Die Vienna Film Commission steht seit drei Jahren Filmern mit Know-How und Tat zur Seite. Über eine oft vergessene Schnittstelle im Filmgeschäft.
Ertappt. Die schnell naive Vorstellung vom Fertigen eines Filmes wäre, zur netten Umgebung mit dem richtigen Licht gehen und einfach mal „Kamera ab!“ rufen. Romantischer Tagtraum. Alles hat Regeln, andere. Nicht dass sich nun die Befremdlichkeit eines Beamtenstaates lokaler Provenienz querlegen würde, die Sachlage ist international anders. Die Location gehört gefunden, angefragt, genehmigt und mitunter auch abgegolten. Genau hier setzt die Tätigkeit der Vienna Film Commission als eine Institution der Stadt Wien an. Man hat eine ständig erweiterte Liste an passenden Umgebungen und kennt die richtigen Ansprechpartner. Ob nun Abklärung mit dem Wiener Magistrat, dem Bund oder einem privaten Eigner samt der allfälligen Abwicklung der Rechte-Verrechnung von Nöten ist. Von Neu Marx aus ist das Team aus vier Personen um Geschäftsführerin Marijana Stoisits man somit schnell einer der ersten und beliebtesten Ansprechpartner für filmische Belange geworden. Lobbyarbeit nennt man das, ausnahmsweise neutral belegt im Unterton. Ob es sich nun um erste studentische Gehversuche handelt, das Fernsehen für „Tatort“, „Schnell ermittelt“ oder „SOKO Donau“ sucht. Nationale Filmemacher wie Wolfgang Murnberger oder Andreas Prochaska oder Karl Markovics’ „Atmen“ wurden 2011 ebenso fündig wie internationale Produktionen a la der Schnitzler-Adaption „360“ von Fernando Meirelles, der indische Spielfilm „Vitthagun“ – kleine Produktion mit 25 Millionen Zusehern – oder der wunderbare „A Dangerous Method“ im Garten des Schloss Belvedere. Klares Argument für die Bundeshauptstadt sind – erraten – die Originalschauplätze. Der Ring, die Albertina und der Stephansplatz stehen da ebenso vorne wie die Stadtgärten und Parkanlagen. Wenn es um die Wiener Gemeindebezirke geht, rangieren die Innere Stadt (25%) und Leopoldstadt samt Prater (9,7%) an der Spitze, wenig Zulauf genießen Meidling und Simmering. Insgesamt waren letztes Jahr 57 internationale Filmteams in Wien tätig, 336 Einreichungen fielen auf im vergangenen Jahr entfielen auf Kino- und TV-Filme, 12,8 Prozent auf Werbung. Entwicklungshoffnung Zukunft wird auch ganz offen in Filmstudenten gesehen, da man normalerweise gerne zu funktionierenden Orten zurückkehrt. Umso mehr ist man auch aktiv in der Zusammenarbeit mit den Bundesländern, da so für alle Beteiligten ein gutes Paket geschnürt werden kann.
Klares Manko der Donaumetropole bleiben fehlende Filmstudios wie man sie in konkurrierender Nähe in Berlin, Budapest oder auch Prag findet. Da denkt man wehmütig an die einstige Strahlkraft heimischer Studios a la Rosenhügel & Co. – goldane Weana Bockhendl-Zeit in Nitrozellulose. Ebenso, besonders in Zeiten wie diesen, ist die Gabe von sogenannten Incentives eine nicht zu unterschätzende Hürde. International üblich wird gerne Überzeugungsarbeit in Form finanzieller Rabattmodelle wie materieller Natur gegeben. In Österreich gibt es die Regelung, dass vor Ort ein Co-Produzent beteiligt sein muss. Eine durchaus unübliche Regelung aus internationaler Sichtweise. Die Rechnung der Umwegrentabilität ist eben King auf beiden Seiten. Allerdings ist man damit hier traditionell nicht so vorne dabei, was immer wieder internationale Projekte knapp an unseren Grenzen vorbeifahren lässt. Zum Vergleich wurde der gerade startende Moskau-Thriller „Die vierte Macht“ mit Moritz Bleibtreu zu einem Gutteil in Kiew und dem ehemaligen Ost-Berlin abgebildet, nachdem sich in Moskau die Konditionen laufend veränderten. Moskau sieht in dem Film übrigens wirklich gut aus. Kein Problem also, zum Beispiel aus Budapest Wien werden zu lassen. Fazit: Es geht gut voran, auch ohne Hubschrauber-Einsatz.