Alt ist der, der Altes tut. Kreisky gehören da nicht dazu – wie ihr siebtes Studioalbum »Adieu Unsterblichkeit« aufs Neue beweist.

Aus der unbeliebten Reihe »Probleme der vermeintlich Überprivilegierten«: Ageism im Rock. Die Betroffenen sind Kreisky, die zuletzt – etwa im Vorfeld des Popfests – immer wieder mit altherrlichen Attributen versehen wurden und deren »Ausdauer« als krasses Gegenteil zu jugendlichem Übermut und Spielfreude inszeniert wurde. Quasi als Verbraucher*inneninformation für eine stabile Wahl. Dass das natürlich ein ausgemachter Blödsinn ist, dafür braucht’s nur Hausverstand, als Informationsdienstleister liefern wir euch den Kontext dennoch frei Haus(verstand).
Man ist so alt …
Erstens: Soo (mit beliebig intensivem Vokalstretching) alt sind die vier auf dem feschen Foto da auch nicht. Die Gruppe feiert mit »Adieu Unsterblichkeit« zwar schon ihren Zwanziger, aber Alter ist immer auch in Relation zu setzen. Im Vergleich zu den Rolling Stones, quasi den britischen Kreisky (Vergleich mit Bauchweh, aber so von der Erzählung her), nuckeln sie nachgerade noch am Schnuller. Zweitens: Diese Musik ist einfach zeitgeistig. Selbstverständlich ist da in jeden Akkord »Kreisky« eingebrandet, wie alle guten aktuellen Rockbands fliegt der Wiener Vierer aber weiterhin über sämtliche mittlerweile ohnehin komplett abgebauten Genregrenzen hinweg, landet zwischen Artrock, Math, Kraut, Pop und Hippierock (manchmal braucht es alt klingende Worte, um modern klingenden Sound zu beschreiben, paradox!). Drittens: Dieser Franz Adrian Wenzl kann halt einfach texten, erkennt die Herausforderungen der Zeit (das machen »zu alte Gruppen« tendenziell eher nicht) und stülpt dem Album, etwa im Unterschied zum jugendlichen Vorgänger »Atlantis«, das Thema des Abgründigen, des Morbiden, der Vergänglichkeit, des Todes über.
Gut, das ist jetzt für unsere Anti-Aging-Argumentation ein bisschen eine Widersprüchlichkeit. Aber ist eine Frage, wie du damit umgehst – im Idealfall selbstironisch. Auch deshalb ist der Siebenminüter »Pedale« als erste Single sehr repräsentativ: Wenn dir als Bobo über 35 nichts mehr bleibt als die Wahl zwischen Siebträgerfaschismus und Rennradsportgruppe mit Wortspielnamen (»Piraden«), weißt du – das war’s jetzt mit der Unsterblichkeit.

Das Album »Adieu Unsterblichkeit« von Kreisky erscheint am 17. Oktober 2025 bei Wohnzimmer Records. Die nächsten Konzerttermine der Band lauten: 26. November, Wien, Wuk — 27. November, Graz, Orpheum — 28. November, Salzburg, Arge Kultur — 29. November, Linz, Stadtwerkstatt — 17. Dezember, Innsbruck, Treibhaus — 18. Dezember, Dornbirn, Spielboden — 19. Dezember, Ebensee, Kino — 20. Dezember, Steyr, Röda.