Detroit Bad Gastein

Ein einziges Wort machte Friedrich Liechtenstein zum Star: Supergeil. Gesungen hat er es nie. Wir haben mit ihm über den Hype des Edeka-Werbespots und sein neues Album gesprochen.

Vielleicht auch, weil viele Leute sie nur als Sänger und nicht gleichzeitig auch als Schauspieler sehen?

Das kann sein. Es ist auch interessant, dass es alle zwei Jahre eine Kampagne mit „Geil“ gibt und jedes Mal ist es aufs Neue erstaunlich. Geiz ist geil, leider Geil, gerne geil, richtig geil. Wir vergessen zu schnell.

Ja, das muss man dann natürlich ausnutzen.

Muss man? Weiß ich nicht. Wie gesagt: Für mich ist es eine Station.

Und „Supergeil“ kommt gar nicht von Ihnen?

Nein, das haben sich andere Leute ausgedacht. Ich habe es einmal gesprochen und dann wurde es in das Video einmutiert. Von mir kommt jetzt die dritte CD.

Für viele Menschen ist Friedrich Liechtenstein erst jetzt mit dem Erfolg geboren worden. Aber was war in all den Jahren vor war vor „Supergeil“?

Bevor ich Friedrich Liechtenstein 2003 erschaffen habe, war ich mit einem Solo-Programm unterwegs, später war ich Regisseur und habe relativ traditionelle Theaterstücke inszeniert. Ich habe die Konzentration nie in den Verlauf der Geschichte gesteckt, mehr in die Personen, in den Ort. Ich habe Theater skulptural gesehen und versucht den Theaterbegriff zu erweitern. Ich hab mich immer an den Rändern bewegt, so habe ich mich immer weiter entfernt von diesem Business und bin zum Singen gekommen. Ich habe entdeckt, dass Singen ein sehr schönes Medium ist, um seine Botschaft wie einen Lichtstrahl aufs Publikum loszuschicken, sodass am Ende von einem kurzen Song von 1 Minute 30 mehr und schneller entstehen kann als nach einem ganzen Theaterstück.

Im Alltag fliegen einem oft Songzeilen zu und da merkt man dann, wie sehr Songs im Unterbewusstsein arbeiten und auch die Botschaft eines Songs eigentlich immer gut zum Hörer kommt. Das Problem beim Theater ist, dass man das immer nur zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort zeigen kann, einen Song kann man jederzeit spielen.

Sie werden oft als Kunstfigur bezeichnet. Wieviel ist echt an Friedrich Liechtenstein, wieviel ist konstruiert?

Schwer zu sagen. Ich glaub fast, man sollte es nicht sagen. Es ist schöner, das Konstrukt geheim aufzubauen und sich daran zu freuen, wie es aufgeht.

Haben Sie sich damals selbst erschaffen oder unter viel Fremdeinwirkung?

Da bin ich mir auch nicht ganz im Klaren. Ich plaudere mir schon viel selbst herbei, aber es erfüllt sich oft auf eine andere Art, als ich es mir dachte. Ich gehe davon aus, dass genauso wie ich in die Welt hineinsinge, tanze, performe, auch Leute in meine Welt hineinagieren. Erfolg hat viele Väter, viele Leute haben daran gearbeitet, dass jetzt alles so gut läuft.

Aber auch der Misserfolg hat viele Väter. Viele Leute haben lang die Türen zugehalten, obwohl sie wussten dass es gut ist, was ich mache. Genauso gibt es jetzt viele, die die Türen aufmachen. Dennoch bin ich so selbstbewusst und sage: Erfolg hat viele Väter aber nur eine Mutter. Und da sage ich mal, die Mutter, dass ich das bin.

Sie waren immer mehr in der Avantgarde unterwegs, haben Sie jetzt Angst, dass Sie mit dem Supergeil-Hit zu sehr in den Mainstream abschlittern?

Ich bin nicht Mainstream. Der Werbespot ist sicher Mainstream, aber das bin ja nicht ich. Es gibt die Schauspielkunst, da zieht man sich ein Kostüm an und spricht Texte. Ich bin ja auch kein Arzt, wenn ich einen Arzt spiele. Insofern ist das Produkt sicher Mainstream, in dem ich einen professionellen Job gemacht habe. Ich habe viele Anfragen, von Clubs, ob ich das nicht performen will, aber will ich nicht, weil ich diese Station schon hinter mich gelassen habe.

Bild(er) © Bruno Derksen
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