»Angry Birds«, das beliebteste Handygame aller Zeiten, feiert seine Premiere im Kino. Nicht ganz unumstritten, fühlt sich der Film doch einigermaßen xenophob an.
Gut und böse
An sich ist alles ganz normal, der Film technisch gut gelöst, mit Jason Sudeikis, Josh Gad, Maya Rudolph und Bill Hader hat man sich auch Voice-Actors ausgesucht, die trotz hoher Bekanntheit einen gewissen alternativen Background haben und Glaubwürdigkeit vermitteln. Dazu ein fetziger, popkulturell respektabler Soundtrack mit Black Sabbath, Rick Astley, Gloria Gaynor und das bei einer Vogel-Story obligatorische »Close To You« von den Carpenters, das ebenso notwendige »Surfin’ Bird« wird unterschlagen. Auch sonst wird vor allem auf Seiten der Schweine alles einer popkulturellen Credibility untergeordnet, die Schweine lesen »Fifty Shades Of Green«, ihre DJs tragen Daft-Punk-Helme, ihre Unterwäsche ist von Calvin Swine, einer ihrer Stars heißt Kevin Bacon. Das Erzähltempo ist gut, die vielen Pointen sitzen, Kinosäle werden lachen, Kinokassen klingeln, Teil zwei bis fünf werden wohl folgen.
Was das Filmerlebnis allerdings drastisch trübt, ist seine Synopsis: Fremde – gar Wesen einer anderen »Rasse« – kommen in eine ansonsten homogene Umgebung, wo sie mit offenen Armen empfangen werden. Jeder, der sich gegen die Ankömmlinge stellt, wird anfangs verachtet, dann jedoch, als sich die Schweine ihrer Maske entledigen und die Eier stehlen, sehnen sich die Vögel nach einer starken Führerfigur, jemandem, der es immer schon wusste, dass die Schweine Böses im Schilde führen. Diese tritt hervor, bewaffnet seine Truppen, besiegt die Schweine und wird zum Helden. Man könnte also glauben, der Film wolle seinem vorrangig jungen Publikum sagen: Fremde sind böse, die Fremden willkommen zu heißen ist schlecht, wir brauchen einen starken Führer. Eine Botschaft, wie sie derzeit fataler nicht sein könnte. Wiewohl man bei »Angry Birds – Der Film« zwar nicht davon sprechen kann, dass hier Kindern mit Absicht fremdenkritische Inhalte nähergebracht werden, wird das Thema mit einer – ebenso zu kritisierenden – Zufälligkeit gestreift.
Animaniacs
Absicht hin oder her: »Angry Birds – Der Film« wirkt auf den mündigen Konsumenten, als wären popkulturelle Referenzen und State-Of-The-Art-Animationen probate Strategien, um Abwehrhaltung gegenüber Fremden und darüber hinaus xenophobes Verhalten in jungen Köpfen zu verankern. Es wäre nicht der erste Animationsfilm der jüngeren Geschichte, der politisches Aufsehen erregt. 2012 stiegen etwa Rechtsradikale auf die Barrikaden, als »Der Lorax« gar zu warmherzig und intensiv um mehr Aufmerksamkeit für Umweltschutz und Nachhaltigkeit warb und gegen Gier eintrat. Ultrarechte protestierten und forderten Boykott. Bei »Angry Birds – Der Film« kann man sich auch von Links erheben. Ob man seine Kinder in den Film schickt, sollte man sich aber zweimal überlegen.
»Angry Birds – Der Film« läuft ab Mitte Mai in den österreichischen Kinos. Das politisch eindeutig unverfänglichere Mobile Game ist für alle Systeme in den jeweiligen App-Stores verfügbar.