Ihr Debütalbum heißt „Oidaah, pumpn muas’s“. Ihre Songs sind vertontes Saturday Night Fever. Und damit haben sich die Trackshittaz ganz nach oben gepumpt. Wir haben Lukas Plöchl, eine Kombination aus HC Artmann und Tiesto, in Wien getroffen.
Vor einer Kulisse, die man wohlwollend als charmant-rural bezeichnen könnte, hopsen zwei Burschen durch die Gegend und singen von konsequenter Biervernichtung und einem mysteriösen Kerl namens Fraunz. So beginnt die Erfolgsgeschichte der Trackshittaz. Eine Castingshow, zwei Nummer-Eins-Singles und ein Album später, sind Lukas Plöchl und sein Co-Trackshitta Manuel Hoffelner von den grünen Hügeln des Mühlviertels in die Lautsprecher sämtlicher Radios österreichweit gelangt.
Das nächste Ziel ist die Welteroberung – nämlich beim Eurovision Songcontest in Düsseldorf. Doch es scheiden sich die Geister über die oberösterreichischen Chartstürmer. Während ihr Sound von den einen als erfrischende Hommage an Authentizität und Mundart gefeiert wird, zeigen sich andere verächtlich über dermaßen zelebrierte Niveaulosigkeit. Lukas Plöchl lässt das kalt. „Wenn man mich ließe, wäre ich noch mehr Prolet“, meint er ungerührt. Im Interview zeigt sich, der 21-Jährige ist alles andere als auf den Kopf gefallen, hat Ahnung von seiner Musik, eiserne Disziplin und weiß schon sehr genau, wohin er will.
Wie geht’s dir?
Lukas Plöchl: Müde bin ich, weil ich wenig Zeit gehabt hab, mich zu erholen von Helden von Morgen und wir ja zeitgleich unser Album geschrieben haben. In den Weihnachtsferien haben wir produziert und vorigen Freitag ist es rausgekommen. Da muss man natürlich jetzt auch viel promoten. Das ist aber eh positiv, wenn man viel um die Ohren hat mit einer Sache, die man gerne macht.
Warum hast du eigentlich bei Helden von Morgen mitgemacht? Ihr wart ja vorher schon im Kommen.
Lukas Plöchl: Das ist die Frage, ob das genau so gekommen wäre. Natürlich war „Alloa Bam Fraunz“ ganz lustig und natürlich haben wir witzig gefunden, dass anderen Leuten auch gefällt, wenn wir auf spaßig machen. Das Problem ist, du wirst dann schnell in der Comedy-Schiene eingeordnet.
Würde euch das stören?
Lukas Plöchl: Man kommt da halt schwer wieder raus. Wir sind nicht unbedingt Message-Vermittler, aber wir möchten schon unser eigenes Ding machen. Bei sowas wie „Alloa Bam Fraunz“ steht man dahinter und findet es geil, aber es ist nicht mit Herzblut gemacht. Ich produzier auch eigene Beats, das ist dann Bestätigung für mich selber, dass ich eben nicht nur rappe.
Also singen kannst du auch?
Lukas Plöchl: Naaa, nur Beats produzieren. Und Autotune singen kann ich auch. (lacht)
Habt ihr bei eurer „Aloa Bam Fraunz“-Nummer rechtliche Probleme gehabt?
Lukas Plöchl: Naja, YouTube ist eine große Grauzone. Aber prinzipiell haben wir ja keinen finanziellen Nutzen daraus gezogen. Es pusht eigentlich das Original, denn wenn es keine Single von uns gibt, wird man sich zum Vergleich wohl oder übel „Alors On Danse“ reinziehen.
Die Nummer im ORF aufzuführen ist dann aber nicht mehr Grauzone, oder? Da wart ihr ja auch beim Mica, um euch abzusichern.
Lukas Plöchl: Das war keine Studioaufnahme, wo die Idee dahinter der Verkauf ist, sondern eine Live-Darbietung. Da müsste auch verboten sein, wenn ich ein paar Zeilen vergesse und zum Freestylen anfange, weil das würde den Text auch umändern. So ist mir das erklärt worden. Der ORF hat da schon irgendwo seine Leute, die sicherstellen, dass man das vertreten kann.
Du kommst ja aus dem Mühlviertel und das wird bei euch ziemlich auf’s Korn genommen.
