Wer die jüngere Geschichte des Indie-Rocks verfolgt hat, wird wissen: Der Nachfolger zu einem erfolgreichen Debüt folgt meist demselben Rezept. Bei DIIV ist das nur die halbe Wahrheit.
„Is The Is Are“ hat den typischen DIIV-Sound, den wir auch schon vom Debut „Oshin“ kennen. Nun wird dieser jedoch nicht einfach nur schlicht noch einmal aufgewärmt – im Gegenteil: DIIV erweitern ihren Sound. Das Gewesene dient als Grundlage für eine logische Entfaltung des im Post-Punk-verwurzelten Stils der Band. Zachary Cole Smith, Frontmann und Mastermind von DIIV, probiert sich auf „Is The Is Are“ aus – in sage und schreibe 17 Tracks, was dem Album eine Laufzeit von summa summarum 64 Minuten gibt. Nun ist „Is The Is Are“ nicht das Konzeptalbum geworden was Smith vorab ankündigte. Die einzelnen Songs auf „Is The Is Are“ spiegeln eher die unterschiedlichen Einflüsse der Band wieder: New Wave, 00er Indie, Post-Punk, Shoegaze, 90‘s Alternative Rock. Eben wegen dieser Genrevielfalt gewinnt „Is The Is Are“ an Faszination und bleibt noch nach dem x-ten Anhören interessant, gleichwohl aber auch auf Albumlänge ewig schwer dechiffrierbar.
Sky, Grant, Drogen
Songtechnisch bietet „Is The Is Are“ Schmankerl für jeden Gusto: Der größte Hit vom Album ist der Song „Dopamine“. Ein von einem unwiderstehlichen Gitarrenriff getragener, an The Cure-erinnernder, Indie-Rocker. Besonderer Beachtung sollte man jedoch zwei eher weniger poppig daherkommenden Tracks schenken: „Blue Boredom (Sky’s Song)“ und „Mire (Grant’s Song)“. Auf Ersterem singt Smiths Freundin Sky Ferreira, deren stimmliche Performance in dem Alternative-Rock-Stück stark an Kim Gordon von Sonic Youth erinnert.
Stilistisch ähnlich klingt dann auch der Track „Mire (Grant’s Song)“, der wohl das zentrale Stück des Albums darstellt. Darin wiederholt Smith oft die Zeile: „I was blind and now I see“, die wohl auf Smiths Drogeneskapaden in der jüngeren Vergangenheit anspielt – ein Thema, das auf „Is The Is Are“ noch öfter angesprochen wird. Smith legt in „Mire (Grant’s Song)“ vieles aus seinem Seelenleben offen, nicht unbedingt nur durch den Text: Smith schreit laut, spielt ein Gitarrensolo, das einen in all seiner Intensität bis ins Mark erschüttert.
Machwerk
Smith hat etwas zu sagen, vielleicht auch etwas zu verarbeiten, aber vor allem hat er eine größere musikalische Vision. Wieso sollte er auch sonst Ambitionen hegen, ein 17 Lieder langes Album herauszubringen? „Is The Is Are“ ist ein beachtenswertes, mutiges Indie-Machwerk.
Is The Is Are“ von DIIV erscheint am 5. Februar 2016 bei Captured Tracks (Cargo Records).