Marsimoto hat ein dichtes Jahr hinter sich, nicht nur, weil er so gern kifft. Bei einem Festival hat ihn Lena Köhnlein kurz beiseite genommen.
Ein strahlend schöner Sommernachmittag in Berlin mit blauem Himmel. Die Festivalbesucher genießen die warmen Sonnenstrahlen und liegen auf Decken auf dem Gelände oder lauschen entspannt vor der Bühne der Musik. Doch plötzlich verdunkelt sich der Himmel, die Sonne ist nicht mehr zu sehen und es wird düster. Grüner Rauch steigt auf und macht den Nachmittag zur grünen Nacht. Dann beginnt der erste Takt der Musik, die erste Zeile ertönt „Endlich wird wieder gekifft“ und die Meute rastet vollkommen aus: Es ist Marsimoto-Zeit bei den „Neuen Deutsch Poeten.“
Marsimoto holt die Menge aus dem Halbschlaf, bei keinem der vorigen Künstler war die Stimmung so ausgelassen. Und auch der Mann hinter der grünen Maske, Marten Laciny, scheint jetzt richtig wach zu sein. Ein paar Stunden zuvor wirkte er Backstage noch ziemlich verschlafen. Kein Wunder aber auch bei seinem Programm: 27 Festivals seit Mai. Schließlich galt es sein neues Album zu präsentieren: „Grüner Samt“. Bei den „Neuen Deutsch Poeten“ hat er den letzten Festival-Auftritt für dieses Jahr. „Jetzt fahr ich erstmal in den Urlaub“, sagt Marten, „mit den Schildkröten schnorcheln“. Doch die Tour war für ihn der Hammer. Es gibt nichts zu bemängeln, „außer vielleicht die Toilettensituation“ auf den Festivals, grinst er.
U17, Model und dann Musik?
Kaputt ist der Musiker deshalb aber noch lange nicht, man merkt ihm bei seinen Auftritten an, wie viel Energie in ihm und seiner Musik steckt. Die Musik ist seine Leidenschaft. Dabei hätte der Rostocker auch Schauspieler, Model oder Fußballer werden können. In allen Disziplinen war Marten erfolgreich: hat im U17 Kader der Nationalmannschaft gespielt und als Model in New York gute Aufträge an Land gezogen. Manchmal hat er sich schon gefragt, ob es gut war alles wieder aufzugeben, „aber jetzt sieht man ja, dass alles einen Sinn gemacht hat und dass die Leidenschaft zum Musik machen gewonnen hat am Ende und das fühlt sich gut an.“
Gut fühlt sich sicherlich auch an, dass man so viele Fans hat, ob nun als Marsimoto oder als Materia. Und das haben sie beide. Als Marsimoto die Bühne verlässt und Marten ohne Maske nun als Materia vor die Festivalmeute tritt, kocht die Stimmung immer noch auf gefühlten 300 Grad Celsius (oder auf welcher Temperatur auch immer das grüne Gras brennt). Nicht nur die Fans sind begeistert, auch die deutsche Hip-Hop Szene feiert den Rostocker. Auf der anderen Seite erntete er aber auch viel Kritik, gerade mit seinem Pseudonym Marsimoto: Sinnlose Texte, es geht immer nur ums kiffen und seine Musik steht nur im Schatten von Materia. Doch das gehört für Marten dazu, auch wenn er sich Kritik von Fans schon zu Herzen nimmt, beeinflusst ihn das trotzdem nicht, sagt der Rapper, der schon immer seinen Weg ging.
„Schlimm wäre Musik ohne Kritik!“ Mit Kritik musste er auch schon früher klar kommen, beispielsweise als er seiner Fußballmannschaft seine Musik zeigte. „Die Hälfte fands geil, die andere Hälfte fands halt furchtbar“, lacht er. Aber trotzdem konnte er sich da schon den ein oder anderen Zehner dazuverdienen, als er den Kollegen ein paar Mixtapes verkauft hat. „Dann haben wir das Geld aber immer zum saufen ausgegeben“, grinst er.
Auf die Frage warum Marten auf deutsch singt –immerhin werden auf diesem Festival die Neuen Deutsch Poeten gefeiert –, sagt er: „Ich bin ein Ossibauer“, deshalb könne er ja gar nicht auf englisch singen. Humor hat der Rostocker und setzt noch einen drauf: „Ich bin halt begrenzt auf den deutschsprachigen Raum. Ich hoffe natürlich auch irgendwann auf meinen Tokyo Hotel-Durchbruch“. Pseudonyme hätte er ja genug, um sich in eine Visual Kei-Elfe zu verwandeln, egal ob als Marten, Materia oder Marsimoto. Aber bis dahin: viel Spaß beim Schnorcheln mit den Schildkröten!
"Neue Deutsch Poeten" hat am 1. September 2012 in Berlin stattgefunden. Am 14. September ist "Lila Wolken" von Marteria mit Yasha und Miss Platnum erschienen.