An der DJ- und Producer-Crew Wax Wreckaz kam man in den letzten Jahren kaum vorbei, wenn man ein offenes Ohr für (Hip Hop-beeinflusste) Bass-Music und ein ebensolches Auge für die österreichische Szene hat. Wir haben sie interviewt.
Auf die wollte ich grade zu sprechen kommen. Wie ist es zu der Kollabo mit Dynamite MC gekommen?
Der Kontakt kam über Reini und Markus (a.k.a. Camo & Krooked) zustande. Ich, Busy, arbeite für die Sport-Brillenschmiede Gloryfy Unbreakable Eyewear. Reini war vor Jahren – vor seiner Karriere als Drum’n’Bass-Gott, als er noch Student und Profi-Skateboarder war – einer unserer Rider. Seitdem ist der Kontakt nie ganz abgebrochen. Da wir immer schon gefeiert haben was Dyna so macht war es ein No-Brainer in zu fragen, als sich die Möglichkeit auftat. Innerhalb von 48 Stunden, nachdem wir ihm den Beat geschickt haben, kam der Tune auch schon zurück. Eine solche Arbeitsmoral würde man sich öfter wünschen! (Lacht) Generell entstanden bisher alle Features so, wir haben die Künstler entweder bei Gigs oder über Freunde kennengelernt und es hat geklickt.
Ihr scheint ja perfekt zu Crispy Crust zu passen, die eure neue Single rausbringen. Wie seid ihr zu dem Label gestoßen?
Wir kennen Chrissi und Joe von den Drunken Masters schon seit Anfang der 00er Jahre, als wir uns das erste mal bei Gigs im Allgäu über den Weg gelaufen sind. Die beiden sind ja mittlerweile als Remixer und Producer auf die Wunschliste der A-Liga gerutscht und füllen Hallen. Vor Kurzem haben sie sich daher entschieden, gemeinsam mit Thre3style World Champ Eskei83 ihr eigenes Label aufzuziehen. Seit den ersten Releases und Postings haben wir das natürlich verfolgt und gefeiert! So führte Eines zum Anderen. Wir haben ihnen den Tune geschickt, sie haben ihn gefeiert und das Ding war eingetütet. Wir freuen uns riesig auf den Release und fühlen uns musikalisch wie menschlich sehr wohl in diesem erlauchten Kreis.
Habt ihr euch früher als klassische HipHop-DJ Crew verstanden? Wo habt ihr musikalisch eure Wurzeln bzw. waren Wax Wreckaz immer schon so vielseitig?
Wir haben uns nie als reine Hip Hop-Crew verstanden. Durch unsere unterschiedlichen musikalischen Backgrounds und Geschmäcker zeichnete sich früh ab, dass es uns zu langweilig wird "nur" ein Genre in unseren Sets zu präsentieren. Und so flossen seit den ersten Tagen Hip Hop, Reggae, diverse elektronische Spielarten und Obskuritäten ineinander über. Und das auch schon lange bevor es den Term "Mash-Up" oder "Open-Format" gab.
Heute kannst du ja in deinem Laptop easy von Polka über Pop bis Progrock alles mithaben, um für alle Fälle gerüstet zu sein. Wir haben damals immer Fleißarbeit geleistet und die doppelte Menge an Plattenkoffern in die ICEs dieser Welt gehievt, um das von uns gewünschte musikalische Spektrum abdecken zu können. Da war dann halt auch mal ein Koffer nur mit Acapellas dabei und einer mit dem heissesten Scheiss aus der elektronischen Ecke.
Natürlich ist unser Verständnis des DJ-Handwerks an und für sich sehr von unserer Hip Hop-Sozialisation geprägt. Nur mit dem USB-Stick aufmarschieren, diesen in einen Player zu stecken und vorprogrammierte Sets ablaufen zu lassen, wäre uns zu blöd. Wie sagt Z-Trip so schön: "DJs should bring back the danger!"
Wie eng seid ihr – was für eine Innsbrucker Crew zugegebenermaßen auf der Hand liegt – mit dem Wintersport-Business verbandelt?
Wie du sagst – es liegt geographisch auf der Hand. Durch die unzähligen Events im Action-Sports-Bereich in Westösterreich, waren wir schon in frühen Jahren gern gesehene Gäste auf den diversen Afterparties von Snowboard-, aber auch Skateboard- oder Bike-Events. Durch unsere jahrelange Präsenz in dieser Szene und die Connections, die man über die Jahre sammelt, ergeben sich dann natürlich viele Dinge von selbst. Man spielt auf Großevents wie dem Freestyle in Zürich oder dem Air & Style in Innsbruck oder man geht halt mit der renommiertesten Europäischen Snowboard-Filmproduktion, den Pirates (Anm., die das Video zu „Heavyweight Sound“ produziert haben), auf Premierentour kreuz und quer durch Europa.
Mittlerweile geht es dieser Industrie nicht mehr wirklich gut, die Events werden kleiner und die Parties weniger. Zum Glück sind wir aber darauf nicht angewiesen und haben uns über das letzte Jahrzehnt ein gutes Netzwerk im deutschsprachigen Raum aufgebaut, was uns nach wie vor einen gut gefüllten Kalender beschert. Kleines Shoutout auch an unsere Agentur GWA in Düsseldorf, bei denen wir seit Kurzem im Roster sind.
Worauf arbeitet ihr mittelfristig hin? Ein Producer-Album im Stil von DJ Vadim o.ä. oder konzentriert ihr euch erstmal weiter darauf Clubhits zu landen?
Wir sind ja knallharte Weekend-Warriors, quasi Working Class Creatives (grinst) … Drei von uns sind in einem mehr oder weniger geregelten Job. Da gilt es natürlich neben den Gigs an den Wochenenden die restliche Zeit gut einzuteilen. Das ist sicher mit ein Faktum, wieso unsere Release-Frequenz recht unregelmäßig ist. Ein Album in dem Sinne dürfte daher eher Zukunftsmusik sein, obwohl es natürlich ein Traum wäre. Wir haben allerdings schon wieder zwei weitere, fertig gevoicte Dinger rumliegen die es nur feinzuschleifen gilt. Desweiteren hat ja Redman einen bereits releasten Tune von uns genommen und daraus eine eigene Nummer gestrickt …
Genau, die Geschichte mit Redman. Erzähl doch wie es dazu kam.
Das war eine komplett ungeplante Aktion. Symphonics Entertainment, das sind Freunde aus Bulgarien, die viele Events dort promoten, hatten ihn da und sind mit ihm abgehangen. Die Jungs haben ihm „High Grade“ vorgespielt und die hat ihm wie es ausschaut ziemlich gut gefallen – so gut, dass er eine eigene Version davon machen wollte. Daraufhin haben wir den Beat ein bisschen neu geflipt, er hat das zuerst für sein Mixtape eingeplant und dann in schnellster Zeit aufgenommen. Später hat er ein Video online gestellt, auf dem er unter anderem mit unserem Track sein Mixtape anteasert, das wiederum ein Vorgeschmack zum neuen Album sein sollte – das alles war schon Ende 2013.
Da Redman kein großes Label bzw. Management hinter sich hat, sondern weitgehend für sich selbst herumhustlet, kriegt man natürlich schwer Infos. Wann das seit ewig angekündigte Album inklusive der Nummer tatsächlich erscheinen wird, bleibt eine unbeantwortete Frage…
"Heavyweight Sound" von den Wax Wreckaz ft. Dynamite MC ist bereits veröffentlicht.