Arbeiten wo, wann und wie man will – ein Motto, das vor allem Kreative immer öfter nutzen. Der eigene Wohnzimmertisch, der nächstgelegene Berg oder aber ein Office mit Menschen aus unterschiedlichen Branchen können als Arbeitsplatz dienen. Wir haben mit 6 Menschen gesprochen, deren Arbeitsplatz sich abseits des klassischen Büros befindet – die Vorlieben, Arbeitsweisen und Gewohnheiten sind dabei sehr unterschiedlich.
Digitale Nomaden: Monika und Achim Meurer
Monika und Achim Meurer haben kein „zu Hause“ im eigentlichen Sinn mehr. Das brauchen sie aber auch nicht, denn sie ziehen von Hotel zu Hotel, berichten online darüber und stellen den BetreiberInnen Fotoaufnahmen zur Verfügung. Entstanden ist das relativ spontan, erzählt Monika Meurer: „2014 haben wir eine Einladung nach Jordanien bekommen, um dort über unseren Urlaub zu berichten, weil es kaum TouristInnen gab. Uns wurde der gesamte Aufenthalt bezahlt, wir haben dort Fotos gemacht und diese über soziale Medien verbreitet. Nachdem wir dort einen wirklich tollen Aufenthalt hatten, haben wir uns überlegt, wie man ein längerfristiges Konzept erstellen könnte.“ Dieses Konzept ist schlussendlich besser aufgegangen als gedacht – Monika und Achim Maurer haben nach kurzer Zeit ihren Mietvertrag gekündigt und sind heute bis Ende September 2016 von unterschiedlichsten Hotels in Europa ausgebucht. Gerade die wechselnden Orte und die neuen Umgebungen machen den Arbeitsalltag spannender – Schwierigkeiten in dieser besonderen Arbeits- und Lebensweise sieht Monika Meurer allerdings in der Bürokratie: „Alles was zu tun hat mit Finanzamt, Steuern zahlen, Krankenkasse ist unglaublich schwierig. Diese Institutionen können sich noch überhaupt nicht vorstellen, dass man an wechselnden Orten arbeitet.“ Mehr Informationen über das Projekt: http://meurers.net/
Co-Working: Hafen 11/ Anlegestelle
Die Architektin hat gemeinsam mit ihrem Mann während eines Studienjahrs in Dänemark die LYNfabrikken in Aarhus als Arbeitsplatz entdeckt. „Der Workspace dort war die Inspiration dafür, so etwas auch in Österreich umzusetzen. In Klagenfurt gab es davor keinen Co-Working Space – wir wollten hier einfach eine neue Arbeitsmöglichkeit schaffen.“, erklärt Abel. Betrieben wird der Hafen 11 und die Anlegestelle allerdings nicht von Barbara Abel selbst, sondern von der Stadt Klagenfurt. Barbara und Christoph Abel kümmern sich um das Community Management und die Verknüpfung zwischen öffentlicher Verwaltung und den Menschen, die im Co-Working Space arbeiten. „Einer der größten Vorteile ist sicher die gute innerstädtische Lage, die sonst sehr schwer leistbar wäre. Und natürlich die Zusammenarbeit mit den anderen Co-WorkerInnen. Da können einerseits berufliche Synergien entstehen, andererseits ist es einfach ein positives soziales Umfeld. Man bekommt auch ein bisschen Einblick in andere Branchen.“ http://www.abelundabel.at/
Home Office: Katharina Teufer
Mit Kathameno hat sich Katharina Teufer 2013 den Traum von eigenen Unternehmen erfüllt. Die Innenarchitektin arbeitet hauptsächlich zu Hause, um das Familienleben flexibler gestalten zu können. „Mit kleinen Kindern ist ein Büro außer Haus gar nicht oder nur sehr schwierig möglich“, meint Teufer. Die zeitliche Flexibilität und die finanziellen Ersparnisse sieht sie als größten Vorteil – auf der anderen Seite ist ein „vom Büro heimgehen“ nicht wirklich möglich. Als Innenarchitektin hat sie zusätzlich auch viele Termine außerhalb und braucht nur etwa für die Hälfte ihrer Arbeitszeit einen PC-Arbeitsplatz.
