ist heute, also am 25. August 2023, bei Bader Molden Recordings erschienen. Live zu sehen ist sie ebenfalls heute in Petzen beim Fuzzstock Festival, am 26. August in Retz am Hauptplatz, am 30. August in Wien im Theater am Spittelberg sowie am 5. Dezember ebenfalls in Wien im Konzerthaus.