Für ihr drittes Album sind Die Buben im Pelz zu einer waschechten Rockband mutiert. Das macht musikalisch mehr als nur Sinn.
Fuchs erklärt den Ansatz: »Für mich hat sich ein gesellschaftlicher Kontext herauskristallisiert. Das war dann die Aufgabe, die man sich stellt, das nächste schwierige Feld. Politische Songs traue ich mich selten, aber das war jetzt hier Thema.« Die große Lösung haben Die Buben im Pelz nicht parat, müssen sie aber auch nicht. Ihnen hilft die Sprache: »Mit dem Wienerischen kann man immer jammern, nörgeln, herumspucken. Dieser Attitüde, die dieser ›Mentalität‹ schon zugeschrieben wird, kann man freien Lauf lassen. Deshalb gibt es auch ein paar Songs in diese Richtung, die Beobachtungen sind, mit zynischem Beigeschmack, aber nicht die absolute Weltverdrossenheit darstellen«, weiß Fuchs zu berichten. Weil, und das war nämlich auch schon vor Covid-19 der Fall und ist es wahrscheinlich schon viel länger, als wir da alle auf der Erde sind: Die Welt befindet sich im Ausnahmezustand. So erklärt auch David Pfister das Albumthema: »Wir haben schon besprochen: eine apokalyptische Stimmung, ein Kollaps, wie vor einer Tabula rasa.«
Wedding-Crashers
Und da kommt dann eben Berlin-Wedding ins Spiel. Man hatte zwar schon mit Alex Lausch in Wien aufgenommen, für den finalen Anstrich reiste die gesamte Mannschaft aber noch in die deutsche Hauptstadt, zehn Tage lang. Der pure Luxus, inklusive Herumspringen am Schrottplatz gleich hinter dem Studio. Auch spannend: Während »Die Buben im Pelz & Freundinnen« die Zusammenhänge zwischen dem Wien von 2015 und dem New York der späten 1960er herzustellen versuchte und ihm dies auch gelang, steht auf »Geisterbahn« tatsächlich ein Berlin der späten 1980er Pate, zumindest inhaltlich.
Dass es für diese Stimmung kaum einen Besseren als Alexander Hacke, Avantgarde-Papst und Bassist von Einstürzende Neubauten, gibt, liegt auf der Hand: »Wir haben Berlin und den Alex Hacke als Produzenten gewählt, weil wir dieses Gefühl darstellen wollen: den nicht greifbaren Kollaps. Ein loses, emotionales, stimmungsvolles Thema«, erklärt Pfister. Und sowieso: Einstürzende Neubauten. Für Christian Fuchs passt die Metapher in deren Bandnamen auch zum Ansatz der Buben im Pelz für »Geisterbahn«, quasi wie »Fight Club«: »Das Ende ist gleichzeitig apokalyptisch, romantisch und optimistisch im Vergleich zur Realität. Vielleicht wird nach dem Einstürzen eine neue Welt aufgebaut.« Immerhin, ein Hoffnungsschimmer.
»Geisterbahn« von Die Buben im Pelz erscheint am 14. Mai 2021 bei Noise Appeal Records. Nachdem sich das Album um ein ganzes Jahr verschoben hat (Hochrisikoverwandte, das ganze Pipapo), soll es demnächst wieder Livekonzerte geben, im Sommer und rund um Weihnachten. Aber mal schauen.