Die neue EP von Average schlägt Brücken: 7 Songs, 7 Producer, 7 Welten

Zwischenmenschliche Höhen und Tiefen sowie Storytelling vom Feinsten stehen bei Rapper Average an vorderster Stelle. Soundtechnisch bewegt sich seine neue EP »Pont« zwischen klassischem Hip-Hop mit Newschool-Einflüssen, französischem Rap und Autotune-Experimenten. The Gap hat den gebürtigen Linzer zum Gespräch über seinen ersten Solo-Release gebeten.

Lass uns ein kurzes Track-by-Track zur EP machen. Wie kam es zu »Unterwegs« mit Fid Mella?

Wir waren vor zweieinhalb Jahren gemeinsam mit anderen KünstlerInnen, unter ihnen Mavi Phoenix, Alex the Flipper und Trishes von FM4 in Finnland, organisiert vom österreichischen Musikexport. Drei Tage lang haben wir in einem Hochglanzstudio mit finnischen Musikern gearbeitet und Fid Mella und ich haben anschließend noch etwas gemeinsam produziert. Ich traue mich zu behaupten, dass nicht jeder österreichische Musiker so eine Erfahrung machen darf, und das war sehr geil. Orientiert an meinen damaligen Einflüssen, PNL oder Sneezy, haben wir dann so ein PNL-artiges Ding gemacht. Das war mal etwas ganz anderes, das musste auf »Pont«, es ist vielleicht sogar einer meiner Favoriten.

Average © Catherine Hazotte

Gehen wir einen Track weiter: »Männergrippe«.

Das ist der untypischste Song für mich. Meine Herangehensweise zur Musik ist eher melancholisch, verkopft und »deep«, eigentlich nicht lustig. Für mich war Rap nie lustig. Aber der Beat von Kapazunder hat sich dazu so gut angeboten und wenn das wer geil umsetzen kann, ist das der Kayo. Ich bin ein großer Fan seiner Art, Texte zu schreiben. Der Song war dann zu gut und schlüssig dafür, dass man ihn verwirft. Es ist auch so ein kleiner Hypochonder-Soundtrack.

Was ist dann der typischste Song auf der EP, was hört sich am meisten nach dir an?

Das ist schwierig, ich würde sagen, »Ça va ça va«. Es ist nicht mein favorite Track, aber wahrscheinlich der typischste. Dieser französische Einschlag, dieses selbstreflektierte, auch melancholische Hin und Her zwischen Rappen und ein bisschen Singen – ich glaube, das ist der typischste Song für mich. Ja.

Erzähle uns etwas zu »1 Uhr 30«.

»1 Uhr 30« ist eine True Story. Der Text hat sich aus dem Ereignis ergeben, in das ich da hineingeschlittert bin. Das ist natürlich schlimm, wenn man so etwas erlebt, aber als Künstler ist man dankbar, etwas zu erleben, das nicht jeden Tag passiert. Und dann verarbeitet man die Dinge und hat als Musiker die Möglichkeit, einen Output aus dem Scheiß zu schlagen, der dir passiert und das ist irgendwie eine geile Sache daran, Künstler zu sein. Ich habe ein Jahr auf das richtige Instrumental gewartet und Flip hat dann in einer stinknormalen Session den perfekten Track geliefert.

Wie war es bei »Schui«?

Ich sage oft, dass Mundart für mich so etwas wie ein Urlaub ist, einmal kurz raus aus dem Hochdeutsch-Ding und da ein bisschen austoben. Die Regel habe ich bei »Schui« gebrochen, der Beat von Concept hat sich einfach nach Mundart angehört. Komischerweise habe ich bei Mundart auch nicht so das Gefühl, dass ich verkopft sein muss. Es war ein 4020-Representer (Anm. der Red.: Postleitzahl von Linz), und klingt auch ein bisschen anders, als das, was aus Linz kommt – und das war auch irgendwie wichtig, anders zu klingen.

Ein persönlicher Track ist »Flugmodus«. Produziert von Roleee Solo. Ich war mit Appletree im Studio, wir haben ein paar Sachen durchgehört, und da war klar, dass es dieser Song wird. Erstens glaube ich, dass er in manchen Lebenssituationen, wenn er Bock hat, auf Flugmodus dreht und der Aspekt, den er in seinem Text beschreibt, war irgendwie geil. Ich beschreibe ja klar die enttäuschte Perspektive von demjenigen, der sich von einer guten Freundschaft mehr erwartet. Er beschreibt irgendwie den Standpunkt des Gegenübers. Das finde ich sehr gut gelungen.

Average © Catherine Hazotte

Der nächste Track: »Blind« – was gibt es da zu erzählen?

Der Text erklärt sich von selbst. Ein »I-fell-in-love-Zustand«, dieser Rausch, den jeder kennt. Das ist mit »Unterwegs« das modernste Teil auf der Platte. Ich finde Kayonardo macht geile Beats und ist auch einer von denen, die sich nicht vor neuen Entwicklungen verschließen und immer sehr zeitgemäß produzieren. Auch einer meiner favorite Songs auf der Platte.

Merci! Wo können wir dich im Sommer live hören? 

Beim Hip Hop Kemp, beim Summer Break in Linz und in Wien ist auch schon etwas geplant, aber es ist noch nichts fix, bis auf das Konzert im Chelsea am 30. Mai.

Average »Pont«

»Pont« von Average ist bei Tonträger Records erschienen. Release-Shows dazu finden in Linz (10. Mai) und Wien (30. Mai) statt.

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