Die ehemalige Stimme von Wolfsheim legt mit seinem zweiten Solo-Werk eine gelungene Neufindung vor.
In der ersten Reihe stehen ist für Sänger durchaus normal. Die erste Geige spielen sollte sich auch noch ausgehen. Unverkennbar erkannt zu werden, egal was sich so dahinter an Orchester-Werk tummelt rangiert hingegen in der Königsklasse. Peter Heppner ist ein solcher Geselle. Zwar kann er unerkannt im Kaffeehaus sitzen und die Weihnachtseinkäufe tätigen, aber wenn’s denn mal ans Mikrofon geht, ist es vorbei mit dem assoziationsfreien Raum.
Zu einem Gutteil liegt das an dem noch immer präsenten Hit „Die Flut“, den Heppner mit dem NDW-Helden Joachim Witt erarbeitet hat. Zudem kamen Kollaborationen mit Schiller, Milù oder Paul van Dyk, die den Meister wieder platzierten, diesmal auf Englisch. Doch eigentlich war seit 1987 mit Markus Reinhardt das Duo Wolfsheim und mit ihm zur Größe gewachsen. 2004 kam das schleichende Ende, das mittlerweile vom Gegenpart bestätigt ist. Das gab dem gegenwärtig 44-Jährigen unerwartet neue Freiräume. Ein echter Unterschied, denn wenn Heppner mit anderen Künstlern arbeitet, ist es ein Miteinander. Im Gegensatz dazu bleibt konsequent klar ausgesprochen die letzte Entscheidung beim Sänger, wenn Heppner als Lead-Künstler drauf steht. Nach einigem Überlegen und Probieren legte unter eigenem Namen los und brachte 2008 sein erstes Soloalbum namens – sic – „Solo“. Nachbesehen ist es für Heppner ein Mittelding, ein Kreuzungspunkt verschiedener Strassen und eine Aufarbeitung. Genau dort war ein klarer Punkt für den neuen, deutlich zielgerichteter geratenen Nachfolger „My Heart Of Stone“. Mit dem legendären Lothar Manteuffel der Helden von Rheingold und Dirk Riegner (Alice 2, Milù) an den Keyboards wurde der Longplayer auf Bahn gebracht. Schon bewährt von der letzten Tour brachten sich später mit Gitarrist Carsten Klatte (Project Pitchfork) und Schlagwerker Achim Färber (De/Vision, Phillip Boa) auch keine der Elektronik nonaffinen Geister ein. Was auch klar macht, wo die grundsätzliche Ausrichtung des Sounds liegt, ohne der eindimensionalen Nachhechelei zu erliegen. Textlich legt sich der Texter Heppner wieder nicht fest und bringt eine ausgewogene, wohldurchdachte Mischung Heimat und Großer Teich mit. Merklich kein Problem, in beiden Sprachen eindringlich die Betonung richtig zu setzen. Amüsant auch zu wissen, dass Manteuffel schon über eine Freundin bekannt war und selbst als man schon miteinander arbeitete, wusste Heppner nicht, welche Geschichte der gute Mann schon geschrieben hat.
Das kann dem Hörer schon zu Herzen gehen, wenn die klare und doch zerbrechliche Stimme von der weiten Sehnsucht nach den Dingen erzählt. Der Grundton Melancholie liegt Heppner. Wobei es ihm ausdrücklich wichtig war, nicht in die Dunkelheit abzutauchen oder leere Phrasen der Aggression walten zu lassen. Da der Kunstgriff zum einlullenden Wiegenlied mit gutem Charakter, dort die beschwörend hymnisch treibende Parabel zur Situation des Lebens. Der Lichtstreif am Horizont darf nicht nur sein und gegen ein Einhorn in Regenbogen-Farben ist ja mitunter auch nichts einzuwenden. Es ist Pop, im besten Sinne des Tons. Schönes Teil.