Das Festival des österreichischen Films startete mit Johannes Holzhausens Doku „Das große Museum“.
Knapp eine Woche, von 18. bis 23. März, ist Graz wieder Zentrum des österreichischen Films. Bei der Eröffnung am Dienstagabend übte Festivalleiterin Barbara Pichler Kritik an den derzeitigen Entwicklungen der Branche. Pichler beklagte in ihrer Rede vor allem das ökonomisch orientierte Verständnis der Gesellschaft und Probleme des Urheberrechts in einem digitalen Zeitalter.
Umso größer war die Freude, dass auf der Diagonale „als Ort der Begegnung“ auch heuer zahlreiche unterschiedliche Filme und Genres vertreten sind. Zur Erhaltung der heimischen Produktionen forderten im Video zur Onlinepetition auf www.filmfernsehfreunde.at außerdem zahlreiche österreichische Filmschaffende auf. Der Plan des ORF, seine Förderung im Zuge des Film-/Fernsehabkommens zu kürzen, stößt auf Unverständnis: „Der ORF soll zusperren!“, war zu hören. Dadurch würde die Situation wohl nicht besser werden, zeigt aber, wie gross der Unmut mittlerweile ist.
Auszeichnung für Georg Friedrich
Mit dem Großen Schauspielpreis des Festivals wurde unterdessen Georg Friedrich ausgezeichnet. Der 1966 in Wien geborene Schauspieler überzeugte unter anderem in Michael Glawoggers „Contact High“ und Karl Markovics „Atmen“. Der 48-jährige wurde von Vorjahressiegerin Johanna Orsini-Rosenberg mit Lob überschüttet und bedankte sich in bester Friedrich-Manier: „In meinem Billard-Stammbeisl hab‘ ich von der Wirtin von dem Preis erfahren.“ Bei der Diagonale ist Friedrich in Benjamin Heisenbergs neuem Film „Über-Ich und Du“ zu sehen.
Das große Museum
Eröffnungsfilm der Diagonale 2014 war Johannes Holzhausens Dokumentarfilm „Das große Museum“. Der Salzburger porträtiert in seinem Werk die Renovierungsarbeiten im Kunsthistorischen Museum in Wien. Im Stil des Direct Cinema gewährt Holzhausen Einblick in die Vorgänge um das altehrwürdige Gebäude und dessen Exponate.
Die Innenräume werden zeitgemäß restauriert, Kunstschätze werden adäquat gepflegt, die Entstehungsgeschichte einzelner Gemälde ermittelt – „Das große Museum“ entwickelt seine Dynamik direkt aus der Institution und den Protagonisten selbst.
Detailorientiert begleitet die Produktion die Arbeit der Menschen im Kunsthistorischen Museum, von Forschung, Restauration, Finanz, Leitung und Archivierung. Zwischen Chefetage, die um budgetäre Balance kämpft und Besucherdienst, der Anerkennung fordert, streift die Kamera durch die Räume. Ganz ohne Offmusik und Offkommentar. Ton und Bild erzeugen dennoch das Gefühl, Teil des Museums zu sein. Eine dramaturgisch komplexe Darstellung, die in der Eröffnung der Kunstkammer gipfelt.
Tatsächlich gelingt es Holzhausen – zwischen PR und Dokumentarfilm – das Museum in all seinen Dimensionen zu zeigen. Mit dem Film, der übrigens im Rahmen des ORF Film/Fernsehabkommens gefördert wurde, gelingt dem Regisseur ein Blick hinter die Kulissen der Institution.
Diagonale
von 18. bis 23. März 2014 in Graz.
Programminfo und Tickets unter Tel. 0316/822 81 822