Kollabo x Koop x Kollektiv

Donnerstag wird mit der Ausstellung "The House Of Drift" das diesjährige Sound:frame Festival im MAK eröffnet. The Gap hat sich mit Kuratorin Eva Fischer getroffen.

Worin liegt dann der Unterschied von Kollaboration und einem Kollektiv? Man könnte ja auch annehmen, dass The House of Drift eine Ausstellung ist, geschaffen aus einer Kollaboration zwischen Designerinnen, Sounddesignerinnen, Raumausstatterinnen, Visualisteninnen, ihren männlichen Kollegen, Helferleins etc., die dann alle namentlich genannt werden, um zu zeigen wer mit wem zusammen gearbeitet, also kollaboriert hat.

Dass wir gemeinsam mit Beteiligten aus unterschiedlichsten Sparten wie Mode, Fotografie, AV, kuratorische Praxis oder Sounddesign ein großes Projekt mit einem Endziel machen, begreife ich als eine kollektive Arbeit. Eine Kollaboration hingegen sehe ich eher in der Visualisierung Sound:frame x Hotel am Brilliantengrund oder einem Versus oder Featuring. Also wenn zwei eigenständige Positionen unterschiedliche Absichten und Ziele haben, sich aber dennoch für die jeweils eigenen Zwecke zusammenschließen. Die eigenständigen Gruppierungen bleiben jedoch erhalten.

Depart hatte die Grundidee für die Ausstellung im MAK. Sie lieferten eine Idee und einen Themenpool – Das kollektive Unterbewusstsein, das kollektive Bewusstsein, Eusozialität und Stammesriten. Ihre Videos und ihre Handschrift werden präsent sein. Siehst du die Ausstellung im MAK als künstlerische Position von Depart, die mit Hilfe von anderen Position realisiert wurde, oder als Arbeit eines Kollektivs?

Ich befürchtete zu Beginn, dass Departs Position möglicherweise zu präsent sein könnte und Hierarchien entstehen würden. Allerdings habe ich ihnen ganz freie Hand gelassen, auch mit dem Hintergrund, dass ich ihre künstlerischen Ansätze inhaltlich schon immer spannend fand. Am Ende glaube ich, dass jede Position auf die andere verweist und notwendig ist um die Arbeit so zu zeigen, wie sie am Donnerstag zu sehen sein wird!

Bestehen assoziative Verknüpfungspunkte zwischen dem inhaltlichen Themenpool und dem tatsächlichen Sound:frame Kollektiv?

Ich denke schon, dass das Team in den Jahren ein kollektives Bewusstsein geschaffen hat, wie ein Stamm. Ich weiß, das ist ein etwas naiver Zugang, aber wir reden schon immer von der Sound:frame – Familie. Wir treffen uns drei Monate vorher und je näher das Festival rückt, je näher kommen wir zusammen. Die Individuen fangen an sich gemeinsam im Kreis zu drehen – das hat dann in einem gewissen Sinn etwas Rituelles.

Was für einen persönlichen Bezug hast du zu Riten, Bräuchen und Traditionen? Bäuerliche Traditionen oder andere Erlebnisse?

Ich denke grade in Österreich kommt man da gar nicht dran vorbei. Ich komme aus einem kleinen Dorf in ländlicher Gegend und dort begegnet man selbstverständlich christlichen Traditionen. Außerdem habe ich mich in meiner Abschlussarbeit mit Underground Szenen der elektronischen Musikkultur beschäftigt: Wie in den 90er Jahren mit dem Techno die Gleichschaltung des Herzschlages einsetzte, und man zumindest am Wochenende das Individuum zu Hause lassen konnte und es im Club zunächst gar nicht so sehr darauf ankam sich abzuheben, sondern vielmehr in der Masse zu tanzen. Allerdings glaube ich, dass das heute schon wieder obsolet geworden ist.

Ich denke Technokultur lebt weiter und das Gemeinsame im Club findet immer wieder zu kurzen Formen und Momenten des Kollektiven. Wenn auch nicht in Wien, dazu ist sie Szene wohl zu zerstückelt beziehungsweise der eigene Interessenfokus der jeweiligen Labels, DJs und Betreiber zu unterschiedlich. Doch in vielen Clubs und Festivals sonst wo in der Welt begegnet man schon solchen kollektiven Momenten.

Ja bestimmt. Personen aus unterschiedlichen Lebensumständen wiederholen jedes Wochenende wieder einen Ritus gemeinsam. Wieso gehen wir zum Beispiel alle immer erst um 1.00 Uhr in den Club?

…oder andere um 10.00 in die Kirche.

Bis jetzt haben wir immer nur über ein Kollektiv als eine Ansammlung von Subjekten gesprochen. Bei Sound:frame stehen aber Kunstwerke, also Objekte aber auch immaterielle Dinge wie Licht und Sound im Zentrum. Wie weit scheint dir die Idee vertraut, dass die Dinge untereinander eine Beziehung eingehen, aber auch jeder Besucher eine Beziehung mit den Dingen eingehe kann. Glaubst du an so was wie ein Meta-Kollektiv?

Ich glaube schon, dass verschiedene Komponenten miteinander in Verbindung gebracht werden können. Das ist ja letztendlich das Konzept von Depart. Dass beispielsweise die Masken belebt werden, nicht nur das eine rituelle Produktion stattfindet, sondern auch dass ein Netz von Subjekt und Objekt gespannt wird. Fließende Verbindungen werden geschaffen. Man belebt die Dinge. Also auch wir, die versuchen alles in eine Beziehung zu setzen und eine Geschichte drum rum zu spinnen. Genau das werden wir Donnerstag forcieren.

The House of Drift

Eine Kooperation von Sound:frame und MAK

Vernissage: 4. April 2013

Ausstellung: 5. April – 21. April 2013

Bild(er) © Simon Hellmayr, Andreas Waldschütz
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