Rapper Bushido wurde mit einem Bambi als "Vorbild für Integration" geehrt. Dementsprechend wenig Freude macht sich bei den ewig Gedissten breit.
Wiesbaden war Schauplatz für die Preisverleihung des 63. Bambi, dem größten Medienpreis von Deutschland. Und wie schon vorprogrammiert gab es viel Lärm um die Auszeichnung für Bushido.
Der Skandalrapper bekam vom mächtigen Burda-Verlag die Ehrung um seine geglückten Verdienst als Vorbild für Integration. In der offiziellen Begründung der Bambi-Jury liest sich das dann so: „Bushido setzt sich ein gegen Gewalt und für ein respektvolles Miteinander in einer multikulturellen Gesellschaft." Ganz ähnlich warmherzige Worte fand Peter Maffay in seiner Laudatio über die Verdienste von Bushido. Dieser zeigte sich selbst bei der Dankesrede ungewohnt wortkarg und nicht im Klaren, ob er den Preis verdient hat. Aber natürlich ist Integration wichtig, wurde nochmals betont. Deutschlands Vordenker der Musikszene – Tim Renner – kommentierte das auch gleich mit: „Nach Bushidos Dankesrede frage ich mich, ob wir die Deutsche Sprache als Schlüssel zur Integration nicht doch ein wenig überbewerten…“
Per Facebook, Twitter & Co hat sich allerdings eine weit härtere Front gegen den Rapper und diesen Preis aufgetan. In Windeseile fanden sich weit über 10.000 Likes aus allen Richtungen wie Verbänden bis zur hochpolitischen Ebene, die sich entsetzt zeigen. Immerhin steht gerade Bushido mit seinen Texten für extremes Dissen, homophobe Angriffe und die Abwertung der Frau. Axel Hochrein als Sprecher des deutschen Lesben- und Schwulenverbandes stellte klar: „Burda leistet sich damit einen krassen Missgriff. Bushido hetzt seit Jahren gegen Homosexuelle und ruft in Liedtexten unverblümt zur Gewalt gegen Schwule auf. Gewalt und Hass verdienen keine Ehrungen, sondern müssen klipp und klar verurteilt werden.“ In das idente Horn bläst Claudia Roth vom „Terre Des Femmes“, einem Verband für Frauenrechte-Verband in einem offenen Brief und kritisiert die Art des Rappers „auf dem Rücken von Minderheiten große Kasse" zu machen: „Es ist mehr als verwunderlich, wenn ein Künstler wie Bushido für die Bambi-Jury als Vorbild für gelungene Integration gilt". Der bekannte Klassik-Interpret Bartolo Musil bringt seine Stimme ebenso gekonnt an die Adresse Burda, indem er ausführt: „… dass jemand, der frauen-, homosexuellen- und auch sonstiges minderheitenfeindliches Gedankengut so effizient in Umlauf gebracht hat wie "Bushido", einen Integrationspreis erhalten soll. Die Ausrede, Rap sei eine Kunstform, und er wolle mit seinen Texten aufrütteln, verfängt angesichts eines solchen Massenphänomens nicht. Selbst, wenn diese Behauptung in Hinblick auf die Absichten des "Künstlers" stimmen sollte (woran ich Zweifel anmelden möchte), muss man die Wirkung berücksichtigen, die diese Erzeugnisse auf seine Rezipienten haben; von diesen wird bestimmt niemand ernsthaft behaupten, sie seien von ihrer Intelligenz und Bildung ausreichend ausgestattet, um die behauptete Kunstabsicht zu erkennen. Nein, sie nehmen die zweifelhaften und gefährlichen Botschaften für bare Münze. Hier wird Gewalt, Sexismus und Zynismus gefördert. Ich kann beim besten Willen keine Leistung für Integration, welcher Art auch immer, erkennen.“ Dazu gab es allerorts saftige Zitate aus den klar offensiven Liedern des Rappers, die hier keinen Platz finden. Während der 33-jährige Angegriffene per Twitter die Kritiken als "erbärmlich" einstuft, sag sich der Burda Verlag zu einem weiteren Statement gezwungen. Dort wurde betont, dass man Rap als eine Kunstform sehe, der nun mal auch den Tabubruch als Stilmittel verwendet.
Was kommt jetzt wohl? Ein Spin-Doctor für den Rapper zum Breitschleifen des Profils samt Erhaltung eines gewissen Quentchens Aggro Street-Credibility? Das gediegene Swing-Album für den ihn dann schon liebenden Massenmarkt? Die Einkehr ins besinnlich Familiäre? Bekenntnisse, dass Oscar Wilde und Truman Capote die wahren Lieblings-Autoren sind? Oder gar die geheime Abschiebung in die Ösi-Alpen als Schirmherr honoris des Live Ball? U will hear the diss. Like it or not.