»Grau – In einer farbenfrohen Welt« von Max Melo bringt Diskussionen und Fragen über Kunst, Theater und Macht mithilfe eines jungen Ensembles auf die Bühne. Für wen spielt man Theater? Und was ist eigentlich der Sinn von Kunst?
Der 19-jährige Absolvent der Hegelgasse Max Melo hat mit seinem ebenfalls aus der Hegelgasse stammenden Ensemble einen wortgewandten und schauspielerisch sehr ansprechenden Abend auf die Beine gestellt. Dabei hilft das gemütliche Setting im Spektakel, wo man vor der Vorstellung noch ein Getränk genießen und sich in der Ausstellung im Vorraum umsehen kann.
»Draußen die große graue Welt …«
Bevor die Show so richtig losgeht, kommen die einzelnen Darsteller*innen bereits auf die Bühne und das Publikum kann ihnen beim Aufwärmen zusehen. Bei Leuten, die bereits selbst Schauspielerfahrung gesammelt haben, sorgen die Übungen für Wiedererkennungseffekte und den einen oder anderen Schmunzler. Dann geht es gleich los mit einer Explosion: Esto (Jakob Köllesberger) stürmt mit einem Brief in der Hand auf die Bühne. Das Stück sei abgesagt, denn im Ensemble »Farbenfroh« befinde sich jemand, in deren*dessen Vergangenheit ein Skandal verborgen liegt. Die Suche nach der Schuld beginnt und wird zu einer Reise in die Geschichte der einzelnen Mitglieder.
»… auf der Bühne das Ensemble Farbenfroh.«
Dabei gerät der so charismatische wie manipulative Ensembleanführer Esto schnell in den Verdacht, der Schuldige zu sein. Nicht einmal seine rechte Hand Schill (Livia Andrä) kann ihn davor schützen. Doch so einfach, wie es scheint, ist die Sache nicht – schon gar nicht, da wir es hier mit größeren Gedanken rund um Kunst, Rollen, die eigenen Identität und Hierarchien zu tun haben. Diese werden dem Publikum in aufgeteilten Monologen, Streitgesprächen, Wortgefechten und einem Stück im Stück im Stück präsentiert. Die Zuschauer*innen versuchen gleichzeitig den vielen Gedanken zu folgen sowie die kurzen Namen der Rollen mit ihren literarischen Inspirationen zu verbinden, wie z. B. Esto – Nestroy, Schill – Schiller. Doch auch an Humor fehlt es nicht, wenn etwa die drei Diebe Kaff (Max Melo), Less (Lena Hergolitsch) und Weig (Linnea Paulnsteiner) einen schwer bewachten Gegenstand stehlen: eine Klopapierrolle, auf der in schwarzen Lettern »Kunst« zu lesen ist. »Kunst? Was ist das?«, lautet darauf die Frage. Und damit ist eigentlich schon das meiste gesagt.
»Grau – In einer farbenfrohen Welt« von Max Melo und dem jungen Ensemble ist noch am 4. und 5. Dezember im Spektakel Wien zu sehen.