Winter is coming. Und mit ihm die zweite Staffel Game of Thrones. Wir schauen Sie an. Ihr solltet das auch.
Endlich wieder GoT. Nach einer gefühlt ewig langen Wartezeit zwischen der vorzeitig geleakten Folge zwei und der Folge drei geht das Spiel um die vier Könige und ihren Poker um den Thron in eine neue Runde. Mit weiterem Verlauf wird einem immer mehr klar, wie gut diese Serie eigentlich geschrieben ist. Das zeigt sich zum Beispiel an der wirklich klugen Entscheidung, sich in den einzelnen Folgen auf bestimmte Handlungsstränge zu beschränken. Das macht nicht nur meinen Job einfacher. Sondern hilft auch dabei, der komplexen Story zu folgen. So trat Renly Baratheon in der zweiten Staffel nur indirekt auf, während er in Folge drei eine Schlüsselrolle spielt. Bei seinem Bruder Stannis war es genau umgekehrt.
Renly hat im Süden 100.000 Bewaffneten gesammelt und plant seinen Sturm auf die Hauptstadt King’s Landing. Leider wirkt er nun gar nicht wie ein begnadeter Heerführer. Und er hat auch private Probleme, denn er bekommt zwar beim Bruder seiner Frau eine Erektion, bei ihr aber nicht. Dieser bleibt das zwar nicht verborgen, sie geht damit aber relativ gelassen um. Sie will Königin sein; ein erfülltes Sexualleben ist da zweitrangig.
Apropos schlapp machen: Leider sind auch Renlys Soldaten zwar groß an der Zahl, aber nur so halb brauchbar. Lady Stark macht ihm in den Verhandlungen über eine Allianz klar, dass sie alles Männer des Sommers wären. „But Winter is coming.“ Der einzige fähige Mann in seinen Reihen ist eigentlich eine Frau: Lady Brienne, die keine Lady sein will und sich mit dem Schwert einen Platz in Renlys königlicher Garde erkämpft. Nach Arya Stark ist Brienne der nächste weibliche Charakter, dem in GoT zugestanden wird nicht „mit den Waffen einer Frau“ zu kämpfen. Endlich schlägt der Feminismus mit Schwert bzw. Degen zurück. Das ist natürlich eine Projektion moderner Verhältnisse auf eine pseudo-mittelalterliche Welt. Aber völlig ok.
Andere familiäre Dramen spielen sich auf den Iron Islands ab. Nachdem sein Vater entschieden hat, sich nicht mit den Armeen des Nordens zu verbünden, sondern ihnen stattdessen in den Rücken zu fallen, muss sich Theon entscheiden. Zwischen der Familie, in die er geboren wurde, und der, die ihn aufgezogen hat. Obwohl ihm sein Vater nur ein Schiff unterstellt, während seine Schwester gleich 30 kommandieren darf, fällt die Entscheidung zugunsten der ersteren. Gut so. Verrat ist immer spannend. Eine Menge Spielraum für zukünftige Dramen.
„You’ve seen things. Horrible things.“ „I’ve seen some pretty things, too.“
Überall im GoT-Universum geht es immer um Macht. Aber ganz besonders in King’s Landing. Allerdings gibt es durchaus verschiedene Auffassungen darüber, was denn letztlich der Charakter von Macht sei.
Tyrion Lannister arbeitet sich immer besser ins Ränkespiel in King’s Landing ein. Das sollte er auch, denn das Verhältnis zu seiner Schwester wird nicht besser. Um herauszufinden, welches Mitglied des Rats die Königin mit Informationen versorgt, bedient er sich eines alten Klassikers und gibt an drei Mitglieder des Rates unterschiedliche Informationen heraus und schaut welche bei Cersei ankommt. Der alte Hofrat Pycelle stellt sich als Übeltäter heraus und bezahlt dafür erst mit seinem Bart und dann mit seiner Freiheit. In der Vergangenheit hatte er sich durch seine kriecherische Art eine gewisse Machtbasis erarbeitet. Tja, so ist das halt mit der Macht – sie ist brüchig und wage. In „The Night Lands“ gab es zwischen der Königin Lord Littlefinger noch einen fast blutigen Disput darüber, ob Wissen Macht – oder ob einfach Macht Macht ist. In der jetzigen Folge macht Lord Varys Tyrion mit einem Rätsel klar, was dieses Wort seiner Auffassung nach wirklich ist: eine Illusion. Jemand ist nur mächtig, weil er es behauptet und ihm andere glauben. „Power resides where man believe it resides“. Und ganz wie der Kaiser in dem Märchen sollte man aufpassen, dass niemand merkt dass man im Grunde nackt ist. Sonst kann es sehr schnell ungemütlich werden. Wir dürfen gespannt sein, wer am Ende die Kleider anbehalten darf.
HBO Viewer’s Guide
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Nachlese