Lukas Plöchl: (lacht) Ich bin der Überzeugung, dass man von allem, das um einen passiert, geformt wird. Die Hügel aus dem Mühlviertel prägen dich als Sportler schon, weil du immer bergauf und bergab rennen musst und so eine bessere Intervallkondition hast. Ein Linzer, der immer nur an der Donau entlang rennt, hat keine Chance, wenn er gegen mich einen Berg raufrennen muss.
Dir ist Sport sehr wichtig…
Lukas Plöchl: Ja, ohne Sport werde ich zur aggressiven Zuchtsau. Sport ist für mich wichtig, weil man sich dadurch Tag für Tag was beweisen kann. Ich bin auch Montag bis Freitag im Fitnessstudio.
Und das geht sich alles aus neben der Musik?
Lukas Plöchl: Grad nicht. Deswegen hab ich auch zehn Kilo abgenommen. Wie ich bei Helden von Morgen eingezogen bin, hab ich 91 Kilo gehabt und jetzt hab ich knappe 80 Kilo.
Würdest du dann den Sport der Musik opfern?
Lukas Plöchl: Nein.
Die Musik dem Sport?
Lukas Plöchl: Nein. Es gibt am Tag 24 Stunden. Die muss man nützen.
Also das Studium opfern.
Lukas Plöchl: Ja. (lacht) Ich hab mich am Anfang ziemlich reingehängt ins Studium. Ich studier an der Wirtschaftsuni IBWL. Also die Anfangsphase habe ich gemacht, aber ich bin jetzt "Musiker" (malt Gänsefüßchen in die Luft).
Wieso setzt du Musiker unter Anführungszeichen?
Lukas Plöchl: Musiker ist so ein komischer Begriff. Das klingt nach einem, der auf der Straße wohnt, in seiner eigenen Welt lebt und jetzt hat er die Eingebung (Lukas macht ein gewaltiges Luftgitarrensolo untermalt von Geschrei). Und dann freut‘s ihn wieder nicht mehr. Das bin ich eigentlich überhaupt nicht. Ich definiere und überlege genau, was ich machen möchte. Wenn ich einen Beat angehe, klimper ich zwar dahin, aber dann denk ich mir, da fehlt noch was und das machst du jetzt bis es passt.
Also du bist mehr der Handwerker als der Künstler?
Lukas Plöchl: Genau. Musiker sind irgendwie so labil. Manchmal macht er viel und manchmal macht er wenig. Ich mach’s einfach.
Was war denn eigentlich dein erster Kontakt zu Hip Hop? 50 Cent und Eminem?
Lukas Plöchl: Ohne Scheiß! Ja, das war so Ghetto, 50 Cent, Yeah, Gangster, ‚Ich bin der Coolste und ihr könnt mir alle einen blasen‘. Das war Hip Hop für mich.
Bist du dann in der ganzen Montur gekommen?
Lukas Plöchl: Ja, New Era Caps hab ich glaub ich acht daheim. Und von den Hosen her war ich ziemlich Baggy-mäßig unterwegs.
Ihr wart ja dann vermutlich in der Klasse ein paar Leute, die so daher gekommen sind.
Lukas Plöchl: Naja, so zwei, drei. Die anderen waren eher Skater. Das war für mich aber so: Ihr habt es nicht verstanden, das Kapperl gehört gerade und nicht schief. Die waren auch eher in der Rockmusik unterwegs. Offspring und was weiß ich. Ich hab ja auch vorher sowas gehört. Ich bin wahrscheinlich musikalisch ein bisschen eine Bitch, die von einem Genre ins andere hüpft. Aber das macht auch unsere Musik aus. Wir scheißen drauf, dass Hip Hop prinzipiell auf einem geilen, coolen Beat sein muss.
Seid ihr dann von Volksmusik auch beeinflusst?
Lukas Plöchl: Kommt drauf an, wie du Volksmusik definierst. Aber klar, wenn man bei Freistadt aufwächst, dann kommt man nicht herum um eine ordentliche Quetschn-Session, zum Beispiel im Zelt bei der Freistädter Messe. Die sind mir aber alle immer zu Dur-lastig, das halt ich gar nicht aus. Das ist mir einfach zu pseudo-glücklich. Für mich will man da ein Gefühl vermitteln, das es in der Natur nicht gibt. Deshalb bin ich zwar inspiriert von volkstümlichen Instrumenten, aber nicht von deren Melodien und der Art und Weise, wie sie eingesetzt worden sind.
