Die Gruppe Filou veröffentlicht im März ihr drittes Album. The Gap präsentiert das Video zur Vorabsingle »Sound«.
Füße, Schuhe, Socken, hier Ballerina, da Sneakers. Dazu frickelnde Indiegitarren, nicht zu schrammelig, »poppig« geradezu. Dann schweift der Blick nach oben, zeigt mehr oder weniger beleibte Tanzende, in Schale oder Freizeitlook. Begleitet von ersten gesungenen Sätzen, verschachtelt, mäandernd zwischen genauen Beobachtungen und Metaphorik. Kurz vor dem Höhepunkt – dem Refrain – merkt man die Choreografie, synchrone Jazzhände, dann sieht man erstmals ein Gesicht.
Es gehört Lukas Meschik, dem Sänger, einer Figur, wie sie im kulturellen Wien nur allzu selten vorkommt. Dieser Mann kann nämlich schreiben und singen. Er hat drei Schriftstücke veröffentlicht, seinen jüngsten, fast 600-seitigem Roman »Luzidin oder die Stille«, sogar beim Verlag Jung und Jung, der auch H.C. Artmann, Konrad Bayer, Peter Handke und David Schalko verlegt. Seine Band, für die er auch am dritten Album – die Vorgänger hießen »Show« und »Vor und nach der Stille« – singt (und schreibt) heißt Filou. Die könnte man als Interessierter durchaus kennen, die Kritik hilft sich mit Schubladen und schreit: »Britische Gitarren! Hamburger Schule!«. Vor dem großen Hype und der Quasi-Auflösung des Labels waren Filou die wohl massentauglichste Band auf Problembär Records oder zumindest die, gegen die man – als nicht ganz so austrophiler Zuhörer – am wenigsten sagen konnte.
Nach der Stille
Das dritte Album der Wiener Band heißt »Feste Farben«, der erste Blick ins Album beschert das Video zu »Sound«, das hier vorgestellt wird. Die Stille, denen in Meschiks Titeln so viel Platz eingeräumt wird, wird in »Sound« abgelehnt. »Und ich steig in den Sound / Wie in feste Farben / Wie in weichen Stein / Geht es auch laut / Später kann es noch immer leise sein«, heißt es da, während die farbenfrohen Menschen im Video ihre Luftinstrumente spielen und Schritt für Schritt ihre Gesichter zeigen und Neugierde wecken, wer hinter welchen Schuhen steckt. Man braucht den Sound, der im Lied so frenetisch herbeigerufen wird ja irgendwo auch, denn, so mutmaßt der Song: »Man kann nicht tanzlos glücklich sein.« Stimmt auch wieder.
Übrigens: Im Video spielt auch die (wenn überhaupt) geht so gute Gruppe Vormärz mit, die – so hört man – in diesem Jahr ihr Debüt veröffentlichen soll.
»Feste Farben« von Filou erscheint im März 2016 bei Problembär Records.