Ist es »The Return Of…«? Left Boy hat sich mit »Ferdinand« viel Zeit gelassen, neu angefangen. Für den Kniefall reicht das nicht ganz, fürs Knöchelwippen allemal.
Der Moment des schnellen Drauflegens nach dem gehypten offiziellen Debüt – abseits der vielen Mixtapes – ist versäumt. Mal Familie, und entspannt am nächsten Ding feilen. Dafür wurde viel umgekrempelt, mehr auf eine homogene Band Wert gelegt. Weniger dem nächsten coolen Sample oder Modeeffekt nachjagen, das Lied und damit den Künstler voranstellen. Das kommt gar nicht so übel daher. Mal sweet auf der akustischen Gitarre eine Hook legen, dem Gefühl Raum geben, dann auch das Stromruder einstecken. Beat fett machen schadet nicht, wenn Attitude am Platz ist.
Jedoch: Das ist kein Ding, kein Guss. Zeitgemäß drängt sich eine ähnliche Problematik wie beim aktuellen Jack White auf. Obwohl man aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln kommt und der andere ein penibler Missionar wäre. Man will wohin und kommt sich am Weg selbst in die Quere. Man will mit Sachen oder Versatzstücken spielen, zu denen der eigentlich elementare spielerische Zugang fehlt. Zu steif oder gar dilettantisch giert man nach Southern Feel, will man lustig australisches Rock-Urgestein zelebrieren und doch klingen die Gitarren nach Schulband.
Manch spannender Moment
Da sind schon ein paar potenzielle Schinken dabei, diese Art von Nummer, wo man beim Wiederhören den Anflug eines Grinsers verspürt, das Knöcherl wippt. Manch spannender Moment, wo der Rap den Rock auf guter Flughöhe trifft. Aber es reicht nicht für einen Kniefall. Das Gefühl, dass da ein guter Weg mit Option auf einen Podestplatz eingeschlagen wurde, besteht. Und ja, der Ferdinand hat mit seinem Left Boy etwas Besonderes geschafft: Er hat seinen eigenen, wiedererkennbaren Flow in der Stimme. Das ist in der heutigen Zeit eine nicht zu unterschätzende Leistung. Fazit: Ein Zweitling als Neuanfang und durchaus ein Versprechen.
»Ferdinand« ist am 6. April 2018 bei Warner Music erschienen. Live erleben kann man Left Boy beispielsweise am Frequency Festival.