Studio Capitale, das ist das Team um Cora Akdogan in Wien und Daniel Perraudin in Berlin. Gemeinsam betreuen sie Kunden wie Wien Kultur, Museum in der Kulturbrauerei Berlin und das Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Für den Brandstätter Verlag gestalten sie unterschiedliche Publikationen passgenau auf den Inhalt und schaffen so einzigartige Bücher. Ein Gespräch über die Herausforderungen, ein Studio an zwei Standorten zu führen, und worauf sie stolz sind.
Wie sieht euer bisheriger Werdegang aus?
Nach unserem gemeinsamen Studium an der FH Joanneum Graz trennten sich unsere Wege vorerst. Während Cora sich direkt nach dem Studium selbständig machte, arbeitete Daniel als Designer in einer großen Branding-Agentur. Daraus entwickelten sich unsere unterschiedlichen Spezialisierungen in den Bereichen Editorial und Ausstellungsgestaltung, sowie Branding und Leitsysteme.
Vor einigen Jahren kreuzten sich unsere Wege wieder, was retrospektiv der Grundstein war zum heute gemeinsam geführten Studio Capitale mit Standorten in Wien und Berlin.
Auf was seid ihr besonders stolz?
Auf die Entscheidung zur Selbstständigkeit. Die damit verbundenen Risiken und Möglichkeiten. Auf unser Wachstum, als GestalterInnen, PartnerInnen, ArbeitgeberInnen und das Arbeitsumfeld, das wir gemeinsam geschaffen haben, durch zwei Persönlichkeiten, zwei Standorte, Unterschiede und Gemeinsamkeiten. Darauf, dass wir gelernt haben »Nein« zu sagen und dass wir an Projekten arbeiten, die wir lieben, mit Menschen mit denen wir gerne zusammenarbeiten.
Wie akquiriert ihr neue KundInnen?
Tatsächlich geschieht sehr vieles über Mundpropaganda – oder nennen wir es Empfehlungsmarketing. Hier zählen vor allem Zeit, die Qualität der eigenen Arbeit und die Pflege der Beziehungen zu den wichtigsten Faktoren.
An Pitches nehmen wir nur selten teil, und wenn dann nur wenn sie bezahlt sind und es darüber hinaus ein Projekt ist, für das wir wirklich brennen.
Muss man sich als Designstudio spezialisieren?
Eine Frage, die wir uns immer wieder aufs Neue stellen. Sicher hilft es, ein klares Profil zu haben. Die Herausforderung besteht darin, das richtige Maß zu finden zwischen einem klarem Profil und den Anforderungen interdisziplinärer Projekte. Genreübergreifend zu denken und zu arbeiten ist und wird immer wichtiger.
Aufgrund unseres Werdegangs, unserer Vorlieben und Talente bringen wir unterschiedliche Spezialisierungen ein – die nicht zuletzt durch unsere KooperationspartnerInnen und MitarbeiterInne noch erweitert werden.
Wie wählerisch seid ihr bei der Annahme von neuen KundInnen und Projekten?
Wir sagen selten von vornherein »Nein«. Aber für das Zustandekommen einer Zusammenarbeit und ein am Ende erfolgreiches Projekt spielen mehrere Faktoren eine Rolle: Hintergründe und Vision der AuftraggeberInnen, Format und Rahmenbedingungen sind dabei genauso ausschlaggebend wie Kommunikation und Sympathie, die für den Arbeitsprozess und die Qualität der Zusammenarbeit entscheidend sind.
Wie wichtig ist Networking?
Sehr! Die Pflege unserer persönlichen und beruflichen Kontakte zu KollegInnen, AuftraggeberInnen, KooperationspartnerInnen und MitarbeiterInnen ist uns mindestens genauso wichtig, wie unsere Arbeit als GestalterInnen.
An wie vielen Projekten arbeitet ihr gleichzeitig?
In der Regel an 6–8 Projekten in unterschiedlichen Projektphasen.
Welche Arbeiten von anderen inspirieren euch?
Das lässt sich nur schwer an einzelnen Arbeiten festmachen. Natürlich gibt es GestalterInnen, deren Arbeiten wir sehr schätzen. Aber viel wichtiger ist, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen. Es gibt so viele Aspekte und Arbeiten in der Kunst, der Literatur, der Architektur oder dem Theater, die einem neue Anreize geben können. Oft sind es weder eine konkrete Arbeit noch ein konkreter Stil, der uns inspiriert, sondern die ganz individuellen Rahmenbedingungen und Fragestellungen des jeweiligen Projektes: Ziel, Motivation, Inhalt, Umfeld, auch oder gerade individuelle Restriktionen – daraus schöpfen wir unser kreatives Potential.
Welche Magazine und Zeitschriften habt ihr abonniert? Welche Blogs und Online-Magazine checkt ihr täglich?
Abonniert haben wir Die Zeit und Stack Magazines (die einem jeden Monat ein anderes Independent-Magazin zusenden). Die Regale sind dicht gefüllt mit Büchern und Magazinen, darunter Klassiker und Independent-Magazine, jede der Konferenzen die wir regelmäßig besuchen ist voll davon und man kommt nur schwer daran vorbei. Nichts davon wird jedoch täglich konsumiert, dafür ist (leider) einfach keine Zeit.
Welche Pläne gibt es für die Zukunft?
Weltherrschaft 😉
Und auf dem Weg dorthin: gestalten, wachsen, vermitteln, delegieren, lehren, leben, genießen und nicht zuletzt glücklich sein, mit dem was wir tun – für andere und für uns.
In der Reihe Creative Industries Austria stellen wir Kreativschaffende aus Österreich, ihre Arbeiten und ihre Inspiration vor. Alle Beiträge zu Creative Industries findet ihr hier.