Fünf Jahre nach ihrer Gründung präsentiert die Grazer Band Kobrakasino ihr Debütalbum »Sonne, Mond & Dynamit« im Wiener Flucc. Das lange Warten auf die erste Album Release Show hat sich jedenfalls gelohnt. Nicht nur für Fans der ersten Stunde.
Kurz vor Showbeginn ist die Stimmung unterm Praterstern sehr ruhig. Die Besucher*innen stehen verstreut in der ehemaligen Unterführung, die Bandmitglieder von Kobrakasino lassen sich auch noch kurz blicken, um Freund*innen zu begrüßen. Die Atmosphäre wirkt sehr familiär. Es scheint als würden sich alle im Raum über maximal zwei Ecken kennen. Auch Eröffnungsact Fraeulein Astrid – schön verträumt mit Live-Drummer und Loop-Gerät – betont, wie lange sie die Band schon kennt. Wer in seiner Jugend ab und zu auf Bandwettbewerben war, wird nun vielleicht etwas skeptisch. Bewegt doch manchmal Sympathie eher Menschen zu solchen Abenden, als tatsächliches musikalisches Interesse. Als die selbsternannte Bubenband dann schließlich die Bühne betritt flackern diese Erinnerungen noch einmal auf. Kurze technische Unsicherheiten, die Gitarre, setzt etwas zu früh ein. Doch dann stellt sich schnell heraus, dass das mit einer Bubenband nicht mehr viel zu tun hat.
Ein Abend mit Freund*innen
Mit dem Titeltrack »Sonne, Mond & Dynamit« eröffnen Kobrakasino die Show und ziehen damit auch die letzten Leute von der Bar in die nun gut gefüllte Flucc Wanne. Eine kurze Begrüßung von Sänger Chris holt wieder zurück ins familiäre Umfeld, doch bleibt davon für den restlichen Abend nur mehr die guten Seiten. Keine Spur mehr von Bandwettbewerb, das ist ein richtiges Konzert. Die Band präsentiert sich klanglich voll und technisch solide, Licht und Sound sind gut abgestimmt, das Publikum von Anfang an begeistert. Obwohl die Band vorwiegend Songs aus dem neuen Album spielt, wirkt das schon sehr gut gereift. Man merkt, dass die Band in den letzten Wochen als Support auf Resi Reiners Deutschland Tour Erfahrung sammeln und sich einspielen konnte. Diese Zusammenarbeit beruht ebenfalls auf einer langen Freundschaft. Resi Reiner selbst ist im Track »Alleine« im Duett mit Gitarrist Cosbo am neuen Album zu hören, muss aber krankheitsbedingt bei der Show fehlen. Das tut der Stimmung jedoch keinen Abbruch. Kobrakasino liefern durch den ganzen Abend eine abwechslungsreiche Setlist, die das Album in seiner Gänze abbildet. Fans der ersten Stunde kamen dabei aber auch auf ihre Kosten. Die 2021 erschienene Single »Nur einen Tanz« war ebenso im Programm wie das »Slivowitz Kid« von 2019. Aber auch hier merkt man, dass die Bands weiter an den Songs gefeilt hat, um sie an den Gesamtsound der Show anzupassen.
Auf den Spuren von?
Doch was ist dieser Gesamtsound eigentlich? Kobrakasino finden sicherlich im großen Spektrum des Indie-Pop ihren Platz. Einige Songs erinnern stark an den »Magic Life« Sound von Bilderbuch. Ganz so einfach ist es jedoch nicht. Immer wieder denkt man sich während dem Konzert »das hab ich schon einmal wo gehört«. Doch die Vergleiche, die einem einfallen, kommen oft aus sehr unterschiedlichen Richtungen – Post-Punk bis Dream-Pop. Und das Outro von »H.O.F.« wirkt mit treibenden Drums und quietschenden Synths wie eine Hommage an die NDW-Größen der 1980er. Immer, wenn die Aufmerksamkeit während dem Abend abzudriften droht, kommt etwas Unerwartetes.
Nach dem Konzert bleibt ein Eindruck positiver Überraschung. Kobrakasino überzeugen nicht nur durch musikalische Vielfalt, sondern wirken dabei für ihre doch überschaubare Bühnenerfahrung sehr erfahren und professionell. Selbst bei Album Release Shows von renommierteren Künstler*innen hatte man durchaus schonmal das Gefühl, dass das Endprodukt noch ein bisschen mehr Zeit im Studio gebraucht hätte. Kobrakasino hingegen wirken reif für die Bühne mit einer Show, die Spaß macht und Lust auf mehr.
Das Debütalbum »Sonne, Mond & Dynamit« von Kobrakasino ist im September bei Problembär Records erschienen. Dominik Oswald berichtete für uns in seiner Kolumne Muttersprachennpop. Für Kurzentschlossene gibt es außerdem noch die Möglichkeit, die Band bei ihrer zweiten Album Release Show am 25.10. vor Heimpublikum im Orpheum Graz zu sehen.