Die superbe französische Mystery-Serie »Les Revenants« bekommt nach drei Jahren ihre zweite Staffel. Wieder in einer Hauptrolle: Berge, ein unterschätztes Serien-Setting.
Drei Jahre. Drei verdammte Jahre. Das ist in Fernsehjahren fast ein ganzes Jahrzehnt. Vor drei Jahren machte Barney Robin den Heiratsantrag am Dach, die Mutter von Teds Kindern war da noch lange nicht bekannt. Auch Howard und Bernadette waren da noch nicht verheiratet. Serien, die heute schon wieder (gefühlt) durch sind, waren noch nicht einmal angelaufen. »Bates Motel«, »Brooklyn Nine-Nine«, »Hannibal«, »Masters Of Sex« und viele andere. Neuere, nun zum Standard gehörende wie »Fargo« oder »Narcos« waren noch nicht einmal erdacht.
Les Revenants
Diese drei verdammten Jahre dauerte es, bis eine vom Publikum und der Fachwelt rezipierte französische Mystery-Serie ihre Fortsetzung finden darf: »Les Revenants«, im Rest der Welt auch »The Returned« genannt. Die Szenen aus Staffel Eins prägen sich ins Gedächtnis: Zu Beginn sieht man einen Schulbus gar unscheinbar durch die französischen Hochebenen gleiten, den Zwilling Camille und sehr bald die Tragik: Busunglück, alle tot. Vier Jahre später, nicht gealtert, kommt Camille zurück, als ob nichts gewesen wäre. Keine Erinnerung, alles normal. Außenrum hat sich alles verändert: Eltern geschieden, die Zwillingsschwester eine Lolita-Barfly. Zeitgleich tauchen immer mehr Wiedergänger auf, Simon, Lucie, Victor. Irgendwann bricht die Angst vor dem Neuen, Unbekannten aus, die Staffel endet mit polizeilichen Feuersalven. Die Story kann sich flott und kurzweilig sehen lassen, für Serien dieser Art auch nicht gerade üblich, sogar ohne grobe Logikfehler.
Das Außergewöhnliche ist das Setting: Eine Kleinstadt, irgendwo im Département Haute-Savoie an der französisch-schweizerischen Grenze, eingebettet zwischen weißen Bergzipfeln und einem Stausee, der das zentrale Element der Serie bildet. Der Teil der realen Tignes-Talsperre ist eigentlich das Symbol für die Beherrschung der Natur von Menschenhand, Ort der Verlässlichkeit und doch Ort der Zerstörung, dort wo alles zusammenfindet, dort wo Tiere ertrinken, weil sie lieber sterben, als dem Unheil der Berge ausgesetzt zu sein.
Französische Serien waren in den letzten Jahren, also in der Hochphase des Serienhypes der frühen 2010er Jahre, eher in einer Außenseiterrolle der globalen Rezeption. Eine Rolle, die dem möglicherweise weltbesten Filmland nicht unbedingt gut stand und steht. »Les Revenants« entschädigt für Klischees, die man vermissen konnte: Es gibt reichlich erotische Szenen mit frivolen Teenagern.
Musikalisch untermalt werden diese, aber auch viele andere Szenen von Mogwai. Nach dem eher untergegangenen und fiskalen Flop »The Fountain« von Darren Aronofsky war es die zweite dunkle Science-Fiction-Vertonung der Schotten. Vor wenigen Wochen erschien nach überlanger Warterei die zweite Staffel. Immerhin mussten die Protagonisten nicht so lange warten, die Handlung setzt sechs Monate nach dem Ende der ersten acht Folgen ein. Die Kritiken aus Frankreich und dem Vereinigten Königreich sind einhellig und positiv.
Der Wiedergang
Das Thema der Wiedergänger – Tote, die zurückkehren – ist nicht neu, deutsche, nordische und slawische Volksmärchen kennen es schon seit Jahrhunderten, das Wort gibt’s sogar im Englischen. Wiedergänger unterscheiden sich dabei von stinknormalen Zombies durch ihr normales Aussehen, Serien wie »The Walking Dead« oder »In the Flesh« gehören trotz ähnlicher Thematik also nicht zu den Wiedergänger-Serien. Das von der Kritik mittlerweile doch gelobte »The Leftovers« ist quasi das Gegenstück dazu.
Nach dem Erfolg des französischen Originals produzierte ABC mit »Resurrection« eine Serie ähnlichen Themas, die mittlerweile wieder eingestellt wurde. 2015 debütierte ein amerikanisches Remake als »The Returned«, wie immer, wenn die Handlung direkt übernommen und auf US-amerikanische Verhältnisse umlegt wird – man darf auch auf die nun wieder geplante »Braunschlag«-Adapation gespannt sein – eher mittelgut. Was das französische Original besser macht – es wurde auch mit dem Auslands-Emmy belohnt – sind nicht nur die schauspielerischen Darstellungen, die beim Remake teilweise unterirdisch sind. Es ist das Ambiente. Es sind die Berge.
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