Den Freien Radios in Österreich geht es blendend. Das war nicht immer so. Der 15. Geburtstag von Radio Orange bietet Anlass für einen Blick auf Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Freien Radios in Österreich.
Ein bisschen Kritik am Fonds
Auch in Innsbruck entwickelt sich die Situation positiv. Die Mittel aus dem nichtkommerziellen Rundfunkfonds ermöglichen dem seit 2002 sendenden »FreiRad« nicht nur mittlerweile drei Teilzeitangestellte, sondern auch eine bereits beantragte Sendeerweiterung ins Innsbrucker Umland. Trotzdem gibt es auch Kritik am bestehenden System. »Das Problem am Fonds ist, dass er eine Inhalteförderung und keine Basisförderung ist«, sagt Gebi Kugler. Das bedeutet: Die Förderungen sind an Studien, an das Programm, an Ausbildungsmaßnahmen etc. gebunden. Die Mittel für Angestellte oder die technische Infrastruktur müssen also anders aufgebracht werden.
Dennoch »geht es uns finanziell bedeutend besser als früher«, sagt Kugler. Auch mit der lokalen Akzeptanz ist man in Innsbruck durchaus zufrieden. Im Kulturbereich sei man sehr bekannt, ebenso in fremdsprachigen Communities. Oder, um es in Kuglers Worten zu sagen: »Wer Türkisch spricht, kennt FreiRad.«
Ein ähnliches Bild zeigt sich auch in Graz. »In gewissen Umfeldern sind wir bekannt und haben einen entsprechenden Status«, berichtet Wolfgang Weritsch, Geschäftsführer von Radio Helsinki. Dennoch versuche man interkulturell noch mehr zu tun. Aktiv in die Stadt hinauszugehen und Menschen anzusprechen und zu ermächtigen, die den Weg ins Radio sonst nicht finden würden.
Einen ähnlichen Ansatz verfolgt man auch in Wien. Aufnahmegeräte werden an unbeachtete Orte der Stadt gebracht, wo dann Menschen vor Ort nach einem Crashkurs in Aufnahmetechnik eine Sendereihe gestalten. Es geht um Zivilgesellschaft. Denn: »Pluralität heißt auch zu schauen, wo Anliegen sind, denen wir ein Forum bieten können«, erklärt Sibylle Moser. »Da ist noch Potenzial, wo die Leute nicht zu uns kommen. Sei es, weil sie zu wenig Zeit haben oder auch, weil sie vielleicht noch nicht von uns gehört haben.« So wird derzeit eine Sendereihe im Umfeld der Flüchtlingsbewegung im Servitenkloster aufgebaut.
Die User am Mikro
Die Freie Radioszene in Österreich ist also quicklebendig und das Medium an sich nach wie vor zeitgemäß, davon ist man quer durchs Land überzeugt. »Tatsache ist, dass Freie Radios immer schon das gemacht haben, was jetzt unter dem Schlagwort user generated content firmiert«, sagt Moser. Nur eben in einem organisatorischen Rahmen, der auch die Vermittlung der dazu notwendigen Fähigkeiten ermöglicht. Denn es reiche eben nicht, nur ein MP3-File mit dem Smartphone aufzunehmen und über Facebook zu verbreiten.
Strukturen schaffen, um ein möglichst hohes Selbstermächtigungsniveau zu erzeugen, das sei die Stärke der Freien Radios. Was aber nicht bedeutet, dass man sich den neueren Medien verweigern kann. So wird gerade eine App entwickelt, die neben einem Livestream auch die Möglichkeit zum asynchronen Hören wie auch eine integrierte Feedbackfunktion bieten wird. Eine Richtung, die auch Wolfgang Weritsch befürwortet. »Man muss sich Gedanken machen, ob Radio als Verbreitungskanal alleine reicht«, so der Helsinki-Geschäftsführer. Weitere Angebote seien nötig. Doch ob mit App oder ohne: Die Freien Radios erfüllen eine wichtige gesellschaftliche Funktion, die mittlerweile endlich auch vom Staat anerkannt wird. Und das ist gut so.
Am 7. September feiert Radio Orange mit einer großen Party in der Grellen Forelle das 15. Jahr seines Bestehens. Im September und Oktober folgen weitere Schwerpunkte zum Geburtstag on air auf 94.0. Im Netz auf www.o94.at
Einen Überblick über die freien Radios in Österreich gibt es außerdem hier: i>freie-radios.at
Sendungsarchiv aller Freien Radios: cba.fro.at
Infos zum nichtkommerziellen Rundfunkfonds: https://www.rtr.at/de/foe/NKRF_Fonds