AG Trio: Eastern Promises

Wenn Musik aus Österreich in Südkorea auftritt, sind es meistens die Sängerknaben. Wenn es nicht die Sängerknaben sind, sind es die besseren Sängerknaben: das AG Trio. Die Band war so cool uns ein Tourtagebuch und Bilder aus Südkorea mitzubringen.

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Anlässlich der Veröffentlichung des Debüt-Albums „Action“ im Frühjahr ist das A.G.Trio nun schon ganzen Sommer unterwegs um auf Festivals landauf und landab das aktuelle Programm zu präsentieren. Ein besonderes Highlight stand nun mit einer Einladung zum „World Electronica Carnival“ in Südkorea bevor.

So weit hatte es uns bisher noch nicht nach Osten verschlagen, und schon die aufgrund von Sprach- und kultureller Barrieren ungewohnt komplizierte Kommunikation im Vorfeld verhieß eine spannende Reise. Am zweiten August-Wochenende statteten wir uns nun also mit ausreichend Entertainment für den Langstreckenflug aus und stürzten uns ins – dezent – Ungewisse. Mit dabei waren Jakob Wiesmayer (Lichttechnik), „Bad“ Reini Seyfriedsberger (Booking/Tourmanagement) und Floh Hackl, unser treuer Tourbarkeeper und „Mann für´s Grobe“.

Hotel, Schnaps, Schi, Golf

Gleich nach der Landung in Seoul stellt sich heraus, dass in Korea wohl so etwas wie ein interner Wettbewerb für den besten Gastgeber ausgerufen wurde. Von Fahrer und eigener Betreuerin am Flughafen abgeholt geht es zum Hotel und später zum ersten koreanischen Essen, das keine Wünsche offen lässt und mit reichlich Soju – dem einheimischen Schnaps – begossen wird. Unser Hotel liegt übrigens mitten in einem koreanischen Schi-Ressort dessen Pisten im Sommer als Golfplatz benutzt werden.

Der nächste Tag ist der Eröffnungstag des „World Electronica Carnivals“ und auch unser Auftrittstag. Nach dem – späten – Frühstück inspizieren wir das Festivalgelände – und die bloße Dimension hinterlässt bei uns zunächst einmal offene Münder. Die Hauptbühne besteht eigentlich aus zwei direkt nebeinander aufgebauten Bühnen, auf denen abwechselnd gespielt wird. Platz gibt es genug, für das Festival wurde ein unbebautes Areal auf einer Fluß-Insel in Beschlag genommen. Beim Soundcheck unterstützt uns eine riesige Technik-Crew und versucht uns förmlich jeden Wunsch von den Augen abzulesen – zumindest dann wenn jemand in der Nähe ist, der übersetzen kann.

Die befürchteten Probleme mit unserem Funk-Equipment treten nicht auf (die entsprechenden Unterlagen waren wieder nur in Koreanisch erhältlich) und uns bleibt noch genügend Zeit, um uns mit der Bühne in ihrer vollen Pracht vertraut zu machen. In unserem Backstage-Zelt schwitzen wir zunächst noch etwas, die eigentlich vorhandenen Klimaanlagen sind noch nicht angeschlossen und bei hohen Temperaturen und ebensohoher Luftfeuchtigkeit würde man eigentlich gerne alle paar Minuten das T-Shirt wechseln. Bier und Wasser sind leider nur ungekühlt verfügbar, der Exklusivvertrag mit einem österreichischen Softdrinkhersteller verbietet es auch Backstage seine Kühlschränke für etwas anderes als sein Produkt zu verwenden. Insgesamt fünf Mal versuchen wir es trotzdem und werden ebenso oft höflich aber bestimmt daran gehindert.

