Die Neos haben es zum ersten Mal unter die Top 5 im Politometer geschafft. Es waren offene Vorwahlen, Dieter Zirnig von Neuwal.com war dort.
Neustiftgasse. Nummer irgendwas. Ich war mir nicht ganz sicher. Vor mir überquerte ein junger Mann mit schicker Hose, Hemd, Cardigan-Weste und flottem Schritt die Straße. Ich folgte ihm. Richtige Entscheidung. Im Hauseingang winkte er mir schon von Weitem zu und begrüßte mich: “Willkommen beim Parteitag!”
Parteitag… ging mir durch den Kopf, während wir mit dem Lift in den sechsten Stock fuhren. Ob ich da richtig bin? Ein Parteitag. Es geht doch um Vorwahlen und um Neos, der neuen Partei. Alte und neue Begriffe, die für mich während der Liftfahrt politisch nicht wirklich zusammen passten.
Neosphäre
Ich war in der Neosphäre angelangt. So nennt sich der Hauptsitz der Neos im 7. Bezirk. Ein hell durchfluteter großer Raum, lockere Stimmung und durchwegs durchmischtes, gehobeneres Publikum. Hemd, Hose, Cardigan-Weste oder sportliches Sakko prägten das für mich charakteristische liberale Erscheinungsbild. Eine produktive Athmosphäre, strukturiertes und schnelles Vorgehen, das von einem ehemaligen LIF-Parteiobmann moderiert wurde. Mehr kollaboratives Barcamp als Parteitag.
Offene Vorwahlen
Auf der Bühne ging es ums Ganze: Im ersten öffentlichen Kandidaten-Hearing stellten sich Juristen, Wirtschaftsleute, Geschäftsführer, Lehrer, Studenten, etablierte junge liberale Politiker_Innen und sogar ein Kellner vor Publikum und Kamera vor. Bei diesen offenen Vorwahlen ging es um Europa, Ladenöffnungszeiten, Bildung, Start-Ups und Unternehmen oder um "Innovation von Unten". Ein Ziel hatten alle gemeinsam: Sie möchten bei der Nationalratswahl 2013 auf der Neos-Wahlliste stehen und Österreich verändern.
“Sie reden doch nur, was sie stört. Nicht, was sie wie verändern wollen”, meinte der kritische Herr, ein Unternehmer, neben mir. “Wenn der Staat wie ein Unternehmen geführt werden soll, dann sind doch Lösungen gefordert”.
Wer letztlich bei den Wahlen antreten darf, wird jeweils vom Vorstand, den Mitgliedern und von Bürger_Innen ermittelt, die in einem kostenpflichtigen Online-Wahlverfahren jeweils 1 bis 5 Punkte für ihre fünf besten Kandidat_Innen vergeben können. Aus diesen unterschiedlichen Wahlprozessen – bei der Punkte zusammengezählt und jeweils durch die Anzahl der Teilnehmer_innen dividiert werden – ergibt sich letztlich eine verbindliche Bundesliste.
“Das, was die Neos beispielsweise in Sachen Vorwahlen realisieren, trauen sich die Grünen in zehn Jahren nicht”, so Neos-Neuzugang Peter Drössler im Neuwal-Interview.
Digitale Transparenz
Transparent wurde es auch bei der Präsentation interner Themen: Es wurde offen über Finanzierungsmöglichkeiten, Budget und Marketing gesprochen. Das Update über digitale Kanäle, Zugriffszahlen, Strategie und Performance-Möglichkeiten hat mich als Digital-Marketing-Mensch recht beeindruckt, das habe ich mir bei einem “Parteitag” nicht erwartet.
So haben es die Neos nun erstmals unter die TOP 5 im Politometer geschafft. Mit ihrer Performance im Digital Ecosystem haben sie damit die Piratenpartei hinter sich gelassen. Vor Ihnen liegen ÖVP, SPÖ, Team Stronach und Die Grünen. Als Politiker ist auch Neos-Leader Matthias Strolz digital gut am Weg: Platz 18 im Politiker_Innen-Ranking mit Tendenz leicht steigend und Alexander Van der Bellen, Eva Glawischnig und Michel Reimon auf den Fersen.
Dieter Zirnig (Founder www.neuwal.com und bei i>digitalmindshift.com)
Anmerkung: Monopol Medien ist Eigentümer von The Gap und betreibt das Politometer gemeinsam mit Super-Fi und m-otion.