Die superbe französische Mystery-Serie »Les Revenants« bekommt nach drei Jahren ihre zweite Staffel. Wieder in einer Hauptrolle: Berge, ein unterschätztes Serien-Setting.
Deine Welt sind die Berge
Berge und Hochebenen sind zwar in Filmen durchwegs beliebt, insgesamt aber nur selten Schauplätze der internationalen Serienlandschaft. Die unendliche Einsamkeit der Kälte und der Schneeweiße findet sich etwa in »Fargo«. Auch in dezidiert in Hochgegenden angesetzten Mystery-Drama-Serien wie etwa »Twin Peaks« – der Starttermin der neuen Staffel ist übrigens für 2017 anberaumt – spielen die Berge an sich selten eine wichtige Rolle.
Auch in Österreich ist das so. Rund zwei Drittel der österreichischen Bundesfläche gehören zum Alpengebiet. Nur: Es gibt kaum Serien, die auch dort spielen. Wenn, dann erfüllen sie meistens zwei Zwecke: Zum einen suggerieren sie ein »Hoamatg’fühl«, dessen Zuhause auf ORF2 ist. Zum anderen geht es um die Ehrfurcht vor dem Berg. »Der Bergdoktor«, Sendungen mit ehemaligen Skifahrern und früher auch Zeichentrickserien wie »Heidi«, dienen vor allem touristischen Zwecken, zeigen den Zusehern »unsere« Gemütlichkeit, Prosit inklusive. Die anderen Serien sollen die Gefahr, die von den Bergen ausgeht, zeigen. Das ist meist plumpe, physische Gefahr, die suggeriert, den Anweisungen der kernigen Bergfexe unbedingt zu folgen, auf der grünen Seite der Lawinenstangen zu fahren. »Die Bergretter« oder »Medicopter 117« wären Beispiele dafür. In den Reality-Trash-verliebten USA sind Sendungen mit Bergexpeditionen gerade en vogue, ausreichendes qualitatives Niveau wird aber logischerweise nie präsentiert.
Nur selten außerwienerische Schauplätze
In Österreich war das Verständnis von alpinen Gegenden als Setting für vernünftige Serien vor Jahrzehnten noch ein bisschen anders: Etwa im historischen »Die Alpensaga« von Turrini, Pevny und Berner, das die ruralen gesellschaftlichen Strukturen kritisiert, oder in der humoristischen Filmserie »Die Piefke-Saga«, die den Widerspruch von deutschen Touristen und den einheimischen kernigen Tirolern darstellt.
Die meisten neuen, ernst gemeinten Serien aus Österreich spielen im flachen Land, fast ausschließlich in Wien. Ein »Braunschlag« hätte es genauso gut in Tirol geben können. Serien werden aber für ihr überwiegend Wiener Publikum produziert, die Identifikation mit dem nichtalpinen Gebiet ist da höher. Auch die Storylines der ORF Dienstag-Nacht-Serien lassen nur selten außerwienerische Schauplätze zu.
Eine Suspense erweckende alpine Atmosphäre findet sich aber auch im modernen österreichischen Kinofilm nur vereinzelt. Andreas Prohaskas »Das finstere Tal«, das ja auch eindeutige Züge des neuen Tarantino-Films vorwegnimmt, sein etwas älteres »In drei Tagen bist du tot 2«, das Creature-Feature »Blutgletscher« von Marvin Krenn und auch Julian Pöslers »Die Wand« sind angenehme Ausnahmen. Es ist aber schade, dass es solch außergewöhnliche, weil auch vom Genre her nicht typisch österreichische Filme braucht. Die Alpen hätten ja jede Menge Spannung und Angst zu bieten.
Die erste Staffel von »Les Revenants« gibt es auf DVD und Netflix. Auf welchem TV-Kanal die zweite Staffel auf Deutsch zeigt wird, steht noch nicht fest.