Perfektionierung

Während wir bereits die ersten Freundschaften mit der Crew schließen, startet das Programm mit einheimischen DJs und Bands, die uns fast zu Gänze unbekannt sind, aber allesamt in ihren Genres überzeugen. Wie uns erzählt wird, ist der Konkurrenzkampf am koreanischen Markt sehr hoch, und auf die Perfektionierung der Show bis ins letzte Detail wird sehr großer Wert gelegt. Wir betrachten das Ganze dann auch nicht nur von hinter der Bühne sondern genießen die ungewohnte Atmosphäre im Zuschauerraum. Die Sponsorenfarben, die das Festival zieren, sind zwar fast zur Gänze die von globalen Marken, die man auch in Europa antreffen könnte, allerdings sind allein die aufgebauten Essensstände ein Erlebnis an sich. Selbst Fast Food gibt es hier meist in einer eigenen Variation, und sogar ein kleiner Supermarkt, in dem es Fertig-Ramen-Nudeln gibt, wurde hier aufgebaut.

Äußerst skurril erscheinen uns die teils nicht vorhandenen Sicherheitsmaßnahmen und Absperrungen. Während vor der Bühne der obligatorische Graben das Publikum vom Sturm auf die Bühne abhält, gibt es wenige Meter daneben nur noch wackelige Zäune oder Absperrbänder. Auf unsere Frage, wie man denn nun Leute davon abhält sich frei in allen Bereichen des Geländes zu bewegen, die nicht öffentlich sind, wird uns erklärt, dass es völlig ausreicht, wenn man ihnen das sagt – dann macht das auch keiner. Die Pyrotechnik auf der Bühne ist dann im Übrigen auch nicht extra mit Warnhinweisen gekennzeichnet. Man geht einfach davon aus, dass niemand so blöd ist sich direkt vor einen Flammenwerfer zu stellen.

Der hintere Teil des Festivalgeländes funktioniert als riesige Liegewiese und fast jeder hat hier seine eigene Decke mitgebracht, auf der man sich vorübergehend ausruhen kann. Auch wenn es hier etwas leiser ist, der Sound der Hauptbühne ist glasklar.

Spannung steigt, Druck steigt

Mit dem Einbruch der Dunkelheit wird es auch schön langsam Zeit für unseren Auftritt. Das Festivalgelände ist bereits gut mit Besucherinnen und Besuchern gefüllt und eine ganze Horde an Betreuern sorgt dafür, dass wir auch ja pünktlich auf der Bühne stehen.

Und hier offenbart sich uns auch von Beginn an die unglaubliche Begeisterungsfähigkeit des südkoreanischen Publikums. Während wir uns die tolle Stimmung zuvor noch mit der lokalen Popularität der auftretenden Acts erklärt hatten, stellen wir nun fest, dass die Menschen hier zum kompromisslosen Feiern gekommen sind. Ein Meer an hochgestreckten Händen, tosender Applaus bei jeder Gelegenheit und lautes Mitsingen, wo es eben geht: Ein Paradies für einen Musiker.

Roland dankt es dem Publikum nicht nur mit viel Bewegung auf der riesigen Bühne sondern auch mit mehreren Besuchen im Graben und Bädern in der Menge. Weil er dabei stets von mehreren Kameras verfolgt wird, können das auch alle Besucherinnen und Besucher, die nicht in den ersten Reihen stehen, auf den riesigen Screens bestens verfolgen. Unsere Show gerät zum vollen Erfolg und den weiteren Abend genießen wir großteils in der sehr kontaktfreudigen Menge beim Plaudern und gemeinsam fotografieren lassen.

Tatsächlich sind viele der Angebote, uns durch Seoul zu führen und uns Clubs, Geschäfte und Restaurant zu zeigen, die wir an diesem Abend erhalten, auch ernst gemeint, und wir verbringen noch ein paar großartige Tage hier, bevor es dann Mitte der Woche wieder zurück nach Hause geht – bereichert um einen dicken Stapel Visitenkarten, viele schöne Erinnerungen und den einen oder anderen Kater.

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