Auch Kaleidoskop – Film und Freiluft am Karlsplatz ist von den Konsequenzen der COVID-19-Pandemie betroffen und muss als Filmfest in der geplanten Form heuer pausieren. Der Karlsplatz wird aber im ursprünglich geplanten Festivalzeitraum von 26. Juni bis 17. Juli unter dem Titel Kaleidoskop 2020. Fragmente. zum Ausgangspunkt einer transmedialen Intervention, die auf drei miteinander verschränkten Ebenen frei zugänglich ist:
► Billboard: täglich wechselnde Plakatwand-Motive auf der 30 m2 Leinwand am Karlsplatz
► Bewegtbild: in das Billboard integrierter Screen, Videoarbeiten in Loops (0-24 h)
► Online-Plattform: www.kaleidoskop.film wird Spielfläche für Assoziationen und Verweise
Ausgehend von der Abwesenheit eines Kinoraums am Karlsplatz, setzt sich CineCollective, bestehend aus Djamila Grandits, Marie-Christine Hartig, Lisa Mai und Doris Posch, im Team mit Ipek Hamzaoğlu, Caterina Krüger, Eva Lakits und Markus Zöchling im Rahmen von Kaleidoskop 2020. Fragmente. kuratorisch mit dem Nichtstattfinden, dem kollektiven Ausnahmezustand sowie Brüchen und Leerstellen auseinander und verweist auf Kino in einer gesellschaftspolitischen Diskussion. Im Prozess entsteht ein neuer Raum für die Auseinandersetzung mit Undurchsichtigkeit, Komplexität, Stillstand und Gleichzeitigkeiten.
Von 26. Juni bis 17. Juli wird im Rahmen von Kaleidoskop 2020. Fragmente. am Karlsplatz täglich ein neues Motiv auf eine 30m2 große Leinwand affichiert, ein neuer Eintrag auf der Online-Plattform generiert, durchgehend begleitet von Loops filmischer Arbeiten, zu sehen im integrierten Screen. Verhältnismäßigkeiten und Perspektiven verschieben sich, Auflösungen und Renderings werden in ihrer Unzulänglichkeit und Brüchigkeit im öffentlichen Raum exponiert.
Geschlossene Kinos haben in den letzten Monaten BesucherInnen, Filmschaffende und KulturabeiterInnen mit einer Leerstelle, mit einem Bruch konfrontiert. Ein Bruch der sinnbildlich auf viel größere gesellschaftspolitische Zusammenhänge verweist, Produktionslogiken, Bruchstellen und Kluften in einer kapitalistischen Leistungsgesellschaft offenlegt. Die kollektive Krise wirkt wie ein Brennglas auf Ungleichheiten, prekäre Lebens- und Arbeitsrealitäten und zeigt nicht zuletzt auch im Kulturbetrieb ein kaum haltbares System in Bezug auf Verteilungsfragen, Lebenserhalt und Teilhabe.
Kaleidoskop 2020. Fragmente. beschäftigt sich mit Bild, Unmöglichkeiten, Abwesenheiten und mit gescheiterten Übersetzungsprozessen, mit Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit von Kino, mit physischen, virtuellen und utopischen Möglichkeitsräumen im Innen und Außen und Dazwischen, mit der Sehnsucht nach Berührung, dem Zusammenkommen und Austausch, mit den sensorischen Aspekten von Film, Kino und kollektiven Erfahrungen.
Kaleidoskop 2020. Fragmente. versammelt und verschränkt spielerisch und lustvoll Fragmente eines Kinos im öffentlichen Raum. Bewegtbild, Plakatwand und Online-Plattform bilden ein fragmentarisches Kaleidoskop, in dem fünf richtungsweisende Geschwindigkeitsstufen, Zustände, Erfahrungen im Analogen und Virtuellen bruchstückhaft verschränkt werden:
► On Hold / Pause
► In Touch / Play
► Insight / Fast Forward
► Recall / Rewind
► Overload / Eject
Konzeption & Produktion:
CineCollective – Filmkulturen & kuratorische Praxis
Quelle: Kaleidoskop
Foto: Maximilian Rosenberger
