Hudson Mohawke, Rustie und das Label Luckyme haben der elektronischen Musik in den letzten Jahren ihren Bass aufgedrückt. Glasgow war wie keine zweite Stadt damit verbunden. Ein Lokalaugenschein.
Hierzulande mag er noch anhalten, in Glasgow selbst ist der Hype um Luckyme und Numbers aber eigentlich schon längst wieder vorbei. Die Protagonisten wohnen längst in London oder New York und haben nur noch eine lose Verbindung zur Stadt. Das ist auch eigentlich ziemlich typisch.„Glasgow ist besessen von Neuem“, bestätigt auch Daniel Eberharter. Der Wiener verbrachte dort fünf Jahre seines Lebens und erzählt noch heute begeistert vom DIY-Gefühl in den Punk- und Hardcore-Kreisen. „Wenn eine Band sich auflöst oder wegzieht, hält man sich damit nicht lange auf, sondern macht einfach etwas anderes.“
The Kids are alright
Das ist gar nicht so verwunderlich. Glasgow hat nicht nur eine der renommiertesten Art Schools des Landes, sondern aufgrund der fünf ansässigen Universitäten einen ständigen Zustrom junger Leute. Überhaupt ist die Publikum recht jung, wie auch ein Lokalaugenschein im berühmten Sub Club (der vor einigen Wochen auf einer Liste „25 Nightclubs to discover before you die“ auf Platz vier landete) beweist. Der Glasgower startet seine Fortgeh-Karriere mit 15 oder 16 – fast fünf Jahre früher als viele Londoner. Auch weil viele Clubs von 19-23 Uhr ein Underage-Programm vor ihren normalen Betrieb geschaltet haben. Auch sonst unterscheidet sich die recht vielfältige Clubszene stark von der in Großbritanniens Hauptstadt. Vor allem durch die zeitliche Strenge: Die Bars schließen alle um Mitternacht, die Clubs um Punkt drei. Rund um Uhr feiern kann man in Glasgow nicht. „Das macht die Partys aber eigentlich sogar besser“, wie Lauren erzählt. „Die Leute sind wie verrückt danach möglichst schnell betrunken zu werden und einfach am Rad zu drehen.“ Anschließend geht man in Glasgow auf Hauspartys. Die verhältnismäßig riesigen, gemeinsamen Afterhours schweißen zusammen und sind der Ausgangspunkt für zahlreiche Bands und musikalische Projekte.
Die nächste Generation steht am Startpunkt, um Luckyme und Numbers als lokale Größe abzulösen. Eine zentrale Rolle nimmt darin das Kollektiv All Caps ein, dessen Show auf dem Glasgower Campusradio bereits einen legendären Ruf genießt. Vor allem den Mitgliedern Bake und Koreless wird eine steile Karriere vorausgesagt. Auch musikalisch wirft ein Wachwechsel seine Schatten voraus. „Die Kids kaufen wieder wie verrückt Techno“, brummt Adam, der hinter dem Tresen von Rubadub steht. „Das kommt wohl jetzt wieder zurück – zum 500. Mal.“
Womit wir wieder beim Kreislauf wären. In zwei Jahren werden wohl keine Journalisten aus Wien oder London mehr vorbeischauen, um Stories über die Szene in Glasgow zu machen. Geben wird es sie aber weiter. Oder um es mit den Worten von Chemikal Underground zu sagen: „Die Jeans werden enger und alle kleiden sich wie mein Vater. Sonst ist eigentlich alles dasselbe.“