Aber wie ist denn nun zu eurem Sound gekommen? 50 Cent, das ist ja ein ganz anderer Beat. Haben euch da Bands wie Deichkind beeinflusst?
Lukas Plöchl: Naja, Deichkind war eigentlich nicht so meins. „Bon Voyage“ war gut. Und „Limit“. Bei „Arbeit nervt“ war der Beat geil, aber die Aussage „Arbeit nervt“ find ich kacke. Die geraden Beats, das Four-on-the-floor, das kommt vom Techno. Ich hab mich lange in diesem Hip-Hop-Ding bewegt und immer gesagt, Techno ist schirch. Das ist grauslig, wenn aus einem VW Golf nur Bummbummbumm rauskommt und die Schiarzn haut’s ihm eh gleich runter, weil die Schrauben locker geworden sind. Aber das redet man sich ein. Irgendwann hab ich mir gesagt, Wurscht, scheiß auf Genres. Irgendwann hab ich angefangen, einfach mal alles zu hören. Und dann hab ich mir gedacht, Hip Hop ist cool, aber Techno foahrt! Und für seinen eigenen Stil versucht man dann, aus dem, was am meisten gefällt, eine Mischung zu machen.
Die Vamummtn haben ja dir jetzt ein Lied gewidmet – naja gewidmet ist nett gesagt – was hältst du davon?
Lukas Plöchl: Ich sag da gar nix dazu. Ich nehm nicht mal ihren Namen in den Mund. Nicht, weil ich glaub, ich bin was Besseres als sie. Nein, ich find’s schade. Denn wenn einer von ihnen hergekommen wäre und gesagt hätte: Hey, ich find das geil, du machst Mundart – dann hätt ich mit ihnen ein Feature gemacht. Das hätte mir voll getaugt. Aber wenn die glauben, man muss so pseudomäßig auf ein Hip-Hop-Beef-Ding machen, dann haben die meiner Meinung nach was nicht richtig verstanden. Die reden von Mundart, Community und Zusammenhalt und machen dann einen Beef? Ich find das so lächerlich. Das ist doch 50 Cent und The Game, Tupac und Biggie Smalls. Bitte kupfert nicht ab. Ich mach da sicher nicht mit. Beef leg ich auf den Grill, das hat viel Eiweiß und bringt viel Muskelmasse, aber Beef mach ich nicht in meinen Liedern.
Wer hat sich eigentlich den Namen für euer Genre „Traktorgangsta-Partyrap“ ausgedacht?
Lukas Plöchl: (lacht) Ich.
Du kennst ja sicher „Mein Dorf“.
Lukas Plöchl: Ja, das find ich lustig. Die sind hat wirklich nur Comedy. Und ich mein das schon irgendwo ernst mit einem süßlichen, lustigen Beigeschmack. Ich versuch halt, mich durch Traktor-Gangsta-Party-Rap mich nicht einordnen zu lassen. Ich find das deppad. Ich mein, ‚Technoalbum mit Schlager‘ hat mir noch relativ gut gefallen, aber wenn man dann sagt irgendwo: ‚Die coolen zwei Hip Hopper sind jetzt am Start!‘ – Bäh. Ich bin kein Hip Hopper. Ich bin auch kein Rapper. Weil das ist für mich alles schon viel zu imagebehaftet. Ich muss mir jetzt wieder die Hose runterziehen, oder jetzt nicht in Deutschland, jetzt muss ich sie mir wieder gerade nicht runterziehen, sondern jetzt muss ich mir eine Lederjacke anziehen und die Hose raufziehen, weil jetzt kommt der Roundhousekick und ich bin überhaupt der Coolste auf der Straße. Das ist mir einfach alles zu imagebehaftet. Das probieren halt ich und der Manuel.
Wo ist denn der Kollege Manix heute?
Lukas Plöchl: Der macht die Matura. Jetzt mach halt ich Promotion und er kommt dazu wo es geht.
Aber ist ja noch ein bisschen hin bis zur Matura.
Lukas Plöchl: Ja, aber das ist wichtig für ihn, er mag das gut schaffen. Er möchte dann irgendwas mit Mediendesign machen, weil er in die HLK geht. (Höhere Lehranstalt für Kommunikation).
Er hat ja anscheinend ehrgeizige Pläne. Wie geht das dann weiter mit euch?