http://www.interior-design.at/
Digitale Nomaden: Mac Krebernik
Als technischer Illustrator ist Mac Krebernik schon seit 5 Jahren selbstständig. Laptop, Skizzenbuch und gelegentlicher Internetverbindung reichen ihm, um seine Arbeit zu erledigen – ein fixes Büro braucht er nicht. Durch seine Verbundenheit mit der Natur arbeitet er am liebsten im Freien und pendelt zwischen drei Wohn- und Arbeitsorten in Graz, im Salzburgerland und in der Weststeiermark: „Wenn ich Lust auf einen Ortswechsel habe, fahre ich einfach woanders hin. Wenn das Wetter gut ist, nehme ich mein Skizzenbuch mit auf den Berg und hole mir hier auch Inspiration. Die grafischen Dinge muss ich aufgrund der Lichtverhältnisse natürlich drinnen machen, aber organisatorische und kreative Arbeiten lassen sich je nach Wetter gut im Freien erledigen.“ Möglich ist das, weil seine Familie Ferienwohnungen an unterschiedlichen Orten besitzt. Der ständige Tapetenwechsel fördert die Kreativität und bewahrt vor Eintönigkeit, meint Krebernik. Um den Kontakt zur Außenwelt dennoch nicht zu verlieren, versucht er möglichst viele Treffen mit anderen Kreativen wahrzunehmen. http://krebernik.eu/
Home Office: Reeva, Eva-Maria Reiter
Eva Maria Reiter ist seit 2010 selbstständig – die Entscheidung für ein Home-Office traf sie vor allem um Beruf und Familie besser vereinbaren zu können. Aber das Büro in den eigenen vier Wänden hat laut Reiter auch andere Vorteile: „2015 habe ich mein Office für etwa 7 Monate in die Stadt Salzburg verlegt und habe dort die Erfahrung gemacht, dass die Kreativität etwas verloren ging. Ich bin kein Nine To Five Bürotyp und brauche immer wieder Impulse und Brainstorming-Pausen, die ich mir zu Hause zwischendurch in meinem Garten holen kann. Oder sogar während ganz banalen Dingen wie Kleidung bügeln oder Wäsche waschen. Da fallen einem plötzlich die schönsten Lösungen, Texte oder Melodien ein.“ An ein fixes Büro und den Computer ist sie als Sprecherin, Sängerin und Trainerin ohnehin nicht gebunden – viele Termine finden außerhalb eines Büros statt. Auch wenn sie von ihrer Home-Office Variante profitiert, gibt es Schwierigkeiten: „Die Gefahr, dass es keinen Feierabend gibt, ist natürlich groß. Aber Erkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung. Ich glaube ein gewisser Tages- und Arbeitsrhythmus als Gerüst ist Pflicht für Selbstständige mit Home-Office“ http://www.reeva.at/
Co-Working: Tom Hillebrand
Kreatives Co-Working findet auch in der alten Kerzenzieherei in Innsbruck statt. Hier haben sich ArchitektInnen, Architekturstudierende und KünstlerInnen ein gemeinsames Atelier geschaffen. Insgesamt waren seit 2008 etwa 25 Personen fix eingemietet, den Anfang bildeten der Künstler Heinz Aschenbrenner, der Pädagoge und Bogenbauer Ernst Huber und die Bildhauerin Lucia Jopp, die für einen Raum weitere MieterInnen suchten. Architekt Tom Hillebrand war unter jenen, die diesen Raum schlussendlich nutzten und kann sich heute nicht mehr vorstellen, ein eigenes Büro für sich allein zu haben: „Ich finde den kontinuierlichen Austausch mit anderen vor allem in der Kreativwirtschaft essentiell. In einem eigenen Büro hätte ich vermutlich schnell das Gefühl der Vereinsamung.“ Einen zusätzlich Vorteil sieht er in den beruflichen Synergien: „Die räumliche Nähe zu den BerufskollegInnen stellt sicher einen enormen Vorteil dar. Schon allein der Austausch beim Kaffee über Projekte, Entwürfe aber auch administrativer Angelegenheiten bringt uns alle weiter und verhilft uns zu einem professionellen Arbeiten. Große Aufgaben können gemeinsam in kurzer Zeit und ressourcenschonend bewältigt werden. Zudem steht, je nach Auftragslage, das gesamte Atelier bei Diplom- und Masterarbeiten den Studierenden mit Rat und Tat zur Seite.“
Eine Übersicht über verschiedene Co-Working-Spaces gibt es hier: i>http://www.creativwirtschaft.at/infosservices/netzwerke #choch3 #KATeffekt