Die Theater sind geschlossen, die Zuschauer/innen zu Hause. Um die kulturelle Durststrecke zu überbrücken, präsentiert das Volkstheater jeden Abend ab 18 Uhr eine Inszenierung aus dem laufenden Spielplan oder ein Highlight der vergangenen Jahre. Statt einer Eintrittskarte bittet das Volkstheater um eine Spende mit dem Verwendungszweck „Volkstheater Aktion Anstatt Ticket“, wie hoch auch immer, an die Volkshilfe.
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Wer hat meinen Vater umgebracht
nach dem Buch von Édouard Louismit Motiven aus Das Ende von Eddy von Édouard Louis
Deutsch von Hinrich Schmidt-Henkel
„Wenn dies ein Theatertext wäre, müsste er mit den folgenden Worten beginnen: Ein Vater und ein Sohn befinden sich in einigen Metern Abstand zueinander in einem großen, weitläufigen und leeren Raum …“
Dieses Szenario eröffnet Édouard Louis’ jüngste autobiografische Auseinandersetzung mit seinem Vater, in der er gleichsam Abbitte leistet für die wütenden Angriffe fünf Jahre zuvor. Da hatte Louis in seinem vielbeachteten Debütroman Das Ende von Eddy so ziemlich alles attackiert, was ihm qua Geburt umgehängt wurde: Herkunft, Milieu, Werte.
Der Sohn will gesehen werden. Aber das Auge des Vaters meidet seinen Anblick. Der Sohn ist im Begriff, Grenzen zu überschreiten – hin zum Weiblichen, Schwulen, Gebildeten, und das macht ihn für den Vater zum Störfall. Der Sohn wird die ganze Jugend über hoffen, der Vater würde verschwinden. Jetzt, als Erwachsener, ist er auf der Suche nach ihm. Und nach den Ursachen für dessen Zerstörung. Aus der schmerzhaften Erinnerung an eine Kindheit, die von Armut, toxischer Männlichkeit, Homophobie und Bildungsferne geprägt ist, getrieben von der Scham über die proletarische Herkunft, gelingt dem jungen Intellektuellen der Perspektivenwechsel. Édouard Louis verhandelt das individuelle Schicksal seines Vaters als gesellschaftliches Phänomen. Indem er anerkennt, dass die Zugehörigkeit zu einer gesellschaftlichen Klasse nicht nur für seinen Vater ein Urteil bedeutet, kann der Sohn die Opferrolle verlassen und wird zum Ankläger.
Die im deutschsprachigen Raum inszenierende Schweizer Regisseurin Christina Rast wurde in Österreich bekannt mit den Grazer Uraufführungen Der Wiederaufbau des Haider-Denkmals und Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend von Oliver Kluck. Große Beachtung fand auch ihre Adaption des Wende-Romans von Peter Richter 89/90 am Staatsschauspiel Dresden.
- Regie Christina Rast
- Bühnenbearbeitung von Christina Rast und Heike Müller-Merten
- Bühne Franziska Rast
- Kostüme Sarah Borchardt
- Musik Felix Müller-Wrobel
- Dramaturgie Heike Müller-Merten
mit Peter Fasching, Sebastian Klein, Julia Kreusch, Sebastian Pass, Birgit Stöger (Eddy / Édouard)
Programm:
14. April: Iphigenie in Aulis | Occident Express von Euripides/Soeren Voima | von Stefano Massini / Regie Anna Badora
15. April: Das Missverständnis von Albert Camus / Regie Nikolaus Habjan
16. April: In der Strafkolonie – Ein Live-Hörspiel nach Franz Kafka / Regie Sören Kneidl
17. April: Urfaust/FaustIn and out von Johann Wolfgang Goethe/Elfriede Jelinek / Regie Bérénice Hebenstreit
18. April: Die rote Zora und ihre Bande nach dem gleichnamigen Roman von Kurt Held / Regie Robert Gerloff
19. April: Die rote Zora und ihre Bande nach dem gleichnamigen Roman von Kurt Held / Regie Robert Gerloff
20. April: Haummas net sche? Mit Christine Nöstlingers Geschichten durch 100 Jahre Gemeindebau. Ein Theater-Parcours / Regie Sara Ostertag
21. April: Ausblick nach oben Theatrale Feldforschung des Jungen Volkstheaters/ Regie Constance Cauers, Malte Andritter
23. April: Schuld & Söhne von Christine Eder (Text) und Eva Jantschitsch (Musik) / Regie Christine Eder
24. April: Verteidigung der Demokratie Politshow von Christine Eder (Stück) und Eva Jantschitsch (Musik) / Regie Christine Eder
25. April: Alles Walzer, alles brennt von Christine Eder / Regie Christine Eder, Musik Eva Jantschitsch
26. April: Trojanow trifft. „Wie konnte das passieren?“ – Das Gespenst des Rechtsrucks in Österreich Ilija Trojanow trifft Josef Haslinger
27. April: Wer hat meinen Vater umgebracht nach dem Buch von Édouard Louis / Regie Christina Rast
28. April: Peer Gynt von Henrik Ibsen / Regie Viktor Bodó
29. April: Schwere Knochen nach dem gleichnamigen Roman von David Schalko / Regie Alexander Charim
30. April: Der gute Mensch von Sezuan von Bertolt Brecht / Regie Robert Gerloff
01. Mai: Alles Walzer, alles brennt von Christine Eder / Regie Christine Eder, Musik Eva Jantschitsch
02. Mai: Die rote Zora und ihre Bande nach dem gleichnamigen Roman von Kurt Held / Regie Robert Gerloff
03. Mai: Die rote Zora und ihre Bande nach dem gleichnamigen Roman von Kurt Held / Regie Robert Gerloff
04. Mai: Mitleid. Die Geschichte des Maschinengewehrs von Milo Rau / Regie Alexandru Weinberger-Bara
05. Mai: GEDENKMATINEE Gelebt, erlebt, überlebt Szenische Lesung nach dem Roman von Gertrude Pressburger / Szenische Einrichtung Jonas Schneider
06. Mai: Nathan der Weise von Gotthold Ephraim Lessing / Regie und Puppendesign Nikolaus Habjan
07. Mai: GEDENKMATINEE Der verlorene Ton Szenische Lesung von Lida Winiewicz / Szenische Einrichtung Jonas Schneider
08. Mai: Schwere Knochen nach dem gleichnamigen Roman von David Schalko / Regie Alexander Charim
09. Mai: Wer hat meinen Vater umgebracht nach dem Buch von Édouard Louis / Regie Christina Rast
10. Mai: Wien ohne Wiener Ein Georg-Kreisler-Liederabend von Nikolaus Habjan und Franui / Regie und Puppenbau Nikolaus Habjan
