Mit »Silicon Valley« und »Halt And Catch Fire« schicken sich zwei aktuelle US-amerikanische Produktionen an, das Loch zu füllen, das »The IT Crowd« hinterlassen hat.
Empfehlung 1: »Silicon Valley«
Man kennt das schon, kein Artikel zu Fernsehserien ohne dazugehörige Empfehlung. Dieses Mal: »Silicon Valley«. Diese neue HBO-Sitcom ist nach dem Ende von »The IT Crowd« ein Silberstreif in der IT-Sitcom-Breitbandleitung. Ausgestrahlt seit April 2014, dreht sich darin alles um Softwareentwickler, die im Epizentrum der globalen Computerindustrie ihren persönlichen Klondike River gefunden haben und nun, 130 Jahre nach den Goldsuchern, selbst reich werden wollen. Gelingen soll das mit einem zuerst unterschätzten Komprimierungsalgorithmus, der das Potenzial hat, das Denken über Speicherplätze zu verändern. Anstatt den Algorithmus für eine zweistellige Millionensumme an einen Branchenriesen namens Hooli – recht eindeutig: Google – zu verschachern, wird mithilfe eines Investors eine eigene Firma gegründet. Dann geht, wie zu erwarten, das Chaos los.
»Silicon Valley« erfüllt seine Unterhaltungsaufgaben bravourös, die meisten Gags zünden. Dafür sorgt ein Cast, der größtenteils ohnehin seit Jahren ähnliche Rollen spielt: am bekanntesten sind Martin Starr, der schon bei »Freaks and Geeks« dabei war, T.J. Miller, der einen sympathisch-großmannssüchtigen Hausbesitzer spielt, und Josh Brener, der Gruppenleiter aus »The Internship«. Produziert hat unter anderem Mike Judge (»Beavis and Butt-Head«), der seine eigenen Erlebnisse zur Grundlage der Serie gemacht hat. Trotz guter Witze nerven dabei allerdings die vielen Stereotype der Charaktere. Am schlimmsten ist dabei der unvermeidliche Asiate, der Probleme damit hat, mit Frauen zu sprechen. Auch Kanada-Witze sucht man nicht vergebens. Staffel Zwei ist schon bestellt. Das Potenzial ist da, drei Critics’ Choice Awards-Nominierungen ebenfalls.
Empfehlung 2: »Halt And Catch Fire«
Ganz anders macht es das Period-Piece »Halt And Catch Fire«. Seit 1. Juni wird der 45-Minüter auf AMC ausgestrahlt. Der Sendeplatz wurde kurzerhand von »Mad Men« übernommen. Das Sender-Marketing sieht in »Halt And Catch Fire« sogar den veritablen Nachfolger von »Breaking Bad«. Um möglichst hip zu starten, wurde der Pilot am SXSW-Festival in Texas vorgeführt und bekam jede Menge Vorschusslorbeeren. Die Serie ist zwar als Drama angelegt, die Handlung ähnelt »Silicon Valley« jedoch dramatisch: Drei unterschiedliche Charaktere, ein Visionär, ein brillanter Ingenieur und ein Wunderkind – auch sie müssen sich den Vorwurf des Klischees gefallen lassen – legen sich in den frühen 1980ern mit der damaligen IT-Regentin IBM an. Die Firma, für die diese Hauptcharaktere arbeiten, soll mittels Reverse Engineering eines IBM-Produkts in das Rennen um den globalen Heimcomputermarkt einsteigen. Das belastet natürlich nicht nur das Verhältnis zum Branchenriesen, sondern ebenso die persönlichen Kontakte. Auch wenn die Hauptdarsteller nicht die großen Namen haben, hinter der Kamera hat sich AMC nicht lumpen lassen und Leute von »Breaking Bad« sowie den oscarprämierten Juan José Campanella für den Pilot ins Boot geholt. Die Informatik-Prozesse werden deutlich professioneller, ja nerdiger, dargestellt – was die Serie auch für ein explizites Fachpublikum spannend macht. Für Serienfans ist »Halt And Catch Fire« ohnehin nahezu Pflichtprogramm.
Nerds sind heute Serienhelden, weil sie auch die Helden und Rockstars unserer Zeit sind. Im Film waren Bosse und Industriebarone schon lange dankbare Hauptfiguren. In Serien werden sie es wohl noch länger bleiben, zumindest bis sich die Techbranche noch immer neue Aufsteiger produziert.
Die erste Staffel »Silicon Valley« wurde bereits auf HBO ausgestrahlt und wird in Österreich ab 12. November exklusiv auf Sky zu sehen sein. »Halt And Catch Fire« wird jeden Sonntag um 22 Uhr Ortszeit auf AMC ausgestrahlt.