Gala Fur ist als Musiker so agil wie sein zweites Album »Re:set«: ein sonischer Ausflug in die Einsamkeit der Pandemie.
Florian Paul Ebner ist multi: Komponist, Pianist, Produzent, Klavierpädagoge, Chorleiter und vieles mehr. Nun legt er als Gala Fur mit seinem zweiten Album »Re:set« den melancholischen Soundtrack einer kollektiven Erfahrung vor, wie wir sie bis vor Kurzem nicht kannten. Das Album erzählt aus persönlicher Perspektive des Musikers von zwischenmenschlichen Erfahrungen während der Pandemie – ein gesellschaftlicher Ausnahmezustand, facettenreich und über weite Strecken instrumental auf dieser bemerkenswerten Neuerscheinung festgehalten.
»Re:set« ist Ambient, Pop- und Filmmusik, angereichert mit elektronischen Sounds. Als musikalische Allegorie der Einsamkeit während der Lockdowns bilden – und das könnte passender nicht sein – Field-Recordings verlassener öffentlicher Räume die Basis für Beats und Loops. Mit dem Album nimmt uns der Protagonist auf eine Reise mit, auf eine sonische Suche nach sich selbst und nach anderen in Zeiten der Ungewissheit. Es ist ein Versuch der emotionalen Wiederentdeckung des Menschseins. Subtil, melodramatisch, zart und tanzbar.
»Re:set« ist wunderbar umtriebig: ein Klavier, ein Orchester aus Synthesizern, positronische Stimmen, elektronische Streicher und Micro-Beats sind die Bausteine, mit denen Gala Fur über weite Strecken des Albums Klanggebilde arrangiert, die sich, wenn sie sich ineinanderfügen, im Sphärischen auflösen. Wie bei »Tetris«, nur eben mit Tönen. Rundherum schwirren derweil unheimliche Geräusche, Klänge und Gizmos, die sich zu einer Art pandemischem Rauschen vereinen.
Umtriebig und (über)ambitioniert
»Re:set« ist aber auch etwas überambitioniert. Ein vollbepacktes Album, das geradezu überzugehen droht. Ein überladenes Vehikel, das nicht immer vorankommen will. Nicht jeder der 15 Tracks hätte draufgequetscht werden müssen. Manche hätten besser in die zahnärztliche Ordination für Angstpatient*innen gepasst. Trotzdem: Das Album bleibt ein assoziatives Sounderlebnis mit poetischem Anspruch, das zwar nicht immer den Versprechungen gerecht wird, aber sehr viele starke Momente hat, die den musikalischen Horizont erweitern.
Das Album »Re:set« von Gala Fur ist am 1. Juni bei Wurlitzer Records erschienen.