Was ist Realität? Was ist Fiktion? Eine Ausstellung im Tresor des Bank-Austria-Kunstforums zeigt, dass das gar nicht so leicht zu sagen ist. Vor allem, wenn Fotografie und Malerei kombiniert wird.
Clemens Wolf: "The more fences, the more holes" (2011). Aus der Bank Austria Kunstsammlung. (© Clemens Wolf / Galerie Steinek)
Eva Schlegel: "Ohne Titel (134)" (2007). Aus der Bank Austria Kunstsammlung. (© Eva Schlegel / Galerie Kritzinger)
Sonia Leimer: "1959" (2012). Siebdruck auf aluminiumsbedampfter Isolationsfolie für die Raumfahrt (© Sonia Leimer / Galerie nächst St. Stephan)
Die Fotografie war lange das Stiefkind der Bildenden Kunst, der Nachteils des verspäteten Starts – so entstand das erste Foto 1826, also Jahrtausende nachdem die klassischen bildenden Künste als solche etabliert wurden – konnte lange nicht aufgeholt werden. Das Problem war für viele Kunsttraditionalisten das, dass Fotografie größtenteils als rein technisches Ding abgetan wurde, deren Herstellung nicht viel gestalterisches und kreativ-schöpferisches Potenzial benötigte. Wer verschwommene Familien- und Urlaubsfoto zuhause hat, kann davon ein Lied singen.
Irgendwann ab Mitte des letzten Jahrhunderts hat sich die Fotografie dann endgültig und zurecht als Kunstform etabliert, mittlerweile muss man gar nicht mehr im Kunstmilieu verankert sein oder sich als Künstler zu definieren, um seine Fotografien ausstellen zu können, der Handykamera sei Dank. Soziale Medien wie Branchenprimus Instagram, Flickr, Photobucket oder auch Facebook ermöglichen es stinknormalen Usern ihren Followern und Freunden die eigenen Aufnahmen und Bearbeitungen zu verbreiten und zu sharen. Mittlerweile werden auch in Österreich besonders arty Social-Media-Fotografien in die Museen gehängt.
Aber auch die klassische Fotografierkunst hat sich natürlich weiterentwickelt. Wie kaum eine weitere Kunstgattung lässt sich die Fotografie mit der klassischten bildenen Kunst, der Malerei, verbinden. Zahlreiche Künstler versuchen sich an dieser Symbiose.
Collected #4: Bilder über Bilder
Das Bank Austria Kunstform zeigt nun ab 27. Feber im Tresor – dieser Raum im ehemaligen Safe hat sich der Darstellung junger, moderner Künstler verschreiben – junge Schätze der Kombination von Fotografie und Malerei. Die Ausstellung „Collected #4: Bilder über Bilder“ gibt einen Einblick in die große Bandbreite der Auseinandersetzung, Gegenüberstellung und Symbiose zwischen Fotokunst und Malerei und präsentiert die Werke von fünf in Österreich lebenden Künstler und Künstlerinnen, abweichend von anderen Ausstellungen im Tresor werden hier also ausschließlich hierzulande gefertigte Arbeiten gezeigt. So werden bis 27. April Werke von Michael Goldgruber, Sonia Leimer, Ines Lombardi, Eva Schlegel und Clemens Wolf der Öffentlichkeit präsentiert.
Die Sujets spiegeln den Einfluss der genannten sozialen Medien und in besonderer Weise den Computer als künstlerisches Werkzeug dabei auf herausragende Weise wieder. Durch die neuen Gestaltungsmöglichkeiten ist es möglich, dass die mit Malerei verknüpften Fotografien nicht mehr unbedingt die direkte Realität abbilden müssen, sondern auch nur Interpretationen einer bestimmten, medial vermittelten Realität sein können und müssen. Die Arbeiten von „Collected#4: Bilder über Bilder“ zeigen den aufgelösten Widerspruch von Wirklichkeit und Fiktion und beschäftigen sich damit, wie vor allem die verschwommenen Übergänge zwischen diesen Polen aussehen könnte. Was Realität und was Fiktion ist, kann der Betrachter nicht mehr eindeutig klären.
Party!
Neben der zweifellos interessanten Darstellung ausgewählter Werke aus den Werken der Bank Austria Kunstsammlung, lässt auch die Eröffnungsfeier die Synapsen vor Vorfreude tanzen. Dort, am 26. Feber, einen Abend vor der regulären Eröffnung, legt nämlich nach einem Konzert der Nebenzimmer Sessions Wiens Synth-Beats-Meister Zanshin aus dem Roster des wohl auch international bekanntesten und wichtigsten Wiener Electroniclabel Affine auf. Bei freiem Eintritt, ohne Anmeldung. Da sollte man hin. Und am nächsten Tag nochmal. Zur Ausstellung.
„Collected #4: Bilder über Bilder“ eröffnet am 26.2., die Austellung findet von 27.2. bis 27.4. im Tresor des Bank Austria Kunstforum, Freyung 8, 1010 Wien, statt. Geöffnet ist täglich von 10-19 Uhr, freitags bis 21 Uhr.