Lukas Plöchl: Naja, er hat schon auch ehrgeizige Pläne mit der Musik. Wir sind beide chancenorientiert und werden versuchen, diese Aufmerksamkeit jetzt zu nützen. Aber irgendwann ist alles vorbei.
Glaubt ihr, dass die Nummer mit eurem Traktorgangsta-Partyrap in zehn Jahren noch funktioniert?
Lukas Plöchl: Ich glaub, wir wären armselig, wenn wir uns nicht weiterentwickeln. Ich würde jetzt nicht behaupten, dass ich in ein paar Jahren noch so hier steh, oder sitz bei Sony. Der Sido hat ja zum Beispiel mal bei mir kritisiert, „Ja, das kommt jetzt gerade natürlich gut an, weil er wirklich was Neues getroffen hat, aber das wird halt ein Jahr anhalten und dann wird es schwierig." Das find ich ganz lustig, dass er das sagt. Weil was ist denn er für eine Schiene gefahren am Anfang, die ärgste Schock-Schiene mit "Arschfick-Song" etc. Und jetzt macht er Lieder, wie „Der Himmel soll warten“ und wird lebensphilosophisch.
Es ist ja bewundernswert, wie bei euch Mundart so geschmeidig rüberkommt. Ist das viel Arbeit, das zu texten, einzupassen und zu rappen?
Lukas Plöchl: Österreichische Mundart hat viel Ähnlichkeiten mit Englisch. Es eignet sich irrsinnig zum Rappen, weil nicht so viele Mitlaute zusammenfallen wie beim Hochdeutschen. „Sie ist eine Killerlady“ kann man nicht sagen (fängt an zu singen: „Sie is a Killerlady…“)
Sind die Beats auf eurem Album alle von euch, oder ist da nochmal ein Produzent drübergegangen?
Lukas Plöchl: Es gibt Lieder, da ist wirklich beinahe null verändert worden. Bei „Oida Taunz“ ist nur die Quetschn noch mal durch eine Distortion gegangen und vom Laustärkepegel her reduziert worden, weil man den Text dann besser versteht. Bei „Guuugarutz“ sind die von mir eingebauten Orchestersounds ausgetauscht worden. Kann ich nachvollziehen und find ich super, weil das Album gar keine Orchesterinstrumente drin hat. Es klingt komisch, wenn da auf einmal eine Trompete dazu kommt.
Bei "Neicha Tog, Neiches Liad" oder "Düsenjet" wurde mehr nachbearbeitet, oder?
Lukas Plöchl: „Düsenjet“ war am Anfang mit einem Beat von mir und wurde immer mehr abgewandelt. Am Schluss war nur mehr die Tonart von mir. Das ist von ihnen, das sieht man auch im Booklet. Aber es ist wirklich viel rein von uns, weil uns ist nichts vorgeschrieben worden. Uns wurde gesagt, normal wirft man als Produzent einfach alles komplett um, weil es so nicht erfolgreich sein kann. Aber zu uns haben sie gemeint, da ein Loop dahinter, aufnehmen, abmischen. Es fehlt da und dort, aber ideal zum Weiterarbeiten. Da fühlt man sich natürlich geehrt. Aber zum Beispiel bei „Mistkübi“, Da kommt die Idee von mir und der Beat von den Produzenten. Das ist so zustande gekommen: Wir sind alle schon ein bisschen deppad gewesen, ich hab mir irgendwie einen Miskübel geholt und dann so gesagt: „Des is mei Mistkübi!“ (Klopft dabei auf den Tisch) und dann sagen die anderen: „Des is a Liad!“ und geht schon.
Wird’s auch demnächst ein Feature mit Money Boy geben? Ihr seid ja jetzt bei Sony im selben Stall.
Lukas Plöchl: Genau, wir sind die Zugpferde. (lacht) Hab ich schon mal angefragt bei ihm, ohne Scheiß. Denn er versteht, die Leute zu unterhalten und das ist eine Kunst. Jedem, der ihn kritisiert sag ich, mach’s selber, stell es auf YouTube, bring eine Verarsche, oder mein es ernst, aber mach. Für mich ist eben dieses „Machen“ schon viel wert. Nur Hirnwichsen, Ideen ausbrüten und nie umsetzen – das kann jeder. Und kritisieren kann auch jeder. Aber machen das können wenige.
Das Debütalbum von den Trackshittaz "Oidah Pumpn Muas’s" ist am 4. Februar 2011 via Sony Music erschienen.