Der fliegende Bulle ist in der Stadt und hat Barockmusik und Breakdance im Gepäck. Jonas Vogt hat sich "Flying Bach" angesehen und machte im Burgtheater einen auf Statler & Waldorf.
Wenn die Leute von Red Bull etwas anpacken, machen sie es richtig. Sie bekommen sogar das gut hin, was sie zunächst mal nach gepflegter Langeweile anhört: Eine Verbindung von Klassik und Hip Hop beispielsweise.
Zunächst mal: Red Bull Flying Bach im Burgtheater war insgesamt schwer in Ordnung. Erfolgreich sowieso – Die Shows waren innerhalb von Herzschlägen ausverkauft und das Publikum zuckte dem Vernehmen nach bei jeder Vorstellung aus und spendete minutenlang Standing Ovations.
Nicht völlig zu unrecht. Das Konzept funktioniert auch über die knapp fünf Viertelstunden der Show überraschend gut. Die Tänze der Flying Steps sind für Kenner sehr gut, für ungewohnte Augen spektakulär: Headspins, Airflares usw. sitzen. Das muss reichen und tut es auch. Deutlich schwächer sind die Gruppenperformances, bei denen man deutlich merkt dass weder der Tanz noch die Tänzer zur synchronen Ausführung gemacht sind. Der Einsatz der Licht-Effekten ist angenehm dezent, die künstlerische Leitung widersteht der Gefahr aus der Inszenierung einen Michael Bay-Film zu machen.
Die Musik begeistert, die Geschichte eher weniger
Der Remix des „Wohltemperierten Klaviers“ ist gelungen, die Verbindung der barocken Klavierfugen und den modernen Beats funktioniert. In dem Punkt kann man die Leistung der Brüder Ketan und Vivan Bhatti, die für die Bearbeitungen verantwortlich zeichnen, nicht hoch genug einschätzen. Eher schwächer sind die „originalen“ Cembalo-Interpretation, und auch die erzählte Geschichte um „Streit, Kampf, Enttäuschung und Freude“ (?) ist streckenweise eher verwirrend als einen roten Faden zu bieten.
Wenn man bedenkt, was man aus diesem Konzept alles wirklich Schlimmes hätte machen können, kann man dem künstlerischen Leiter Christoph Hagel und Red Bull nur gratulieren.
Fotos von Stev Bonhage, Erwin Polanc, Phillip Schuster