Mit dem zweiten Album präsentiert Österreichs prominenteste Supergroup zielgruppenoptimierten, aber sehr vielseitigen Pop für laue Sommernächte – mitten im Winter.
Also rein vom (Küchen-)Psychologischen her ist es so, dass es bei einem Wunsch nach einer heilen Welt gleich heißt: Die echte Welt da draußen ist mir zu stressig, zu negativ, zu wenig wie damals, als das Hosenscheißen noch nicht nur eine Sache des Metaphorischen war. Aber keine Sorge, die Proponent*innen der Familie Lässig des Jahres 2022 sind zwar in vielerlei Hinsicht verdächtig – nicht jedoch, der Rückwärtsgewandtheit anheim zu fallen, weil namentlich: Manuel Rubey, Clara Luzia, Gerald Votava, Gunkl, Boris Fiala und Cathi Priemer.
Da wird selbstverständlich nichts den altvatrischen Gedanken zugestanden, »eine heile Welt, die eine Weile hält«, ist da natürlich eher im Schmäh gemeint. Ganz unironisch aber ist das zweite Album – im 18er-Jahr, einem Land vor unserer Zeit, erschien »Im Herzen des Kommerz« – zielgruppenoptimiert zum Maximum. Was aber nicht schlecht ist, im Gegenteil. Stell dir vor: laue Sommernächte im Bobo-Bezirk deiner Stadt, Wien Neubau, Graz Lend, Innsbruck Wilten, oder wo auch immer die Ökoliberalen deiner Stadt sich zusammenfinden. Stell dir vor: gemütliche Bühne, Strohballen, Kinderschminken, Limonaden im Rexglaserl. Diese Unbeschwertheit!
Derart vielgestaltig
Dazu passend natürlich die musikalische Gestaltung, die zwar niemals wirklich aneckt (ist ja eher mehr für die gute Laune), aber dafür derart vielgestaltig ist – das Kollektiv regelt da einiges. Die zwölf Stücke, bei denen so ziemlich alle Mitglieder einmal ihre Stimme ins Mikrofon schicken dürfen, wandeln tatsächlich von A nach B und bewegen sich dabei zwischen entschleunigtem und traumwandlerischem Melancholie-Pop (»Nur nachts sind alle Schaukeln frei«), kindlich-naivem Gitarren-Pop (»Büro Büro«), existenzialistischem Wienerlied (»Wichtig«) und Granada-eskem Schunkel-Rock-’n’-Roll (»Besserwisser«).
Apropos »Besserwisser«: ein gutes Beispiel, wie auch gesellschaftskritischere Töne zielgruppengerecht aufbereitet werden; da wird an die Steineschmeißer im eigenen Glashaus appelliert, immer wieder die Hybris der angeblich intellektuellen Elite diagnostiziert. Weil die Message natürlich nur ankommt, wenn es um die Hörenden selbst geht. Man sieht also: Die wissen, was sie tun.
Das Album »Eine heile Welt!« von Familie Lässig erscheint am 7. Jänner 2022 bei Asinella Records. Die nächsten Livetermine der Band lauten: 7., 8. und 9. Jänner, Wien, Stadtsaal — 21. Jänner, Freistadt, Salzhof — 22. Jänner, Aigen-Schlägl, Kikas — 27. und 28. Jänner, Wien, Casa Nova —29. Jänner, Melk, Tischlerei — 3. und 4. Februar, Innsbruck, Treibhaus — 5. Februar, Dornbirn, Spielboden — 12. Februar, Saalfelden, Nexus — 18. Februar, Wien, Orpheum Wien — 19. und 20. Februar, Graz, Komödie — 22. Februar, Linz, Posthof — 23. Februar, Neunkirchen, AK-Saal — 24. Februar, St. Pölten, Bühne im Hof — 25. Februar, Salzburg, ARGE Kultur — 26. Februar, Tegernbach, Hofbühne.