Diese Geschichten haben euch 2013 am meisten interessiert. In aufsteigender Reihenfolge: 10 Storys zwischen Forelle, Strache und Extrawurst.
1 ORF vs. Popmusik
Als der ORF seinen Ausstieg aus dem Österreichischen Musikfonds bekannt gab, ging Chefredakteur Stefan Niederwieser mit der Art und Weise, wie Pomusik im Öffentlich-Rechtlichen vorkommt, hart ins Gericht. Das wurde sehr viel gelesen. War es die Schärfe der Argumente? War es die Kombination aus dem Cover unserer ORF-Ausgabe (intern auch die "Extrawurst-Issue" genannt) und Stefans sinnlichem Blick? Oder funktioniert ORF-Bashing einfach so gut? Genau können wir das nicht sagen. Zur Geschichte: ORF vs Popmusik
2 Stefanie Sargnagel
Die Österreichische Gemeindebau-Poetin Stefanie Sargnagel hat ihre Blogbeiträge und Facebook-Statuseinträge gegen Jahresende in Buchform gepackt – und war auf einmal das, was sie wahrscheinlich nie sein wollte: Everybody's Darling, von Falter über Vice bis zur Wiener Zeitung. Bei uns natürlich auch. Wir waren recht früh dran, außerdem war Manfred Grams Geschichte ausgesucht schön, auch wenn er selbst natürlich nie zufrieden ist. Zur Geschichte: Das Fräulein vom Amt
3 Michael Buchinger
Michael Buchinger gehört das Internet, zumindest der österreichische Ableger davon. Er ist der bekannteste Youtube-Vlogger der Republik und kann mittlerweile auf stolze 17.000 Facebook-Fans blicken. Amira Ben Saouds schönes Porträt über Michael (bebildert mit sehr schönen, trashigen Fotos) wurde extrem oft geklickt – nicht zuletzt deshalb, weil er es über seine eigenen Kanäle geteilt hat. Ja, so läuft das heute: Klassische Medien leihen sich die Reichtweite von Sefmade-Bloggern.
4 Straches Facebook
Man mag von H.C: Strache halten, was man will: In Sachen „Politiker in Sozialen Netzwerken“ ist er unerreicht. Warum hat der FPÖ-Chef so verdammt viele Facebook-Fans? Axel Maireder, Österreichs vielleicht wichtigster Wissenschaftler in Sachen Social Media, hat versucht diese Frage für unseren Politometer-Blog zu beantworten. Obwohl es ein kluger, wertfreier und überzeugender Beitrag war, fühlen wir uns für die Klicks in diesem Fall ein bisschen schuldig: Der Beitrag wurde nämlich hauptsächlich deshalb so oft gelesen, weil ihn H.C. Strache über Facebook geteilt hat.
Zur Geschichte: Warum hat H.C. Strache so viele Facebook Fans?
5 20 Jahre Kompakt
Eine der aufwändigsten Online-Musikstorys, die wir je gemacht haben. Die vier Kompakt-Enthusiasten der Redaktion haben 20 essentielle Releases aus 20 Jahren Kompakt herausgesucht und zusätzlich begründet, warum gerade diese aus dem Katalog herausstechen. Das war unheimlich viel Arbeit, hat sich aber gelohnt: Zwei Tage später erhielten wir aus Köln ein sehr freundliches Mail, und die guten Menschen von Kompakt klatschten die 20 Scheiben als „The Gap Kollektion“ auf ihre Startseite – eine Premiere für uns, aber auch für das Label. Gerüchteweise mussten Redakteure danach die Unterhose wechseln.
Zur Geschichte: 20 essentielle Scheiben aus 20 Jahren Kompakt
6 Grelle Forelle
Zwei Jahre ist die Forelle jetzt alt. Und polarisiert immer noch. Während die einen ihre großartige Soundanlage schätzen, ist sie für andere immer noch ein elitärer Techno-Schuppen. Eines ist aber unbestritten: Unter der neuen Geschäftsführung hat sich der Club auf allen Ebenen geöffnet. Wir haben uns kurz vor der Eröffnung der Terrasse mit den Machern der Forelle getroffen und mit ihnen über Ausrichtung, Image und Bierpreise geredet. Und natürlich auch nach dem sagenumwobenen Investor gefragt.
