Mit ausgewählten Aufführungen aus der Edition Burgtheater (erschienen bei HOANZL, ebenso erhältlich bei Flimmit, eine Kooperation mit dem ORF) zeigt das Burgtheater in den nächsten Wochen jeweils am Freitag und am Montag legendäre Inszenierungen, die das Bild dieses Hauses prägten und veränderten, zu Klassikern wurden und ästhetische Haltbarkeit bewiesen, egal ob sie in den 1960er oder in den 2000er Jahren entstanden – zum Wiedersehen und Neuentdecken. Diese Aufzeichnungen werden jeweils am Freitag und am Montag ab 18 Uhr für 24 Stunden unter www.burgtheater.at abrufbar sein.
DER THEATERMACHER
Thomas Bernhard
Die Vorgeschichte ist ein Theaterskandal: Thomas Bernhard bestand für die Salzburger Uraufführung seines Stücks „Der Ignorant und der Wahnsinnige“ auf Abschaltung der Notbeleuchtung und absolute Finsternis, eine Forderung, die feuerpolizeilich nicht durchzusetzen war. Bernhard quittierte die Vorschriften mit Verweigerung: „Eine Gesellschaft, die 2 Minuten Finsternis nicht verträgt, kommt ohne mein Schauspiel aus!“ Im THEATERMACHER greift Thomas Bernhard die feuerpolizeiliche Schikane wieder auf.
Schauplatz ist der verkommene Theatersaal des Gasthofs „Schwarzer Hirsch“ in Utzbach, das exakt 280 Einwohner zählt. Dort will der ehemalige Staatsschauspieler Bruscon seine Weltkomödie „Das Rad der Geschichte“ aufführen, deren Höhepunkt und Voraussetzung die absolute Finsternis sein soll. Doch Bruscon und seine Truppe sind nicht weniger erbärmlich als der Wirtshaussaal: seine lungenkranke, ständig hustende Frau, der unbegabte Sohn Ferrucio und die nicht den Ansprüchen des Vaters entsprechende Tochter Sarah.
Doch die Familienmitglieder sind Bruscon nicht nur als Mitwirkende, sondern, gemeinsam mit dem wortkargen Wirt, auch als Publikum dem „Theatermacher“ rettungslos ausgeliefert – ihm und seinen Tiraden über die Vergeblichkeit der Kunst, die Verkommenheit des Staates, die Unzulänglichkeit des Publikums und das mangelnde Kunstverständnis der Feuerpolizei.
Mit: Josef Bierbichler, Traugott Buhre, Kirsten Dene, Regina Fritsch, Josefin Platt, Martin Schwab, Bibiana Zeller,
Inszenierung: Claus Peymann
Bühnenbild: Karl-Ernst Herrmann
Kostüme: Jorge Jara
Premiere: 1. September 1986, Burgtheater (Uraufführung), Saison 1986/87
Koproduktion mit den Salzburger Festspielen
Aufzeichnung aus dem Jahre 1986, Burgtheater
