Mit dem neuen und dritten Album »Lieben wir« nuschelt sich Ariel Oehl durch sanftmütige Texte und musikalische Weiten. Wie immer, stets verführerisch.

Lassen wir den Frühling in die Wiesen und Wälder einziehen. Das Gras weht im Wind. Bienen wie Schmetterlinge schwirren im Sonnenschein. Etwas Frisches liegt in der Luft. Mit derselben Schrittgeschwindigkeit, mit der man durch die Natur schweift, bewegt man sich auch durch Oehls Musik. Der namensgebende Liedermacher Ariel Oehl veröffentlicht sein drittes Album, es trägt den Titel »Lieben wir«. Als erster der 15 Tracks erdet das einminütige »Intro«, das eine gewisse Wehmut vor sich her seufzt. Hauchende, sich umspielende Saxofontöne samt Streicher erzeugen einen wärmenden Klang von Welt.
In die Welt genuschelt
Ein Idyll, das vom Wort »Weltenuntergang« und dem gleichnamigen nächsten Song dieses Albums, gesprengt wird. Unterstrichen wird die Melancholie, indem Oehl die deutschsprachigen Liedtexte bis zur Unverständlichkeit in die Welt nuschelt. Das zwingt Hörende zur vollen Aufmerksamkeit und macht das Erlebnis so nahbar wie unnahbar. Was man versteht, stimmt nachdenklich: Es geht um nichts anderes als die Facetten der Liebe – »feuchte Augen«, »Veränderung«, »kleine Schritte« und »dann ist es zu spät«. Trivial sind die Texte nicht, denn wie bittet man schon jemanden zu bleiben. Darin verwoben: Franz Schuberts »Die Liebe liebt das Wandern« für die großen Ohren und »Auf der Mauer, auf der Lauer« für die kleinen.
Flüchtige Ewigkeit
Sphärisch-mediativ mutet die Musik an, die einen ganzen Orchestersound erschafft und verstummt, sobald es der lyrische Schockmoment fordert. Hier und dort hüpfende wie schweifende Synthesizer, seufzendes Holz, melodisches Blech und kristalline Klavierhämmer. Besonders verführerisch klingt das vielseitige Schlagzeugspiel – intensiviert vom Bass –, das mit Nuancen von Becken, leeren Glasflaschen und Kuhglocke im poppigen Viervierteltakt nach einem Liveauftritt dürsten lässt. Ein akustisches wie elektronisches Musikwerk, das von einer flüchtigen Ewigkeit wispernd lyrisch von der Vergänglichkeit berichtet und zum Tanzen im Morgengrauen verlockt. Mehr davon, bitte.

Das Album »Lieben wir« von Oehl erscheint am 14. März 2025 bei Grönland Records. Konzerttermine: 20. März, Köln (DE), Gebäude 9 — 21. März, Frankfurt am Main (DE), Brotfabrik — 22. März, Stuttgart (DE), Schräglage — 23. März, München (DE), Ampere — 26. März, Graz, PPC — 27. März, Salzburg, Rockhouse — 28. März, Villach, Kulturhof — 29. März, Innsbruck, Treibhaus — 2. April, Leipzig (DE), Moritzbastei — 3. April, Hannover (DE), Lux — 4. April, Hamburg (DE), Bahnhof Pauli — 5. April, Berlin (DE), Säälchen — 11. April, Zürich (CH), Exil — 12. April, Dornbirn, Spielboden — 23. April, Wien, Arena — 9. Mai, Linz, Schauspielhaus — 10. Mai, Mistelbach, Kronen Kino.