Landtagswahlen in Kärnten und Niederösterreich

Vor den Landtagswahlen in Kärnten und NÖ nimmt wenig überraschend auch die politische Aktivität in Social Media zu. Welche Auswirkungen haben die Rahmenbedingungen und Wahlkämpfe an sich in den Bundesländern auf Facebook und Twitter?

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Niederösterreich

Die Volkspartei NÖ zählt zu den erfolgreichsten Parteien in sozialen Netzwerken in Österreich und hat natürlich auch mit Abstand die größte Reichweite im eigenen Bundesland. Das spiegelt sich im professionellen Facebook-Auftritt der Partei wider. Die Timeline ist bis in die 40er Jahre gepflegt. Anlässlich der Landtagswahl wurden die Aktivitäten nochmals intensiviert und seit Jahresbeginn mit Unterstützung von Facebook Ads über 3.000 neue Fans gewonnen. Die hohe Interaktion ist – selbst wenn es nur Funktionäre sind – ein Indikator für die Mobilisierungsfähigkeit der Partei. Während Kommentare unter den Postings erlaubt sind, ist die Möglichkeit selbst Pinnwandeinträge zu hinterlassen jedoch gesperrt. Ganz so ernst meint man es dann also vielleicht doch nicht mit dem Dialog mit dem Bürger. Im Politometer reicht der Pröll-Wahlkampf sogar bundesweit fast für Platz Eins.

Das wird nur von Team Stronach vereitelt, dessen Page bereits seit Anfang 2013 das Ranking anführt. In einem Tab sind die Seiten der Bundesländer bequem ohne Suche anzusteuern. Auch der auf das Bundesland Niederösterreich abgestimmte Auftritt konnte innerhalb kurzer Zeit bereits über 2.000 Fans gewinnen und trägt damit im Vergleich zu den anderen Parteien das Duell Pröll gegen Stronach im entsprechenden Verhältnis in sich.

Die https://www.facebook.com/Spoe.Niederoesterreich wirbt online und in einem Facebook-Tab v.a. für einen zu gewinnenden FIAT 500 und hat vielleicht deswegen überraschend viele Fans (~ 3,000). Aber auch hier wird nicht besonders viel Wert auf Dialog gelegt, Pinnwandeinträge sind zwar erlaubt, werden aber großteils ignoriert.

Die Grünen haben kaum Reichweite auf Facebook, keinen Twitter-Account und sind in NÖ in Social Media genauso irrelevant wie die Piraten, die zwar nur im Bezirk Gänserndorf antreten, aber online gar nicht so fit sind, wie gemeinhin angenommen wird.

Unterboten wird das noch von Barbara Rosenkranz und ihrer Partei (FPÖ), deren Ertüchtigung im Weltnetz, nicht ausreicht um ihre heimatlich-sozialen Netzwerke mit der Sorgfalt einer ordentlichen Hausfrau pflegen zu können.

Kärnten

So überragend die ÖVP in NÖ ist, so mickrig präsentiert sie sich in Kärnten und wirkt dabei weder authentisch noch aktiv. Die Konsequenz es einfach bleiben zu lassen, fehlt der Partei. Mann ist auf Facebook. Damit unterscheidet sich die Partei im negativen Sinn von ihren Mitbewerberinnen, die Social Media vergleichsweise sehr gut nützen, was sicher auch durch das Plakatverbot begünstigt ist, das zu einem höheren Engagement in den sozialen Netzwerken anspornt.

Mit Peter Kaiser hat die SPÖ in Kärnten einen erstaunlichen Ausreißer, der es bundesweit in die Top 10 des Politometer-Politiker_innen-Rankings (6,000+ Facebook Fans) schafft, obwohl er außerhalb des Landes weitgehend unbekannt sein dürfte. Die betont seriöse Kommunikation steht in grobem Gegensatz zur FPK, die grell und plakativ mit Leberkäse, Nudelparty und Discobowling zum persönlichen Kontakt einlädt. Auch die Grünen sind im Vergleich zu NÖ und Bundesebene sehr fit in Facebook. Die generelle Stärke der Grünen ist auch durch inhaltliche Unterstützung des Bundesauslands spürbar. Im Politometer (Platz 9) liegen die Grünen in der Kärnten-Wertung damit sogar noch vor der FPK auf Platz 1.

Mit Platz 12 im Politometer ist auch die Kärntner Piratenpartei vergleichsweise stark unterwegs mit. Auf der Facebook-Page (~2.000 Fans) sind dann auch die werblichen Inhalte zu finden, die auf der Website fehlen. Der letzte Satz lässt sich wortgleich auf das Team Stronach anwenden.

Das BZÖ verstößt mit ihrem Wahlkampf-Profil (keine Page) zwar gegen die Facebook-Richtlinien, aber mit 800 Freunden ist das BZÖ hier auch nicht relevant, ebenso wenig wie die Facebook-Page des Spitzenkandidaten Josef Bucher (~ 800 Fans). Twitterte Petzner nicht selbst, wäre die Partei in Social Media praktisch nicht existent.

Twitter

Die Rolle von Twitter in den Landtagswahlkämpfen ist bestenfalls bescheiden, wenn nicht sogar kontraproduktiv. Es gibt kaum Personen, die diesen Kanal adäquat benützen. Die Aktivität der Parteien ist sowohl auf Landes- als auch Bundesebene vernachlässigbar, auch wenn die Anzahl der Followers manchmal eine relevante Größenordnung erreicht, ist das inhaltliche Management und Engagement messbar gering.

Der Fokus der Aktivitäten liegt ganz auf Facebook, aber auch hier nehmen im Vergleich zu anderen Marken politischen Parteien eher eine Nebenrolle ein. Team Stronach (Platz 1 im Politometer) schafft im Social Media Ranking gerade einmal Top 200 (Platz 193).

Zusammengefasst

Das Engagement der Parteien in Social Media ist wesentlich höher als noch in den Vorjahren und auch im Verlauf des Wahlkampfs, kann an den sich verändernden Werten des Politometers abgelesen werden, dass die Parteien hier einige Energie investieren. Wir dürfen gespannt sein, ob dieses Level nach den Wahlen gehalten wird oder ob das politische Tagesgeschäft der Bundesländer wieder abseits sozialer Netzwerke stattfindet.

Einer Sache können wir uns aber sicher sein: Spätestens bei den nächsten Wahlen wird das Interesse am Dialog mit der Bevölkerung wieder sprunghaft zunehmen.

www.politometer.at

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