Apokalyptisch ausstellen

Ein ehemaliger Amüsierbetrieb in Wien-Hernals beherbergt im Oktober eine Gruppenausstellung zum Thema Weltuntergang. Dass die Aktion nicht in gepflegte Langeweile abgeleitet, liegt an den Kuration, dem trashigen Zugang und natürlich der Atzgerei.

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Jaja, am 21. Dezember geht die Welt unter. Roland Emmerich und Lars von Trier haben deshalb Filme gedreht, Red Bull liefert mit einem Magazin die Energie für den Untergang, Verschwörungstheoretiker glauben tatsächlich daran und Maya-Forscher sind froh, mal in der Presse vorzukommen. Eine der positiven Nebenerscheinungen der angekündigten Apokalypse findet bereits jetzt im Etablissement Gschwandner statt. Das legendäre Haus in Wien-Hernals hat seit seiner Gründung im Jahr 1880 bis zu seiner Stilllegung 1960 manch denkwürdige Veranstaltung beherbergt. Vom 19. bis 28. Oktober dient es als Heimstätte der »Letzte Weltausstellung/ Arche 2012«, einer »künstlerischen Leistungsschau mit Endzeitstimmung«, wie es die Initiatoren selbst nennen.

»Die Ausstellung umkreist den Hype um das Weltuntergangsdatum 21. Dezember«, erklärt Michael Tripolt vom Kunst- und Designkollektiv Atzgerei, um gleich danach eines entschieden festzustellen: Die Arche 2012 ist keinesfalls eine Atzgerei-Ausstellung, auch wenn sie viel Wind darum macht und die Mitglieder letztlich alle daran teilnehmen. »Die Ausstellung funktioniert eher als Atzgerei plus Gastbeiträge.«

Punk und Psychologie

Insgesamt sind es 14 Künstler aus den Bereichen Bildende, Darstellende und Angewandte Kunst und Design, die sich zu der Gruppenausstellung zusammenfinden. Einige Namen wie Fuckhead oder Stirn Prumzer kennt man. »Viele Teilnehmer kommen aus dem losen Netzwerk um die Atzgerei, aber manche haben wir auch einfach angesprochen, weil uns ihre Arbeit gefallen hat«, erklärt Stefan Kreuzer, ein Künstler, der die Ausstellung mitorganisiert. Wie Helga Petrau Heinzel, die Skulpturen aus Marzipan macht. Die Initiatoren schreiben sich Interdisziplinarität auf die Fahnen. Wie eigentlich jeder heutzutage, nur meint es die Ausstellung hier wirklich ernst. »Es gibt einen relativ großen Musikschwerpunkt, dazu Filme, die teilweise im Kollektiv entstanden sind, Literaturlesungen, aber auch eine Modeschau.« Und abends immer wieder nette Programmpunkte wie Silent Disco oder ein Punk-Karaoke. Im Zentrum steht der Umgang mit dem Weltuntergang als psychologisches Phänomen. Doch nicht nur das hält die Beiträge zusammen: „Wichtig war uns der Do-It-Yourself-Gedanke. Das kommt in der gesamten Ausstellung und in jedem Beitrag durch«, erklärt Tripolt. Insgesamt steckt deshalb auch mehr Arbeit als Geld in der Ausstellung. Beim Rest helfen Partner wie das bereits erwähnte „Wir-haben-echt-viel-Kohle-für-Infografiken“-»2012«-Magazin aus dem Red Bull Media House.

In den 1.500 m2 Fläche steckt viel von der charmanten »Probieren wir es halt mal«-Attitüde, welche die Atzgerei und ihr Umfeld auszeichnet. Bleibt nur zu hoffen, dass die Welt ja wirklich am 21. Dezember untergeht. Das wäre eine ziemlich coole Pointe.

»Die letzte Weltausstellung/ Arche2012« findet vom 19. bis 28. Oktober im Etablissement Gschwandner in Wien statt.

Mehr Infos unter www.arche2012.at // www.atzgerei.com // www.atzgereiproductions.com

Zur Coverstory über die Atzgerei geht es hier.

Bild(er) © Atzgerei
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