7 Naked Lunch
Im Handbuch von Online-Redakteuren gibt es einige Standardwege, um gut geklickte Storys zu schreiben. Man soll kontroverse Themen behandeln (s. Grelle Forelle). Man soll an bestehende Netztwerke andocken (s. Michael Buchinger). Man soll Meinungsstärke zeigen (s. ORF-Kommentar). Wer aber zu viel auf solche Dinge schaut, vergisst gelegentlich, dass Geschichten manchmal auch wegen ihrer Qualität gelesen werden. Manfred Grams Naked Lunch-Interview ist aus genau diesem Grund so oft gelesen und geteilt worden: Weil es großartig ist. Ein einmaliges Gespräch, ständig am Rande des Abbruchs, das so kein zweites Mal stattfinden wird. Oder um es mit den Worten eines Bandmitglieds während des Interviews zu sagen: „So, jetzt weißt du nicht mehr weiter, stimmt’s?“ Zur Geschichte: Naked Lunch Interview
8 Clubkultur Sommergespräch
Der Bereich Clubkultur (mit Betonung auf dem zweiten Wort) war in den letzten zwei Jahren ein wenig ein Steckenpferd der Redaktion. Was gut ist, denn dieses Thema wird in Rest-Österreich leider eher stiefmütterlich behandelt. 2012 haben wir mit den Betreibern vom (mittlerweile alten) Morrison und Rhiz gegrillt, heuer wollten wir das Pferd von der anderen Seite aufzäumen. Dafür haben wir uns mit Tanja Bednar vom legendären Icke Micke und Markus Blahus von der Prasselbande zusammengesetzt und ein wunderbares Doppelgespräch über das Thema „Veranstalten“ geführt. Sie haben uns erzählt, wie man Promo macht, ob sich das Ganze überhaupt noch lohnt und wann man Booker schamlos anlügt. Zur Geschichte: Clubkultur Sommergespräch mit Icke Micke & Prasselbande
9 Puber tär
Der Schweizer Sprayer Puber spaltete heuer nicht nur Wien im Allgemeinen, sondern auch die Szene selbst. Manche feiern ihn als Underground-Helden, der Graffiti in seiner wahrsten Form lebt und sich nicht von Street Art-Bobos vereinnahmen lässt. Andere empfinden seine Angewohnheit, auch größere Graffitis mit Tags zu übersprayen als Bruch von ungeschriebenen Gesetzen. Und die Geschichten, die man sich unter der Hand über Puber als Mensch erzählt, sind auch nicht unbedingt freundlich. Wir haben zwei Autorinnen zur Recherche in die Szene geschickt. Sie kamen mit einem ziemlich beißenden Kommentar zurück. Dieser polarisierte genau so wie Puber selbst. Leider ist uns dabei der Scheiß-Fehler unterlaufen, eine falsche Behauptung von Quellen unhinterfragt zu übernehmen. Darüber ärgern wir uns noch heute. Zwei Wochen später haben wir übrigens Besuch von Puber bekommen. Sein Name ziert noch heute unser Bürofenster. Zur Geschichte: "Puber"tär
10 Ainetter vs. Kobuk
Hätte man uns Anfang des Jahres gesagt, dass ein eher sperriges Thema (Medien! Ethik!) unsere meistgeklickte Story sein würde, hätten wir wohl ungläubig unseren Google Analytics-Zugang gekündigt. Und doch ist genau das passiert. Durch einige Hartnäckigkeit haben wir es im April geschafft Wolfgang Ainetter (Chefredakteur News) und Helge Fahrberger (Gründer des Medienwatchblogs Kobuk) an einen Tisch zu bekommen. Wir haben mit ihnen ein offenes, ehrliches Gespräch über Medienethik geführt. Was dürfen Medien, was dürfen Journalisten, was dürfen sie nicht? Gerade Ainetter erzählte sehr persönlich von seiner Zeit bei der Bild und von Dingen, die er heute anders machen würde. Eine super Geschichte, die sich in den Kreisen von Journalisten, Kommunikationsexperten und anderen professionellen Dampfplauderern schnell verbreitete. Danke, Twitter!
Als Magazin mit einem gewissen Anspruch darf man nicht immer nur auf Zugriffe schauen. Wir haben 2013 einige Geschichten gemacht, von denen wir wussten, dass sie nicht die Traffic-Treiber schlechthin sein werden. Das wird sich 2014 nicht ändern. Einfach weil es bei manchen Themen wichtig ist, dass sie überhaupt jemand macht. Oder wir Spaß dran haben. Oder weil unsere Musikredaktion mal wieder zeigen muss, dass sie allen anderen ein halbes Jahr voraus ist. Oder so.
Trotzdem sind Klicks natürlich wichtig. Journalistisch und finanziell. Deshalb haben wir uns zum Jahresende hingesetzt und die 10 meistgeklickten Storys herausgesucht. Zweierlei Geschichten haben wir herausgefiltert: Zum einen redaktionell unbearbeitete, reine Fotostrecken (Gürtelaffäre, Karlsplatz Soiree und die Angewandten Modenschau sind in absoluten Zahlen jedes Jahr weit vorne dabei), weil sie allein durch die schiere Anzahl an Fotos natürlich weit vorne dabei sind. Zum anderen gibt es zwei Geschichten, die durch Google-Ranking und Verlinkungen so gut sind, dass sie auch 2013 unter den Top 10 wären, obwohl sie aus dem Jahr 2012 sind. Wir verraten aber nicht welche.
Ansonsten: Viel Spaß mit dem Best Of Klicks.